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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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schwebte über die in einen breiten Talkessel eingebettete Barbarossastadt hinweg zum Donnersbergmassiv, wo er einige Sekunden lang verharrte.
    Pauls Augenpaar dagegen verfolgte ein vierstrahliges Transportflugzeug, das von Osten kommend das Stadtgebiet überquerte. „Siehst du, Brüderlein, das können wir jetzt auch bald alles machen.“
    Peter riss seinen Blick vom Donnersberg los und drehte sich mit gefalteter Stirn zu seinem Bruder um. „Was?“
    „Na, Fernreisen zum Beispiel.“ Als Peter anscheinend immer noch nicht recht verstand, auf was sein jüngerer Bruder hinauswollte, schob dieser schnell nach: „Fliegen. Einfach wegfliegen. In ferne Länder. Urlaub machen. Das können wir uns jetzt alles leisten.“
    „Ach so. Ja, ja.“
    Peters Gesichtszüge spiegelten den Melancholieschub wieder, der gerade eben über ihn hergefallen war. Paul registrierte sofort die veränderte Befindlichkeit seines Bruders. Er legte ihm deshalb seinen Arm um die Schulter und zog ihn ein wenig zu sich heran.
    „Komm, alter Junge, was soll’s. Helene ist nun einmal tot und wird auch nicht mehr lebendig. Egal wie sehr du dich darüber grämst.“ Er rüttelte ihn. „Aber wir leben! Und das ist doch das Entscheidende!“
    Kommentarlos bohrte sich Peters trauriger Blick in eine blattlose Eichenkrone.
    „Mensch, Junge, wenn man die Sache mal objektiv betrachtet, ist das alles doch ein totaler Glücksfall für uns.“ Paul warf seinen Kopf nach rechts, taxierte das brüderliche Gesicht. Dabei lachte er. „Das war wirklich ein Glücks-Fall für uns! Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. So ein Zufall! Landet die doch tatsächlich auf dem Rücken dieses Stacheldinos. Irre!“
    „Komm sei still!“
    „Ach Gott, Peter, jetzt hab dich mal nicht so! Was soll’s? Unser Plan funktioniert schließlich wunderbar! Du hast doch bestimmt auch die Zeitungen gelesen, oder?“
    „Klar“, gab Peter mit gepresster Stimme zurück.
    „Na also, siehst du. Für die Bullen ist das zunächst ein mysteriöser Mordfall, der durch die glücklichen Begleitumstände und die Presse in eine ganz bestimmte Ermittlungsrichtung gedrängt wird: Emanze mit Doppelnamen, im Dinopark gefunden, mit Würfeln und einem Spruch im Mund. Die Reaktionen zeigen, dass unsere Finte wunderbar funktioniert. Jedenfalls bisher funktioniert hat.“ Paul seufzte, durchfurchte mit der linken Hand seine dichten braunen Haare, strich sich über die dunklen Stoppeln seines Drei-Tage-Bartes. „Aber ..., es gibt da ein Problem.“
    Verwundert wandte sich Peter zu ihm um. Er stand nun mit dem Rücken an die verwitterte Sandsteinmauer des Aussichtsturms gelehnt, und damit seinem Bruder direkt gegenüber.
    „Welches, Paul?“, fragte er mit großen Augen.
    „Kein Grund zur Panik. Ein Problem, für das ich schon eine Lösung parat habe.“
    „Welches Problem, welche Lösung?“
    „Wir müssen diese falsche Spur – die ja von dir wegführt, liebes Bruderherz! Daran solltest du immer denken! – füttern!“
    „Wie füttern?“ Peters, durch die anstrengende körperliche Betätigung bedingte Hautröte wich mit einem Mal völlig aus seinem Gesicht und wurde durch gräuliche Blässe ersetzt. „Du meinst doch nicht etwa?“ Entsetzt warf er beide Handflächen auf Wangen und Ohren, so als wolle er damit pantomimisch zum Ausdruck bringen, fortan nichts mehr hören zu wollen.
    „Doch, genau das mein ich.“
    „Nein, Paul, nein!“ Mit wilden Bewegungen schüttelte er den Kopf.
    Paul griff ihn am Revers seines Mantels, versuchte ihn mit aller Kraft zu beruhigen. „Es muss sein! Ich hab lange darüber nachgedacht. Es muss sein! Es steht zu viel auf dem Spiel! Damit die falsche Fährte auch schön heiß bleibt, brauchen wir einen weiteren Köder.“
    Peters pendelnder Kopf wollte partout nicht zur Ruhe kommen. „Nein, nein, nein“, jammerte er litaneienartig vor sich hin.
    „Doch! Oder willst du etwa für 15 lange Jahre ins Gefängnis wandern? Wegen dieser gehässigen, habgierigen Kuh, die uns keinen Cent von ihrem Reichtum abgeben wollte. Die ist doch selbst an ihrem Schicksal schuld. Die hat uns um unser Erbe betrogen! Und deshalb hat sie den Tod mehr als verdient!“
    In Peters Körper kehrte langsam die Ruhe zurück.
    Paul öffnete seinen festen Griff, atmete tief durch. „Du musst dich um die Sache überhaupt nicht kümmern. Ich mach das alles – auch für dich, Peter. Daran musst du wirklich immer denken!“ Mit deutlich schärferem Ton wiederholte er: „Auch für dich,

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