Diplomat und Rebell von Terra
Terries an: Keine Räder, aber sie schaffen es ganz ordentlich. Ich sage dir, er sieht ganz echt aus. Wetten, daß ein paar Voion, die noch nicht zur Polizei gehören, versuchen werden, dem Provinzler einen Goldschmuck anzudrehen? Und keiner wird ihm auch nur einen zweiten Blick zuwerfen, wenn er vorbeigeht.«
»Meine Herren, Sie haben ein Wunder vollbracht«, sagte Retief. »Es ist sogar sehr bequem. Ich muß mich jetzt nur noch üben.«
»Wohin wollen Sie gehen? Ikk hat die ganze Stadt unter Kontrolle.«
»Ich will zur Terrestrischen Botschaft. Sie ist nicht weit.«
Sopp sah ihn zweifelnd an. »Vielleicht weiter als Sie denken.« Er ging an einen Schaukasten und wählte ein kurzes Breitschwert aus, das aus dem schillernden Flügelbehälter eines Blang gearbeitet war. »Nehmen Sie das hier besser mit. Es könnte nützlich sein, wenn Sie sich einen Weg durch das – äh – Unterholz bahnen müssen.«
Die lange Dämmerung von Quopp färbte den Himmel mit lebhaften Tönen. Durch einen Schlitz in der Jalousie sah Retief Lichter auf den Straßen blinken. Die schwarzen Schatten der Voion warteten überall. Weit oben wurden die geschnitzten Fassaden immer noch vom Tageslicht erfaßt und leuchteten in sanften Pastellfarben.
»Es wird höchste Zeit«, sagte er. »In einer Weile sehe ich nicht mehr, wohin ich gehe.«
»Seien Sie vorsichtig, Terry.« Ibbl beobachtete die Straße von einem anderen Fenster. »Diese Voion sind in einer bösartigen Stimmung. Sie warten auf etwas. Es liegt in der Luft.«
»Im Augenblick bin ich so siegessicher, daß ich es mit allen aufnehmen könnte«, sagte Retief. Er ging noch einmal im Zimmer auf und ab und überprüfte die Gelenke des Anzugs. Er sah nach, ob die Energiepistole fest an der Hüfte verankert war. Sie steckte unauffällig hinter dem Gelenk und konnte mit einem schnellen Griff erreicht werden.
»Nochmals vielen Dank, Genossen. Wenn unsere Seite gewinnt, können Sie auf ein paar Drinks rechnen.«
»Viel Glück, Terry. Wenn unsere Seite gewinnt, denken Sie daran, daß man den Kontrakt der hiesigen Polizei lösen könnte.«
»Das wird Punkt Nummer Eins.« Retief bediente den Hebel, der seine Vorderkiefer in der Geste des Zögernden Abschieds wegen Dringender Geschäfte bewegte. Er trat auf die Straße hinaus.
Es war ein Marsch von einer Viertelstunde zum Pfad der Vielen Wagemutigen Agenten. Jeder Meter des Weges war von Voion versperrt, die ihn anstarrten und nur zögernd zur Seite wichen. Retief kam an das Botschaftsgebäude und sah, daß sich Scharen von Voion um die Eingangstür drängten. Er zwängte sich näher, auch wenn die anderen Zuschauer protestierten. Hinter den breiten Glasscheiben sah man die herumhuschenden Schatten der Dink. Ein ständiger Strom von Voion kam und ging. Kommandos wurden geschrillt und Signale gegeben. Von Terranern war keine Spur zu entdecken.
Retief schob sich in einen schmalen Ladeneingang auf der gegenüberliegenden Straßenseite und suchte die oberen Fenster des Botschaftsgebäudes ab. Man sah Lichter, und hin und wieder bewegte sich ein Schatten hinter den bunten Glasscheiben.
Ein entferntes dumpfes Knattern ertönte. Retief sah auf und erblickte einen riesigen fliegenden Rhoon zwischen den Gebäuden, dicht gefolgt von einem zweiten. Dann erschien ein winziger Helikopter, gallengrün gestrichen, der dicht über den Turm der Botschaft hinwegflog. Als Retief hinsah, erschien für einen Moment ein Kopf über dem Rand des Cockpits – Stielaugen, ein blasser Kehlsack ...
»Der da ist kein Voion und auch kein Terry«, sagte eine raschelnde Stimme neben Retief. Er sah sich um und bemerkte einen alten Kloob, erkenntlich an seinem zinnoberroten Bauch und den fast verkümmerten Rädern.
»Auf alle Fälle scheint er sich mit den Rhoon gut zu verstehen«, erwiderte Retief.
»So etwas habe ich noch nie erlebt«, sagte der Kloob. »In letzter Zeit gehen auf unserer Welt unheimliche Dinge vor. Rhoon fliegen über die Stadt. Wie eine Patrouille hat das ausgesehen.«
»Ich sehe keine Terry-Diplomaten«, bemerkte Retief. »Was ist denn hier los?«
»Ha! Was ist hier nicht los? Erst der Rauch und der große Knall. Dann die Voion-Polypen auf dem ganzen Platz ...« Der Kloob rieb die Bauchplatten mißbilligend gegeneinander. »Das kann ja heiter werden, wenn ein Pöbel von Voion in die Botschaft eindringen darf, und niemand unternimmt etwas dagegen.«
»So ist das also, hm«, sagte Retief. »Was ist denn mit den Terries geschehen?«
»Keine
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