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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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anderen Grundsätzen und Gesetzen als ihr Europäer. Eine Frau, die mit einem Fremden zusammenlebt, gilt als Hure und wird verstoßen – oder wird zur Sklavin in der eigenen Familie.«
    »Nun, du bist erfahren genug, um zu wissen, was gut für dich ist. Aber…«
    »Kein aber – zwischen uns bleibt alles, wie es ist. Durch meinen Job bin ich mehr in Europa als in der Heimat. Der Adelsmann hat bereits zugestimmt, daß ich weiterhin als Purserette bei der Swirna-Airline arbeite. – Und den Zahn mit Afrika, den habe ich ihm gleich gezogen.«
    »Afrika? Wieso Afrika?«
    »Er meint, er könnte dort bald Botschafter werden. Ich habe ihm klipp und klar gesagt, daß ich unter keinen Umständen mitgehe.«
    »Und?«
    »Er hat auch das geschluckt. – Der schluckt alles, wenn er sich zu mir legen darf.«
    »Durfte er das auch in der letzten Nacht vor dem Abflug?« In Moskitos Frage klang Eifersucht mit.
    Sie lächelte überlegen: »Er hätte es gedurft; aber das Essen bei meinen Eltern und vor allem die von mir gereichten Drinks sind ihm nicht bekommen. Der Herr war ziemlich out of mind. – So bin ich dir fast unberührt zugeflogen – allerdings ohne ärztliches Attest.«
    Die letzten Worte ließen Moskito schon wieder ans Geschäft denken. »Dieser alte Bock von Naval sitzt mir im Nacken. Der Vampir braucht frisches Blut. – Im Ernst, wir haben nicht viel Zeit; der könnte uns große Schwierigkeiten machen. Der Boykott bei Felicidad ließe sich ja noch verkraften, aber wenn seine Leute unsere Asiaticaläden zertrümmern, sind wir erledigt. – Morgen fahren wir erst einmal für ein paar Tage nach Bonn, um Shiva Natraj zu Geld zu machen.«
    Amara zog die Bettdecke über ihren nackten Körper: »Zu dumm, daß ich in Germany festsitze und nichts für Felicidad tun kann; aber unser Flieger wird eine Woche lang in der Vertragswerft überholt.«
    »Na, na«, protestierte Moskito. »Sehnsucht nach dem Diplomaten in Swirnabad? Ist er dir wichtiger als ich?«
    Sie knabberte an seinem Ohr. »Fang nicht an, eifersüchtig zu werden. Du weißt, daß dieser Job ein gewisses Maß an – sagen wir – Entgegenkommen erfordert. Bleiben wir bei unserer Geschäftsgrundlage. Wir sind doch bis jetzt ganz gut dabei gefahren, und ein diplomatischer Status ist schon ein bißchen Stöhnen wert. Übrigens, für Naval hätte ich da ein schönes Landeskind, allerdings erst siebzehn, träumt vom großen Glück in Übersee und kommt aus einer kleinen, sehr ehrgeizigen Handwerkerfamilie. Für tausend Dollar habe ich sie.«
    »Nicht billig, aber ich denke, wir sollten zugreifen«, überlegte Moskito. »Kannst du sie beim nächsten Flug mitbringen?«
    »Ausgeschlossen – so schnell geht’s nicht. Wir brauchen saubere Papiere und das Visum. Eine zusätzliche Woche wird es schon dauern, bis alles beisammen ist.«
    »Kann ich das dem alten Bock verbindlich zusagen, damit er Ruhe gibt?«
    »Sicher. Du weißt, wenn der Preis stimmt, stimmt bei uns in Swirna alles andere auch. Okay, ich bringe sie für tausend rüber. Sag mal, was machen die anderen Schützlinge, vor allem der kleine Fisch und Subin?«
    Moskito streckte genüßlich seine Glieder und ließ seine Hand über Amaras Hüfte gleiten. »Beide arbeiten fleißig ihre Schulden ab. Deine Unkosten sind schon gedeckt, und ich transferiere etwas von der Traumgage in die Heimat.«
    »Subin war auf dem Flug hierher besonders anhänglich. Ich glaube, ich sollte kurz bei ihr vorbeischauen; sie würde sich bestimmt freuen.«
    Moskito schüttelte den Kopf. »Keine Sentimentalitäten! Deine Aufgabe ist es, die Mädchen herzubringen; damit ist dein Part beendet. Alles andere erledige ich.« Plötzlich prustete er los: »Tolle Töchter haben die; leben in erstbesten Verhältnissen und schöpfen aus dem Vollen.«

 
    12
     
     
     
    Die Klinkenputzer hatten ihre Runden bei seriösen Juwelieren und windigen An- und Verkäufern gedreht. Jetzt saßen sie in Zimmer 306 am Besprechungstisch, um sich mit dem Obduktionsbefund zu befassen und Erfahrungen auszutauschen.
    Die Abschlußuntersuchung der Wasserleiche durch Professor Klenze in der Rechtsmedizin hatte die Wahrscheinlichkeit erhärtet, daß es sich bei der Toten um eine 20 bis 30 Jahre alte Frau aus dem hinterindischen Raum handeln könnte; ob vom Kontinent oder von einer der Inselgruppen müsse offen bleiben. Aber auch eine Zugehörigkeit zu einer südosteuropäischen Sonderrasse dürfe nicht ganz ausgeschlossen werden.
    Sehr viel weiter half diese Feststellung

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