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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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habe.«
    »Allein?« fragte Lupus. »Sind Sie allein zum Auto gegangen?«
    »Aber ja!«
    »Wo stand Ihr Wagen?« schaltete sich Freiberg wieder ein.
    »Der stand in der Tiefgarage, wo er immer steht, wenn ich in der Victoriastraße bin.«
    »Ist die für jedermann zugänglich?«
    »Nein, nur für die Bewohner des Hauses; ich habe einen Schlüssel.«
    »Ach«, meinte Lupus, »Sie wohnen nicht dort, aber Sie haben einen Schlüssel!«
    »In der Tat – ich bin immer noch der Mieter des Appartements. Da meine Frau kein Auto hat, ist der Schlüssel bei mir geblieben.«
    Leise fragte der Kommissar: »Und wie erreicht man die Garage?«
    »Mit dem Aufzug.«
    »Um welche Zeit hat sich das Ganze abgespielt?«
    »Am späten Abend – die genaue Zeit weiß ich nicht. Anschließend habe ich in der Bar vom Bristol zwei Whiskys getrunken und bin dann zu meiner Pension gefahren.«
    »Haben Sie Bekannte getroffen?«
    »Nein, in der Bar war es ziemlich voll, und ich war froh, daß ich mich hinter meinem Drink verkriechen konnte. Am nächsten Tag habe ich im Amt an einer Besprechung teilgenommen und mich später mit ausländischen Freunden, die für ein paar Tage in Deutschland waren, draußen am Rheinpavillon bis in die Nacht hinein regelrecht festgeredet. Danach bin ich sofort nach Hamburg gefahren.«
    »Ohne zu schlafen?«
    »In Danne habe ich Pause gemacht, gegessen und mich auf dem Parkplatz eine halbe Stunde ausgeruht.«
    Freiberg nahm diese Erklärung kommentarlos hin. Er hatte von einem Gespräch im Auswärtigen Amt noch eine Bemerkung im Ohr. Frau von Teschenburg, die sich so gut im Adelskalender auskannte, hatte gemeint, von Campens Ehe mit der Thailänderin sei nicht die erste und würde wohl auch nicht die letzte sein. Danach konnten kaum Zweifel bestehen, daß der so dringend geäußerte Scheidungswunsch mit dieser Konstellation zusammenhing. Hier galt es nachzufassen. »Herr von Campen – es ist wohl nicht die erste Scheidung, die Sie anstreben, oder?«
    Die Frage überraschte ersichtlich. »Wie bitte?«
    »Ich möchte wissen«, sagte Freiberg betont langsam, »ob Sie schon zuvor verheiratet waren, oder andersherum: Ist dies Ihre erste Scheidung, die Sie durchsetzen wollen?«
    »Was hat das mit der Aufklärung des Todes meiner Frau zu tun?«
    »Vielleicht wissen Sie das besser als wir«, raunzte Lupus. Er hatte die sanfter gewordenen Fragen seines Kommissars satt.
    »Also, die wievielte Ehe ist es?« insistierte Freiberg.
    »Meine dritte Ehe. Die erste war eine Studententorheit und hat kaum ein halbes Jahr gedauert. Dann habe ich während meiner ersten Auslandsstation in Südamerika eine Kreolin geheiratet. Die Scheidung ist vor vier Jahren erfolgt. Meine frühere Frau lebt heute wieder in Venezuela. Die Ehe mit Bari war also meine dritte. – So jetzt dürfte Ihre Neugierde wohl befriedigt sein.«
    »Im Gegenteil, sie ist erst richtig geweckt«, stellte Freiberg unnachsichtig fest. »Ich möchte noch wissen, ob die vierte Eheschließung vorbereitet wird und wer die Frau ist, um die es geht.«
    Botho von Campen ließ seinen Blick durch das Fenster zum Siebengebirge wandern, dann sah er wie geistesabwesend Fräulein Kuhnert an, die auf die nächsten Worte für das Protokoll wartete. Schließlich stieß er hervor: »Das ist nun wirklich meine Privatangelegenheit. Darüber möchte ich nicht reden.«
    Freiberg merkte, daß Lupus zu einer Frage ansetzen wollte, die gewiß nicht von Liebenswürdigkeit gekennzeichnet sein würde; er winkte mit einer kaum wahrnehmbaren Handbewegung ab. Es sollte nicht der Eindruck erweckt werden, als handele es sich hier um eine Beschuldigtenvernehmung. Botho von Campen stand ohnehin noch eine Schrecksituation bevor, wenn er sich im Rechtsmedizinischen Institut den verstümmelten Körper der Toten ansehen mußte, um sie als seine Frau zu identifizieren.
    »Nun gut«, sagte Freiberg ohne Schärfe, »wenn Sie darüber schweigen wollen – tun Sie es. Jetzt möchte ich Sie bitten, mit mir zum Stiftsplatz zu fahren, um sich die Leiche anzusehen; das muß leider sein.«
    Von Campen nickte. Er schien trotz des Anblicks, der ihn erwartete, froh zu sein, daß dieses Gespräch ein Ende fand.
    Die Fahrt über die Adenauerallee verlief schweigsam. Ahrens saß am Steuer. In Höhe des Auswärtigen Amts wandte sich Freiberg an von Campen: »Sie werden in der nächsten Zeit in Bonn einige Angelegenheiten zu klären haben. Auch von unserer Seite wird es noch Rückfragen geben. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie

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