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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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sondern lächelte nur still vor sich hin. Er war ihnen nicht böse. Sie konnten ja nicht ahnen, wie sehr er sich durch seine Erbschaft verändert hatte, wie sehr er dadurch zu einem anderen Menschen geworden war, wie erhaben er sich ihnen gegenüber fühlte und wie leicht er ihnen auf einmal ihre Missetaten verzeihen konnte.
    Mit jedem Kollegen, der ihm in der Eingangshalle oder in den Fluren entgegenkam, wurde er selbstbewusster. Schließlich war es ihm ziemlich egal, ob die Kollegen sein verändertes Wesen registrierten oder nicht.
    Ich bin einfach glücklich! Ja, seht her, euer Peter Walther, den ihr immer so schön gemobbt habt, ist glücklich! Warum sollte ich ihnen denn dieses überaus schöne Gefühl nicht zeigen? Schließlich kann niemand den Grund dafür wissen, warum es mir so ausgesprochen gut geht! Sollen sie sich doch ihre Schandmäuler zerreißen! Sollen diese kleinkarierten Spießbürger doch denken, was sie wollen!
    Kurz vor seinem Dienstzimmer schwenkte er, einem dringlichen Bedürfnis folgend, zur Toilette. Er hatte kaum auf der kalten Klobrille Platz genommen, als er hörte, wie zwei ins Gespräch vertiefte Männer den Raum betraten. Peter verhielt sich mucksmäuschenstill, traute sich kaum mehr zu atmen. Das Gespräch drehte sich um ihn.
    „Sag mal, was ist denn eigentlich mit dem Walther los?“, fragte eine bärige Stimme.
    „Keine Ahnung. Ich hab aber den Eindruck, dass der jetzt vollends durchdreht. Ich weiß auch warum.“
    „Warum?“
    „Vor kurzem hab ich irgendwo gelesen, dass, wenn sich so ein kleiner, abgeschlaffter Korinthenkacker wie der Walther, der garantiert keinen mehr hochkriegt, in seiner Not Viagra kauft, sich seine Persönlichkeit total verändert. Manche wussten nachher sogar nicht einmal mehr, ob sie Männlein oder Weiblein waren!“
    Peter wollte sich dem grölenden Gelächter seiner Kollegen verständlicherweise nicht anschließen.
    Warum müssen diese Kerle ihre blöden Späße immer nur über mich machen?, fragte er sich kopfschüttelnd. Aber damit ist jetzt endgültig Schluss!
    Einem spontanen Impuls folgend, verschob er die Verrichtung seiner Notdurft auf einen späteren Zeitpunkt, raffte schnell die Hose nach oben und öffnete, noch bevor er den Reißverschluss ganz nach oben gezogen hatte, geräuschvoll die Kabinentür.
    Den verdutzten Kollegen rief er bedeutend lauter als nötig „Mahlzeit“ entgegen und verließ daraufhin mit stolz emporgerecktem Haupte die Männertoilette.
     
    Bereits ein paar Stunden später musste er feststellen, dass es sich bei seiner morgendlichen Prognose, heute einen ganz besonders schönen Tag erleben zu dürfen, leider um eine grandiose Fehleinschätzung gehandelt hatte.
    Was war passiert?
    Paul hatte ihn angerufen und ihm lapidar mitgeteilt, dass er ihn direkt nach Dienstschluss am Waldschlösschen erwarte. Sie waren auf der Straße zum Bremerhof entlanggefahren, bis Paul plötzlich in einen etwas versteckten Waldparkplatz einbog.
    „Wir brauchen noch ein weiteres Opfer“, hatte er ohne Umschweife verkündet.
    Peter wollte seine Aussage zunächst nicht wahrhaben.
    „Du machst doch gerade einen Scherz, oder?“
    „Nein, Brüderlein, nein“, entgegnete er mit einer Eiseskälte in der Stimme, die Peter trotz der hochsommerlichen Temperaturen am ganzen Körper frösteln ließ.
    „Das meinst du doch nicht wirklich. Unser Plan funktioniert doch perfekt.“
    „Perfekt?“, gab Paul mit einem höhnischen Lachen zurück. „Nein, perfekt ist unser Plan erst dann gelungen, wenn wir die von uns ausgelegte falsche Fährte durch eine weitere Doppelnamen-Emanze gekrönt haben.“
    „Gekrönt?“ Peter drehte sich seinem neben ihm sitzenden Bruder zu, griff ihn an der Schulter. „Du bist verrückt! Das ist doch viel zu gefährlich!“
    „Von wegen gefährlich. Wenn wir nichts tun, wird es gefährlich für uns. Deshalb werde ich demnächst noch einmal zuschlagen.“
    „Mensch, Paul, zwei Tote sind doch wirklich genug!“
    „Mach dir nicht gleich ins Hemd. Täglich sterben viele, viele Menschen auf dieser schönen Welt. Da kommt es doch auf eine mehr oder weniger wirklich nicht an. Hast du etwa noch nie davon gehört, dass die Erde sowieso völlig überbevölkert ist?“
    „Und ... wer?“, stammelte Peter mit eingefrorener Mimik vor sich hin.
    „Ach, ich hab da schon eine im Visier“, bemerkte Paul eher beiläufig. „Die beobachte ich schon länger. Das ist auch eine von diesem komischen Emanzen-Kongress.“
    Peter wusste nicht

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