Diplomat und Rebell von Terra
damit Leon feuern kann ...«
»Senkrecht? Ich werde in die Tiefe stürzen wie ein vom Frost losgesprengter Fels.«
»Anders geht es leider nicht. Wenn wir ihm Zeit zum Nachdenken lassen, wird er merken, daß er nur über uns bleiben und schießen muß.«
»Ich werde es versuchen ...« Der Rhoon war jetzt in der richtigen Position, rechts über Gerthudion. Er stieß nach unten, in der Meinung, eine leichte Beute zu machen. Gerthudion hielt ihren Kurs.
»Jetzt!« rief Retief. Sofort jagte Gerthudion nach links oben. Die Rotoren kreischten, und im gleichen Moment schoß Leon. Grelles Licht spielte um die grauen Bauchplatten des Feindes und richtete sich dann in einem engen Strahl auf den linken Rotor.
Auch der Feind feuerte, und Gerthudions Seitenplatten wurden immer heißer.
»Noch zehn Sekunden, und du warst ein Flugzeug«, preßte Leon zwischen den Zähnen hervor. Der Rhoon über ihm wich jetzt ein Stück nach links aus, aber Leons Pistole folgte ihm.
»Ich muß aufhören oder sterben«, stöhnte Gerthudion. »Was soll ich tun, Tief-tief?«
»Wegfliegen!« Retief hielt sich eisern fest, als der Riesenvogel unter ihm das Gewicht verlagerte und nach oben jagte.
»He, seht mal!« Der angreifende Rhoon war zur Seite geschert. Nun kippte er langsam, drehte eine Rolle und begann sich mehrmals zu überschlagen. Platten lösten sich. Und dann war das Flugzeug in der Dunkelheit des Dschungels verschwunden.
»Ich glaube, sie haben seine Wicklungen erwischt«, rief Retief. »Gertie, du kannst jetzt unten bleiben. Es sind nur noch ein paar Meilen.«
»Ich kann nicht höher fliegen, auch wenn ich es wollte«, stöhnte der Rhoon. »Ich dachte, ich müßte schmelzen.«
Retief spürte die Hitze der überarbeiteten Platten an seinen Beinen. »Wenn wir auf einen zweiten Feind stoßen, sind wir erledigt.«
»Wenn der Weg noch weit ist, schaffen wir es nicht«, schnaufte Gertie. »Ich bin völlig erschöpft.«
»Da unten!« rief Leon und deutete auf eine kleine Ansammlung von Gebäuden, umgeben von Feldern.
Gerthudion ließ sich noch tiefer sinken, aber sie flog weiter, bis sie fast die Kronen der Dschungelbäume streifte. Der Wald endete abrupt, und sie glitt über die Felder, die die Handelsstation umgaben. Jetzt waren überall Voion zu sehen.
»Seht sie euch an!« rief Leon. »So dicht gedrängt, daß sie sich kaum bewegen können. Wenn diese Kerle etwas von Taktik verstünden, hätten sie uns in der ersten Nacht ausgelöscht.«
»Versuche es lieber mit einem Ausweichmanöver«, riet Retief. »Sie könnten ein paar schwere Geschosse bei sich haben.«
Gerthudion stöhnte und gehorchte schwerfällig.
»Bis jetzt haben sie uns nur mit Felsbrocken, Pfeilen und ein paar Pistolen angegriffen.«
Von unten blitzten jetzt Strahler auf, die nach Gerthudion zielten. Sie flog im Zickzack auf die wuchtigen Palisaden und die niedrigen Gebäude zu. Leon zielte sorgfältig und feuerte seine Energiepistole auf eine Schützengruppe der Voion ab. Und dann war Gerthudion über dem Palisadenzaun und fiel mitten auf der Plaza stöhnend zu Boden. Eine Staubwolke wirbelte auf, und Männer rannten auf das Rhoonweibchen zu.
»Nicht schießen!« brüllte Big Leon. »Ich bin es – und Retief! Der Rhoon ist zahm. Wehe, einer von euch Kerlen rührt ihn an!«
Die belagerten Terraner standen herum und starrten Retief und Leon mit aufgerissenen Mäulern an.
»Beim Saft der Jinkbeeren, Leon – wie habt ihr denn das Biest da gezähmt?«
»Beißt es auch wirklich nicht?«
»Und was ist, Leon? Hast du den Käferboß gefunden?«
»Ruhe!« rief Big Leon. »Die Rebellen kommen nicht in Frage. Wir sind auf uns selbst angewiesen.« Er deutete auf Retief. »Aber da habe ich einen neuen Kämpfer – Retief.«
»Sie kommen gerade recht zum Abschlachten«, begrüßte ihn einer.
»He, Leon – was ist mit deinem Rhoon? Könnte er uns wegfliegen?«
»Ich kann keine Last tragen«, keuchte Gertie. »Heute nicht mehr.« Ihre Rotoren hingen durch. »Meine Wicklungen – schwer beschädigt ... habe mich übernommen. Ich – komme mir vor – wie ein armseliger Phip ...«
»Du hast eine ganz große Leistung vollbracht, Gertie«, sagte Leon. »Und jetzt ruh dich aus, Mädchen.« Er wandte sich an die unrasierten, schmutzigen Grenzer. »Was war inzwischen los?«
»Nach der ersten Sonnenfinsternis griffen sie wieder an«, sagte ein breiter, braungebrannter Mann, dessen Pistolengurt sehr tief hing. »Immer das gleiche: Frontalangriff mit Geschrei und
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