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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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da…«
    »Koks muß es heißen, my darling; Kokain ist nicht nur für die Berliner schon seit den zwanziger Jahren Koks.«
    Vom Flughafen in der Wahner Heide zog ein Jumbo in die Höhe, einen Geruchsteppich von verbranntem Kerosin hinter sich. Die erleuchteten Fenster schoben sich wie eine abgerissene Perlenkette am Himmel vorbei.
    »Wir werden demnächst wohl Köln-Bonn anfliegen, um die Sextouristen aus dem Ruhrgebiet aufzunehmen. Hamburg allein bringt nicht genug, und die Charterflieger werden uns lästig«, erläuterte Amara die neue Streckenplanung der Swirna-Airlines. Mit einem Seufzer fügte sie hinzu: »Schade, Hamburg wäre besser fürs Geschäft und für die Liebe.«
    Moskito nahm die Geschwindigkeit weiter zurück. Hier war 100 vorgeschrieben, und er wollte der Polizei keine Veranlassung geben, sich mit den Insassen und der kostbaren Fracht des BMW zu befassen. »Ab wann tritt der neue Flugplan in Kraft?«
    »In einem Vierteljahr, heißt es.«
    Zu Amaras Überraschung sagte er: »Gar nicht schlecht. Die Geschäfte in Bonn und Düsseldorf laufen so glänzend, daß ich den Asiatica-Schwerpunkt dorthin verlegen möchte. Vielleicht gebe ich das Geschäftslokal am Hopfenmarkt ganz auf.«
    »Und was wird mit Felicidad?«
    »Bleibt natürlich in Hamburg, nur dort lassen sich die Mädchen schnell vermarkten und amortisieren. Aber wenn mal was danebengeht, wie bei dem alten Bock Naval, laufen wir nicht gleich Gefahr, daß uns en revanche eine Gang die Geschäftseinrichtung und die Kunstschätze zertrümmert. Die Kokainbosse sind einfach zu mächtig und zu unberechenbar.«
    Als Moskito am Verteilerkreis Bonn zur Victoriabrücke abbog, war die Planung ausdiskutiert. Künftig sollten vom Rheinland aus die Asiatica-Fäden gezogen werden.
    Beim Stopp an der Ampel zur Poppeisdorf er Allee machte er Amara auf das rechter Hand von Scheinwerfern angestrahlte Schlößchen aufmerksam. »Darauf sind die Bonner mächtig stolz. Wer hat auch schon das Lustschloß eines Kirchenfürsten in der Stadt. Es gibt noch mehr Kleinode hier, die wir uns ansehen werden, damit dir dein erster Bonn-Besuch in guter Erinnerung bleibt. Du wirst sehen, Shiva Natraj kommt in eine geschichtsträchtige Umgebung. Und wir beide machen eine schöne Bootsfahrt auf dem Rhein.«
    Die Asiatica-Dependance am Bonner Talweg nahm das Erdgeschoß einer schmalen Bürgervilla ein. Auch hier hatte Paola Muskitus es geschafft, sich eine kleine Wohnung über dem Geschäft einzurichten. Die Sicherungen waren allerdings nicht ganz so gewichtig wie die am Hopfenmarkt in Hamburg. Der Asiatica-Geschäftsführer, ein älterer Mann mit grauem Haarkranz, hatte gewartet, um Moskito über die laufenden Angelegenheiten zu informieren und dessen Wünsche entgegenzunehmen. Balthasar war der ideale Typ für diesen Job. Den Kunden gegenüber wirkte er distinguiert und korrekt, von ausgesuchter Höflichkeit; während er Moskito bis zur absoluten Ergebenheit, fast sklavisch, diente.
    Moskito hatte es keinen Moment bereut, diesem begnadigten Lebenslänglichen aus »Santa Fu« eine Vertrauensstellung geboten zu haben. Die devote Würde, die Balthasar ausstrahlte, war eine Kombination von akademischer Bildung und jahrelanger Anpassung im Knast. Er hatte als Privatdozent einstmals Völkerkunde gelehrt, dann aber wegen einer blutjungen Studentin die Ehefrau auf dem Dachboden seines Hauses mit dem Strick vom Leben zum Tode befördert. Der vorgetäuschte Selbstmord war durch Polizei und Rechtsmedizin schnell aufgeklärt worden. Eine akademische Karriere war damit zwar zu Ende – aber Balthasar hatte sich als flexibel erwiesen.
    Obwohl er wußte, in welchem Milieu Moskito zu Hause war, sprach er ihn stets nur mit »Herr Muskitus« oder mit »mein Herr« an. Die Damen, die der Chef mitbrachte, behandelte er stets respektvoll. Zeigte sich allerdings die eine oder andere zu anhänglich, wußte Balthasar selbstverständlich Abhilfe zu schaffen.
    Amara war aus dem kleinen Büro in den Ausstellungs- und Verkaufsraum getreten. Einige besonders wertvolle Figuren aus ihren früheren Lieferungen standen auf blauem oder rotem Samt in der Auslage und erhielten durch die gedämpften Spotlights die Aura von Lebewesen eines anderen Sterns.
    Moskito sagte: »Wir müssen aufpassen, daß uns nicht die schönsten Ausstellungsstücke zu früh weggeholt werden. Die beiden Buddhas sind vorbestellt, die japanische Spieluhr mit der Tänzerin auch. Gut, daß du Nachschub gebracht hast. Jetzt können wir manchen

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