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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Wunsch erfüllen, nicht wahr, Balthasar?«
    »Gewiß mein Herr, es gibt viele Vorbestellungen. – Aber darf ich zuvor auf einen dringenden Anruf aufmerksam machen. Frau Henkmann würde sich freuen, wenn Sie ihr noch heute abend die Figur überbringen könnten. Ihr Gatte ist mit einigen Mitgliedern des Bauausschusses in Berlin, um ein paar Hochbauprojekte abzuklären. Die deutsch-deutsche Entwicklung hat uns ja vollkommen neue Aspekte beschert.«
    »Ja, aber mir ist es noch zu früh, dort einzusteigen und unsere Kostbarkeiten anzubieten. Grenzen gibt es zwar nicht mehr, aber der Westen ist mir lieber.«
    »Die Dame meint, da ihr Gatte morgen zurückkommt, könnte sie wohl später keinen Termin mehr freihalten.«
    »Mit anderen Worten, der Kerl soll nicht mitbekommen, was für Geschäfte sie macht – aber er muß doch die Rechnungen bezahlen?!«
    »Wie ich inzwischen recherchiert habe, makelt die Dame mit Grundstücken und hat eigenes Vermögen«, informierte Balthasar bescheiden seinen Herrn. »Es wird auf über drei Millionen Kassenguthaben geschätzt.«
    Moskito kaute auf der Unterlippe herum. »Ich fürchte, dafür haben wir zu billig angeboten. Aber das läßt sich wohl kaum noch ändern. – Ob Frau Javakul mich begleiten kann?«
    Balthasar schien es schwerzufallen, die für diese Gelegenheit richtigen Worte zu finden. »Nach meiner Kenntnis, Herr Muskitus, legt Frau Henkmann großen Wert darauf, solche Geschäfte unter vier Augen abzuwickeln. Sie haben ja schon einige Male mit ihr verhandelt und kennen ihre Ambitionen.«
    Moskito sah Amara an. »Kannst du mich bis Mitternacht entbehren?«
    Sie lächelte. »Wenn die Ambitionen der Dame dich nicht schwächer zurückkommen lassen, als du gegangen bist – dann ja. Es ist schließlich auch mein Geschäft, was da läuft.«
    Moskito legte den Diplomatenkoffer auf den Schreibtisch, klappte den Deckel hoch und schob das Abdecktuch zurück. Dann gab er über den Trafodimmer etwas mehr Licht auf das Objekt. »Sieh ihn dir an, Balthasar, sieh dir Shiva Natraj genau an. Das ist die letzte Gelegenheit, dieses Kunstwerk zu betrachten.«
    Balthasar tastete mit den Fingerkuppen die Formen des maskenhaften Gesichtes ab, dann den Kopfputz und die feingestalteten Hände. »Perfekt – für dieses Kunstwerk wäre jeder Preis zu niedrig.« Langsam drückte er den Deckel zu und ließ behutsam die Schlösser einrasten.
    »Ich fahre sofort«, sagte Moskito, nahm den Koffer und ging, ohne sich noch einmal umzusehen, zur Tür.
    Die Graf-Stauffenberg-Straße war nur kurz; dann schlängelte sich die Fahrbahn als Robert-Koch-Straße am Venusberg hoch. Im äußersten Süden des Bergs, nicht weit vom Parkplatz der Universitätskliniken, schob sich der Kiefernweg mit einem weiten Schwung in den Nadelwald. Vor dem Gästehaus des Auswärtigen Amts warteten Staatskarossen. Die Fahnen und Stander mit viel Grün in den Feldern deuteten auf den Besuch aus einem moslemischen Land hin. Polizistinnen mit langen Haaren und kurzläufigen Maschinenpistolen standen gelangweilt an den Straßenzufahrten.
    Moskitos BMW wurde gestoppt.
    »Der Kiefernweg ist für den Durchgangsverkehr gesperrt«, erklärte ein schnauzbärtiger Beamter, der von einem Kollegen mit der MP gesichert wurde.
    »Aber ich werde zu einer geschäftlichen Besprechung im Haus Henkmann erwartet«, sagte Moskito.
    »Ihren Ausweis bitte!«
    Das kleine, in Plastik eingeschweißte Dokument wanderte zunächst in die Hand des Polizisten, dann mit ihm in den abseits parkenden Kombi.
    Moskito war sauer, daß der maschinenlesbare Ausweis jetzt erstmals vom Polizeicomputer erfaßt wurde. Woher sollte man wissen, ob das Gerät nicht auch die Daten speicherte?
    Mit einem kurzen »Danke« erhielt er seine Identität zurück.
    »Mein Kollege begleitet Sie«, sagte der Uniformierte.
    Hier scheint man kein Risiko einzugehen, dachte Moskito und drückte auf den Knopf der elektrischen Rundumverriegelung.
    »Ich steige hinten ein«, erklärte der bewaffnete Begleiter.
    Moskito gab sich gleichmütig. »Aber bitte – wenn Sie nur meinen Aktenkoffer zur Seite schieben würden.«
    »Das Ding ist schwer«, sagte der Beamte. »Sie leisten wohl auch Nachtarbeit wie wir?«
    »Man hat’s nicht leicht, aber leicht hat’s einen«, blödelte Moskito.
    Vom Rücksitz kam ein kurzes Lachen.
    Auf diese Weise gelangte Gott Shiva Natraj unter Polizeischutz zur Villa Henkmann.
    Der unerbetene Begleiter stieg mit einem freundlichen »Gute Nacht« aus und wartete, bis sich

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