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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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aufhorchen. Danach war der Rast- und Lagerplatz bis zum Tage des Leichenfundes den Sintis zugewiesen worden.
    »Und wann sind sie weitergezogen?« wollte Freiberg noch wissen.
    »Zur Schlußabnahme war eine Familie mit Wohnanhängergespann zurückgeblieben – die anderen waren wohl schon länger weg«, erklärte der Mann vom Ordnungsamt, ohne sich besonders zu engagieren.
    »Und wohin, bitte?«
    »Ich meine, sie hätten was von Belgien gesagt. Bei Brüssel soll in der nächsten Zeit ein größeres Treffen stattfinden. Aber darum hatten wir uns nicht zu kümmern, die haben alles sehr ordentlich zurückgelassen. Wir haben auch keinerlei Beschwerden bekommen.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Freiberg und gab auf die Frage nach dem Grund des Anrufs nur die vage Auskunft: »Nichts Besonderes – Aufenthaltsermittlung.«
    »Bitte nicht auch das noch!« stöhnte Lupus. »Fahrendes Volk hat noch nie einen Fall einfacher gemacht.«
    Freiberg überlegte kurz. »Ich werd’ mal unseren Freund Boeremans bitten, herumzuhören, ob er die Gruppe vom Beueler Ufer in Brüssel auftreiben kann.«
    Die Runde hatte schon eine ganze Weile ergebnislos diskutiert und Theorien verworfen, als das Telefon im Vorzimmer und auf Freibergs Schreibtisch klingelte. Das wird der Rück ruf von Boeremans sein, dachte Freiberg, meldete sich und drückte den Lautsprecherknopf. Wenn eine Ermittlung lief und die Mitarbeiter im Zimmer waren, vermied er es, einseitig stumme Gespräche zu führen.
    »Spricht dort ein Herr von der Kriminalpolizei?« meldete sich eine Frauenstimme.
    »Ja, Kriminalhauptkommissar Freiberg am Apparat.«
    »Ich habe da etwas in der Zeitung gelesen und auch Fotos gesehen, ganz schlimm – tres cruelles, wirklich.« Die Frau sprach sehr langsam und betont deutlich.
    Lupus grinste.
    »Möchten Sie sich beschweren? – Dann darf ich Sie bitten, sich an den Chefredakteur des Blattes zu wenden. Die Kriminalpolizei hat keinen Einfluß darauf, welche Texte und Bilder veröffentlicht werden«, sagte Freiberg.
    »Nein, so habe ich das nicht gemeint. Diese Bilder waren ja schon vor ein paar Tagen in der Zeitung. Aber erst heute morgen habe ich Fotos von dem Ring…«
    Die Tischrunde blickte auf. Lupus’ Grinsen wirkte wie festgefroren.
    »Sie meinen den Schlangenring von der Toten aus dem Rhein?«
    »Ja, den Ring meine ich.«
    »Und Sie wissen, wem er gehört?«
    »Nein, das nicht; mais je me souviens, pardon, – ich erinnere, ich habe einen solchen Ring an der Hand einer Dame gesehen.«
    »Sehr interessant, gnädige Frau. Wann und wo soll das gewesen sein?«
    »Das ist; es war – wir haben ja als Diplomaten so viele Verpflichtungen – also es war ein Nationalfeiertag oder so. Ja, es war ein Empfang in der Residenz vom rumänischen Botschafter. In seinem Land sind ganz schlimme Dinge vorgefallen. Sie wissen; aber der Botschafter und seine Gattin sind reizende Leute, kultiviert, comme il faut.«
    »Trug den Ring jemand, der zur Botschaft gehört?«
    »Nein, das bestimmt nicht. Ein Gast muß es gewesen sein – eine schöne Frau.«
    »War sie Europäerin?«
    »Nein. Die Dame kam aus Asien. Die Frauen kenne ich gut. Wir hatten Station in Jakarta, daher. – Aber auf dieser Party habe ich die Dame nur einmal gesehen, dann nicht mehr, viel Gedränge – vous savez.«
    Freiberg sah, daß Fräulein Kuhnert zum Notizblock gegriffen hatte und mitstenografierte. Er nickte ihr bestätigend zu und sagte: »Wäre es Ihnen recht, gnädige Frau, wenn ich Sie aufsuche? Dann könnten wir die Angelegenheit in Ruhe besprechen.«
    Nach einer Pause kam die gestelzt klingende Antwort: »Ich möchte Sie bitten, davon ganz und gar abzusehen. Kontakte mit der deutschen Polizei gehören nicht zu den Aufgaben von Diplomatenfrauen.«
    »Dafür habe ich volles Verständnis«, sagte Freiberg und verbeugte sich schmunzelnd hinter dem Schreibtisch.
    Lupus tippte sich zwei-, dreimal mit dem Zeigefinger an seine Stirn. Fräulein Kuhnert schrieb eifrig mit und wartete gespannt auf die nächsten Worte.
    »Vielleicht, gnädige Frau«, fuhr Freiberg fort, »können Sie mir noch sagen, warum Ihnen der Ring aufgefallen ist.«
    »Das kann ich genau sagen, sehr genau. Die Dame hatte ein Glas Champagner in der Hand und grüßte meinen Mann sehr herzlich. Ich stand daneben und schaute.«
    »Und so hatten Sie Gelegenheit, den Ring genau zu betrachten?«
    »Ich habe den Ring und die Dame genau besehen; und das ist alles, was ich weiß.«
    »Haben Sie Grund zu der Annahme, daß Ihr Herr

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