Dinotod: Tannenbergs vierter Fall
dargestellt?“
„Sie hat doch bei einer Besprechung vor kurzem selbst gesagt, dass sie eine mögliche Gefährdung ihrer eigenen Person deshalb ausschließen könne, weil sie als LKA-Mitarbeiterin für den Mörder ein viel zu großes Risiko darstellen würde.“
„Genau. Und außerdem ist sie ja aufgrund des Täterprofils gar nicht im potentiellen Opferfokus – wie sie es, glaub ich jedenfalls, genannt hatte“, ergänzte Michael Schauß und erfuhr umgehend eine inhaltliche Unterstützung von Seiten seiner Ehefrau: „Stimmt, Mischa. Und zwar deshalb, weil der Täter es nur auf solche Frauen abgesehen habe, die in der Öffentlichkeit als engagierte Emanzen auftreten würden – zu denen sie ja nicht gehört.“
„Meint sie jedenfalls“, brummte Tannenberg leise vor sich hin.
Adalbert Fouquet schienen diese Argumente nicht gänzlich zu überzeugen. „Aber sie hat nun mal diesen verflixten Doppelnamen: Glück-Mankowski! Und die beiden ersten Opfer haben doch auch einen.“
Tannenberg begann plötzlich zu husten. Er hatte sich verschluckt, als er an seinem Kaffee geschlürft hatte. Tränen schossen ihm in die Augen. Geistesgegenwärtig klopfte ihm Sabrina mit der Hand auf den Rücken.
„Geht schon“, bekundete Tannenberg in einer ungewohnt hohen Tonlage. „Wo ist sie denn eigentlich?“
Die anwesenden Mitarbeiter des K 1 zuckten unwissend mit den Schultern.
„Ach, Chef, die steht bestimmt irgendwo zwischen Mainz und Kaiserslautern im Stau“, bemerkte Petra Flockerzie gelassen.
Tannenberg räusperte sich. „Komm, versuch sie mal anzurufen. Normalerweise ist sie doch immer pünktlich am Montagmorgen hier gewesen.“
Die Sekretärin schickte sich an, den Raum zu verlassen. Tannenberg rief ihr nach: „Und versuch’s auch mal in ihrem Hotel am Stadtpark.“
„Vielleicht liegt sie ja auch schon als drittes Opfer auf der Gartenschau“, warf Kriminalhauptmeister Geiger grinsend ein.
16
Kurz nachdem Peter Walther das Amtsgericht-Gebäude verlassen hatte, hatte es bereits zu tröpfeln begonnen. Nur wenig später hatten sich die dicken schwarzen Regenwolken geöffnet und ihren Inhalt wie aus Kübeln über die geschäftig dahineilenden Menschen geschüttet. Noch bevor er die für diese Jahreszeit recht ungewöhnliche Wetterkapriole allerdings richtig wahrgenommen hatte, war der ganze Spuk schon wieder vorüber gewesen.
Er hatte sich in der Eisenbahnstraße unter ein Vordach gestellt und den Platzregen interessiert dabei beobachtet, wie er von starken Windböen unterstützt seine prallen Regentropfen nahezu waagrecht durch die übervölkerten Häuserschluchten gepeitscht hatte.
Nun sog er genüsslich die frische, feuchte Luft in seinen verschwitzten Körper und labte sich an der ersehnten Abkühlung. Mit einem Papiertaschentuch polierte er die beschlagenen und stark benetzten Brillengläser. Dann blickte er sich um.
Er stand direkt vor einem Reisebüro, dessen verführerische Schaufensterauslage ihn mit farbenprächtigen, großformatigen Fotos magisch in ihren Bann zog. Wie lüsterne Spanner bohrten sich seine Augen in die traumhaften Sandstrände der Karibik und bestaunten Surfer, die scheinbar ohne die geringste körperliche Anstrengung auf majestätischen, meterhohen Brandungswellen ritten.
Wieso denn eigentlich nicht?, sagte er plötzlich zu sich selbst. Warum um alles in der Welt soll ich jetzt eigentlich nicht in dieses Reisebüro gehen und mir ein paar Urlaubs-Kataloge besorgen? Das ist wohl völlig normal, oder?
Nachdem er sich einige Hochglanzprospekte aus den Regalen gefischt hatte, verstaute er sie dann aber doch sicherheitshalber umgehend in seiner Aktentasche und machte sich mit der Begründung, lediglich unverbindliche Informationen beschaffen zu wollen, sogleich auf den Nachhauseweg.
Er ging aber nicht auf den sonst üblichen, ritualisierten Pfaden durch die Altstadt hinauf zu dem im Almenweg gelegenen Zweifamilienhaus seiner Schwiegermutter, sondern er folgte willenlos einem spontanen Impuls, der ihn zum Kolpingplatz führte, wo er es sich auf einer Parkbank gemütlich machte. Mit einer auf der Sitzfläche ausgebreiteten Plastiktüte, die er immer in seiner Tasche mitführte, schaffte er sich auf der vor Nässe triefenden Holzbank ein trockenes Plätzchen.
Dann ließ er sich langsam darauf niedersinken, öffnete die Aktentasche, kramte seine Thermoskanne und die dazugehörige Henkeltasse hervor, schenkte sich ein und nahm einen tiefen Schluck starken, rabenschwarzen Kaffee. Sein
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