Diplomat und Rebell von Terra
Freie. Sie hielt die Hand über die Augen und betrachtete Retief, während sich die anderen Mädchen um sie scharten. Retief verbeugte sich.
»Meine Damen, es freut mich, daß ich Sie hier finde«, sagte er. »Ich hoffe, niemand von Ihnen wurde bei dem Absturz ernsthaft verletzt.«
»Wer sind Sie?« fragte die Brünette. Sie hatte eine Stupsnase und blaue Augen und war kaum älter als neunzehn. »Ich dachte, ich hätte eine terranische Stimme gehört.«
»Das war ich. Man nennt mich Tief-tief. Ich bin hier, um Ihnen zu helfen.«
Nop-Nee sah unruhig hin und her. Er hielt den Pfeil immer noch auf Retief gerichtet.
»Sie kommen doch nicht von dem scheußlichen kleinen Voion, der uns in den Korral sperrte?« fragte das Mädchen.
»Keineswegs. Wir sind erbitterte Feinde, seit ich seinen Schnapskeller in die Luft sprengte.«
Die Mädchen steckten die Köpfe zusammen und flüsterten miteinander. Eine kleine Blondine mit grünen Augen schien das Wort zu führen.
»Schön«, sagte schließlich die Brünette. »Wir gehen das Risiko ein. Aphrodisia sagte, daß sie Ihre Stimme schön findet.« Sie lächelte und kam näher. »Ich bin Renée. Es ist sehr nett, daß Sie sich unseretwegen so bemühen, Mister Tief-tief.«
Nop-Nee senkte den Bogen. »Ich tanze den Tanz der Völligen Verwirrung«, beschwerte er sich. »Was geht hier vor?«
»Mädchen, jetzt, da ich euch gefunden habe, kann ich euch von hier wegfliegen lassen. Leider ist Ixix im Moment nicht der richtige Ort für Terries, aber im Rum-Dschungel gibt es eine Handelsstation, wo ihr verhältnismäßig sicher seid.« Retief sah die jungen hübschen Mädchen an. Sie alle trugen Spuren des Dschungels.
»Wer von Ihnen ist Fifi?« fragte er.
Die Mädchen sahen einander an. Renée biß sich auf die Lippen. »Sie ist leider nicht hier. Wir hörten, daß sich eine Rebellenarmee zum Kampf gegen die Voion rüstete, und da brach sie heute morgen allein auf, um sie zu suchen.«
*
»Ihr wartet also, bis ihr wieder etwas von mir hört«, rief Retief von Gerthudions Rücken. »Ich hole ein paar Rhoon zusammen und komme zurück, sobald ich kann.«
»Ich bin Nop-Nee, und ich tanze den Tanz der Abbitte«, zwitscherte der Herpp. »Aber wer hätte gedacht, daß ein Stelzer auf dem Rücken eines Rhoon etwas Gutes bringen könnte?«
»Du hast schon richtig gehandelt, Nop-Nee«, beruhigte Retief ihn. »Paß gut auf die Mädchen auf, bis ich zurückkomme, und dann tanzen wir den Tanz der Gemeinsamen Freude.«
»Sie ließ nicht zu, daß wir mitgingen«, schluchzte Aphrodisia. »Sie sagte, wir würden sie nur aufhalten.«
»Keine Angst. Wir müßten sie aus der Luft erkennen.« Retief winkte. Gerthudion startete donnernd. Sie flog dreihundert Fuß hoch und wandte sich dann nach Süden. Es war jetzt Mittag. Die Sonne glühte von einem blassen, wolkenlosen Himmel. Retief beobachtete den Weg unter sich. Er sah, wie kleine Quoppina in den Schatten des Dschungels huschten, wenn der riesige Flieger über ihnen erschien. Aber von dem Mädchen war nichts zu sehen.
Es war ein zwanzigminütiger Flug zu der Stelle, wo er vor acht Stunden die Rebellenarmee zurückgelassen hatte. Gerthudion ließ sich auf dem räderzerfurchten Boden nieder. Von den Truppen war nichts zu sehen. Alles deutete auf einen hastigen Aufbruch hin.
»Sieht so aus, als hätten sich die Gefangenen verdrückt, als niemand hinsah«, stellte Retief fest. Er sah das Rädergewirr an, das in alle Richtungen führte. »Wohin sind denn die Kerle gerollt?« fragte er einen in der Nähe schwebenden Phip.
»Hier-hier, da-da«, erklärte der Kleine. »Lauf-lauf, schnell-schnell.«
»Ich weiß schon«, sagte Retief. »Einige unserer impulsiven Armeemitglieder konnten es nicht abwarten und haben die Voion zu zerteilen begonnen. Dadurch steigerten sich die Gefangenen in eine solche Angst, daß sie unter Aufbietung aller Kräfte flohen.«
»Stimmt-stimmt«, sagte der Phip. »Fort-fort.«
»Und jetzt haben sich die Truppen im ganzen Dschungel verteilt und werden von den Voion verfolgt«, seufzte Retief. »Da haben wir den Salat!«
»Tief-tief!« surrte ein Phip aufgeregt. »Ding-Ding dort-dort!«
Retief zog das Schwert. »Was? Ein Voion, der übriggeblieben ist?«
»Dick-dick, gro-groß, stelzt-stelzt!«
»Ein Stelzer? Wie ich? Gertie, warte hier!« Retief folgte dem Phip hundert Meter weit und blieb dann horchend stehen.
Im Unterholz hörte er ein Knacken. Ein breitschultriger Zweifüßler trat aus dem Wald – ein
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