Diplomat und Rebell von Terra
große Vorhängeschloß ab und ließ die vier Wachtposten draußen.
»Hallo, halt!« schnarrte der Korporal. »Du kannst da nicht hinein.«
»Ich dachte mir schon, daß ihr vier Schlauen mich nicht hereinlassen würdet«, sagte Retief. »Also, jetzt bin ich drinnen. Ihr könnt nach dem Sergeant rufen und ihm das Geld geben, oder ihr könnt vergessen, daß ihr mich gesehen habt und das Geld ordentlich teilen. Bis später.«
»He«, rief einer der Voion. »Sieh mal, wie der Stelzer geht! Wie ein Terry irgendwie ...«
»Machst du Witze?« fragte der Korporal.
»Hört mal, Freunde, ich finde, es ist nichts dabei, wenn sich der Hinterdschungler mal den Hafen ansehen will ...«
Retief war schon ein Stück gegangen, als die vier um die Beute zu streiten begannen. Er eilte auf das nächste der fünf Schiffe zu, einen verbeulten Tausendtonner mit dem gelb und purpurn gestreiften Kometen der Vier-Planeten-Linie. Die paar herumlungernden Bediensteten ignorierten ihn, als er an die Heckleiter ging, sich hinaufschwang und einstieg. Ein erschreckter Voion sah von einem Häufchen Papieren und Kleidern auf, die aus einem aufgebrochenen Spind hervorquollen. Als der Plünderer nach dem Knüppel griff, packte Retief seinen ausgestreckten Arm, wirbelte ihn herum, stemmte ein Bein gegen seinen Rücken und gab ihm einen Stoß in Richtung Eingangsluke. Der Voion stieß ein dünnes Quietschen aus, als er hinaussegelte, und kreischte, als er mit einem splitternden Geräusch auf dem Pflaster unten landete.
Retief kletterte die Leiter zum Ladedeck nach oben, fuhr mit dem Einmann-Lift zum Kontrollraum und überprüfte schnell die Instrumente.
»Großartig«, sagte er leise. »Gerade genug Treibstoff, um es zu schaffen.« Er lief zur Rettungsbootnische. Zwei winzige Einmann-Boote hingen in den Halterungen. Retief wischte den Staub vom Inspektionspaneel des ersten und sah die dunkelroten Lämpchen, die eine niedrige Akkuladung, eine defekte Atmosphärendichtung und alten Treibstoff anzeigten. Er überprüfte das zweite Boot. Die Akkus waren geladen, aber auch hier entwich Luft, und der Treibstoff war abgelagert. Retief ging zurück in den Kontrollraum, schaltete den Bodensichtschirm ein und sah, daß sich Voion um das Schiff sammelten. Sie kamen von drei Seiten. Im Hintergrund konnte er den verhinderten Plünderer sehen. Er rollte auf einem unwuchtigen Rad dahin.
Er ging wieder zum Rettungsboot Nummer Zwei, schob die Kanzel hoch, kletterte ins Innere und schnallte sich in den engen Sitz. Dabei mußte er achtgeben, daß seine Rotoren und Flügelbehälter nicht geknickt wurden. Dann erst schloß er die Luke. Er betätigte den Schalter zum Warmlaufen. Am Instrumentenbrett blinkten Lichter auf. Das Boot war startbereit – vielleicht. Retief drückte auf den Knopf, der den Schleudermechanismus in Gang setzte, und wurde hart gegen die Polsterung gedrückt, als die Raketen das winzige Boot nach oben jagten.
*
In einer Höhe von fünftausend Fuß stellte Retief einen Nordostkurs ein. Als er auf die Stadt hinuntersah, stieg ein leuchtendroter Punkt auf und zerplatzte in einen Regen aus bunten Sternen. Ein zweiter Feuerwerkskörper jagte nach oben, dann drei zusammen und immer mehr, bis die Stadt in ein Lichtermeer getaucht war. Retief schaltete den Empfänger ein.
»... feier zur Errichtung einer neuen Ära des Friedens und des Wohlstands auf Quopp«, dröhnte eine Stimme aus dem Lautsprecher. »Alle Anhänger unseres glorreichen Führers, Ministerpräsident Ikk, sowie alle treuen Quoppina werden gebeten, in ihren Dörfern oder sonstigen Wohnstätten zu bleiben, bis Steuerbeauftragte und Einberufungsbeamte ihre Zählung durchgeführt haben. Alle Bürger haben die Pflicht, sich ein Exemplar der Neuen Gesetze und Strafen zum Preis von neun achtundneunzig zu besorgen. Wer dieses Buch nicht besitzt, kann bestraft werden. Und nun die Rede unseres neuen, gütigen Führers, des großen Befreiers von Quopp, Ministerpräsident Ikk!«
Retief schaltete aus und konzentrierte sich auf seinen Flug.
*
Das Rettungsboot schaukelte abrupt, als sei es gegen ein riesiges Kissen gestoßen. Retief flog eine Rechtskurve und suchte den Himmel über sich ab. Ein großer dunkler Schatten schwebte vorbei. Sein Boot schwankte unter den Wirbeln, die von den großen Rotoren des Rhoon ausgingen. Der Rhoon beschrieb einen weiten Kreis, zog nach oben und stieß dann wie ein Adler herab. Retief jagte den Hebel auf volle Beschleunigung. Er spürte, wie das
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