Diplomat Im Abseits
Beifahrersitzes zurück und genoß Moskitos begehrliche Blicke. Als er ihre Schenkel auseinanderdrückte, kam sie ihm entgegen, um ihn gleich darauf energisch zurückzustoßen. »Nicht hier, Darling. Fahr erst los, aber vorsichtig – du hast eine teure Fracht im Auto.«
Er lachte und gab Gas. »Meine Insassen sind versichert.«
Sie rümpfte die Nase. »Aber Shiva Natraj nicht.«
»Hast du ihn tatsächlich mitgebracht?«
»Ja, und ein paar andere Kostbarkeiten auch; vergoldete Buddhas – einer schöner als der andere, Silberschalen und Jadestücke – nur vom Besten. Die Mönche verscherbeln alles, was sich zu Geld machen läßt. Und was nicht verkauft wird, findet auf anderen Wegen seine Liebhaber.«
»Meine Kundin in Bonn wartet schon mit Sehnsucht auf Shiva. Wenn der tanzende Gott so gut ist, wie du ihn beschrieben hast, bringt er glatt fünfzigtausend – Dollar, my dear!«
»Du wirst sehen, Shiva Natraj ist noch schöner, als du ihn dir vorstellen kannst.«
Die Fahrt schien kein Ende zu nehmen. Mochten auch noch so viele Parallelstraßen von Nord nach Süd führen, auf allen ging es langsam voran. Es war egal, ob man die Alster über Rotherbaum oder Uhlenhorst umfuhr; die Altstadt zu erreichen dauerte seine Zeit. Um im Gewirr der Einbahnstraßen bis zum Hopfenmarkt, Neue Burg, vorzudringen, war Ortskenntnis gefragt. Paolo Muskitus hatte sie.
Sein Asiatica-Geschäft gegenüber von St. Nicolai war gut zu erreichen; auch vom Fleet aus konnte er sein Vorratslager beschicken. Die Scherengitter der Schaufenster hatten sich am frühen Abend automatisch geschlossen. Die dahinter leuchtenden Spotlights ließen die Auslagen besonders wertvoll erscheinen.
Das Appartement im Obergeschoß direkt über dem Geschäft war nur wenigen bekannt. Metalljalousien sicherten die Fenster; in den Türen griffen dreifache Bolzenschlösser in die metallverstärkten Rahmen. Der Wohnraum war mit feinsten Schnitzwerkmöbeln aus Hinterindien ausgestattet, gerahmte Seidenmalereien schmückten die Wände und ein für die Tigerjagd dekoriertes Holzschaukelpferd starrte mit groß gemalten Augen zwei Kathputli-Puppen an.
Moskito hatte den Koffer abgestellt und drängte darauf, daß Amara ihm den Gott des Tanzes zeigte. Sie reagierte ungeduldig: »Du weißt, nach einem Vierzehnstundenflug muß ich erst unter die Dusche.«
»Darf ich schon das Bordcase…«
»Nein!« rief sie wütend. »Mich solltest du anschauen. – Ich kenne da einen Herrn, der andere Prioritäten setzt und nicht nur im Auto meint, er müsse die Liebe neu erfinden.«
Moskito lachte auf. »Ha, ha, du bist scharf – was?«
Amara antwortete nicht; nur das Duschwasser rauschte.
Moskito zog sich blitzschnell aus und warf die Kleidung über das hölzerne Pferd. Dann stürmte er mit einem Schrei, der sogar Karatekämpfer erschreckt hätte, in das Bad und sprang unter die Dusche.
Amara klammerte sich an ihn. »Willst du mich umbringen?«
»Jetzt werd’ ich dir die Diplomatensoße abseifen, mein fliegender Glücksdrache – und dann wird der Schatz gesucht.«
Sie trommelte mit den Fäusten auf seinen Rücken. »O ja, bitte such ihn – schnell!«
Das breite Futonbett hinter dem Paravent aus Shisham-Holz hatte schon manchen Sturm erlebt, aber dieser stellte alles Gewesene in den Schatten. Amara ließ Moskito einmal mehr erfahren, was südostasiatische Liebeskunst bedeutet: wilde Lust – überraschendes Stellungsspiel und vollkommene Hingabe.
Was für ein Frikassee boten dagegen doch die einheimischen Hühner.
Moskito wußte, wovon er sprach, als er Amara zu sich herunterzog und flüsterte: »Jeder Mann, der dir ausgeliefert ist, hört auf zu sein – du löschst ihn aus.«
»Ich bin nur eine Frau – manchmal eine hingebungsvolle Frau«, sagte sie und ließ noch einmal Mund und Hände spielen.
Als er ermattet neben ihr lag, fragte er: »Was wird nun mit dem Diplomaten; steigt er ein ins Geschäft?«
Sie sah zur Zimmerdecke. »Ich habe den Köder ausgelegt, und er hat angebissen.«
»Und der Preis?«
»Er ist ein Narr. ›Du weißt, meine Mittel sind beschränkt.‹, hat er gesagt – als ob es darum ginge.« Sie wandte Moskito den Kopf zu, und ein leichtes Lächeln umspielte ihren Mund. »Er wird mich heiraten – und dann wird er tun, was ich will.«
»Ohne Heirat, meinst du, geht es nicht?« Seine Stimme verriet Unmut.
»Vielleicht; aber mein Vater will nicht, daß seine Tochter im Konkubinat verkommt; er wünscht Sicherheit für sein Kind. Wir leben nach
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