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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Frau ist auch nicht gerade zahm. Hast du deine studentische Hilfskraft inzwischen geheiratet?«
    »Sie will noch nicht; wir haben uns das für den Ruhestand vorgenommen.«
    »Läuft es noch?«
    »Bestens, mit Blitz und Donner. – Aber du rufst bestimmt nicht als Hochzeitsbitter an?!«
    »Würd’ ich aber gern – doch wir haben ein anderes Problem. Es geht um einen Telefonanschluß in Bonn!«
    Freiberg sah, daß Fräulein Kuhnert den Kopf durch die Tür steckte. Er gab ihr das Zeichen »L«, Daumen und Zeigefinger weit auseinandergespreizt; was besagte: Lupus soll kommen! Sie nickte und verschwand.
    »Telefonanschluß in Bonn – kann da die Post nicht helfen?«
    »Das hat sie schon«, erklärte Biestritz. »Der Teilnehmer ist bekannt. Ich habe wiederholt versucht, dort anzurufen – aber niemand nimmt ab. Da dachte ich mir, daß du mal nachfassen könntest, weil mir die ganze Chose ziemlich dubios erscheint. Vor einigen Tagen hat man hier eine Frauenleiche aus dem Nicolaifleet geholt; vorgetäuschter Selbstmord nach Tod durch Ersticken. Die Tote heißt Subin Tairong, achtzehn Jahre alt, Thailänderin. Ihren Paß habe ich hier vor mir liegen. In die Paginierung ist mit feinem Stift besagte Bonner Telefonnummer eingeschrieben – kaum zu erkennen und bisher von uns übersehen.«
    »Und was sagt die Post, zu wem gehört der Anschluß?«
    »Eine oder ein B. von Campen.«
    Rums!!! sauste Freibergs rechte Hand auf den Schreibtisch, daß der Inhalt der Bleistiftschale in die Höhe sprang. Lupus, der ins Zimmer kam, zuckte erschreckt zusammen.
    »Was ist denn bei euch passiert?« kam die Frage aus Hamburg. »Ist da ‘ne Bombe hochgegangen?«
    Freiberg stieß hörbar die Luft durch die Zähne. »So etwas ähnliches – mit Fernzündung aus Hamburg. Mein Kollege Müller kommt gerade herein; ich schalte den Lautsprecher ein.«
    »Okay. – Was ist nun los mit dem Anschluß?«
    Freiberg nickte Lupus triumphierend zu und wies auf einen Stuhl. »Und wenn du wählst, bis du schwarz wirst, Werner – da meldet sich niemand. Bari von Campen, Diplomatengattin, ebenfalls Thailänderin, liegt tiefgekühlt in der Rechtsmedizin. Ein Flußbagger hat sie aus dem Rhein geholt – mit einem Betonklotz an den Füßen.«
    Hauptkommissar Werner Biestritz schien es die Sprache verschlagen zu haben. Erst nach längerer Pause sagte er: »Was, zum Teufel, geht hier vor?«
    Freiberg hatte nach einem Blatt aus dem Zettelkasten gegriffen und notierte: »Subin Tairong, sagst du?«
    »Ja, Tai – ohne ›h‹. Ist euch der Name bekannt?«
    »Nein, aber es gibt in unserem Fall eine vage, sehr undurchsichtige Connection nach Hamburg.«
    »Da bin ich aber gespannt.«
    »Hör zu, ich muß etwas ausholen: Der Ehemann unserer Toten, Botho von Campen, ist Kulturreferent bei der Deutschen Botschaft in Swirnabad. Vor einer Woche war er dienstlich in Bonn – und genau in der Zeit ist seine Frau umgebracht worden. Laut Zeugenaussage hatten die zwei kurz vor dem Mord eine heftige Auseinandersetzung, weil sie nicht in die Scheidung einwilligen wollte. Das hat von Campen auch eingeräumt – mehr aber nicht. Interessant ist noch, daß der Herr mit jeder seiner Auslandsstationen auch seine Frauen zu wechseln scheint. Bari war seine dritte; die zweite war eine Kreolin, die er in Venezuela geheiratet hat, und ich bin fast sicher, daß Nummer vier schon auf der Matte steht.«
    »Okay – so weit verstanden. Nummer drei war also Thailänderin; aber wo ist die Verbindung nach Hamburg?«
    »Kommt jetzt! Ich sagte ja schon, die ist sehr dünn, aber mir will nicht einleuchten, daß von Campen – obwohl es einen Flug von Köln-Bonn nach Swirnabad gibt – mit dem Auto nach Hamburg fährt, um von dort mit der Swirna-Airlines zu fliegen. Er zieht, wie er sagte, als Anthropologe die Fluglinien der Entwicklungsländer vor. Ihn fasziniert, wie die Menschen der dritten Welt mit der modernen Technik fertig werden.«
    »Vielleicht spinnt er ein bißchen, aber ich sehe darin noch kein Problem.«
    »Das Problemchen, müßte man eigentlich sagen, ist Bonn- oder diplomatenspezifisch. Es hat mit dem Interesse der Bundesregierung an der Lufthansa und dem Sicherheitsdenken zu tun. Man fliegt eben nicht mit weniger angesehenen Fluglinien, des Images wegen – nur von Campen tut’s.«
    Biestritz sagte amüsiert: »Bei euch in Bonn muß man wohl Querdenker sein, um Motivationen zu erkennen. Aber gleichwohl – ich blickte immer noch nicht durch.«
    »Tröste dich, wir auch nicht! Ich

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