Diplomatische Beziehungen (German Edition)
süß, aber sehr lecker.“
Jack biss von dem Brötchen ab und rümpfte die Nase über den süßen Geschmack, bevor er um Lucas herumging und sich im Schneidersitz vor ihm auf dem Boden niederließ. Nach einem großen Schluck aus der Kaffeetasse, wählte er ein Croissant aus und biss hinein.
„Also, was willst du an diesem Morgen machen?“, fragte Lucas, der im hellen Sonnenlicht die Augen zusammenkniff.
Jack hob den Blick zum Himmel. „Ich glaube, ‚diesen Morgen’ haben wir verpasst, aber vielleicht könnten wir heute Nachmittag einen Spaziergang durch die Stadt machen. Du kennst dich hier doch aus, oder? Also zeig mir alles, was man als Tourist nicht kennt.“
Lucas lächelte. „Ich vermute mal, du willst dabei nicht mit mir Händchen halten?“
Jack zog eine Augenbraue hoch. „Was bist du? Ein kleines Mädchen?“
Lucas streckte ihm die Zunge heraus und kam sich dabei zwar ausgesprochen kindisch vor, aber er brachte sie beide zum Lachen. „Na ja, es wird das erste Mal sein, dass wir privat etwas zusammen unternehmen und wir werden draußen in der Öffentlichkeit sein.“
„Ja“, antwortete Jack nachdenklich. „Wir könnten dem einen oder anderen Amerikaner begegnen, der mich erkennt oder einem Briten, der dich erkennt. Versteh mich nicht falsch, Lucas, aber ich kann nun wirklich schlecht erklären, warum wir so vertraulich miteinander umgehen.“ Er hoffte, dass Lucas es nicht falsch auffassen würde, doch er musste seinem Liebhaber gegenüber ehrlich sein.
„Ich weiß“, antwortete Lucas leise. „Ich weiß, dass ich dich in der Öffentlichkeit nicht berühren darf, aber ich möchte heute trotzdem etwas mit dir unternehmen.“
Jack warf ihm einen schiefen Blick zu. „Was genau hast du dir vorgestellt?“ Er sah, wie sich ein schelmischer Ausdruck im Gesicht des jungen Mannes breitmachte.
„Ich bitte dich um ein Date“, antwortete Lucas selbstzufrieden. „Wir hatten bisher noch keins und vielleicht sollten wir von vorne anfangen. Ich lade dich zum Essen ein, also erwarte nichts allzu teures.“
Jack betrachtete ihn, um herauszufinden, wie ernst er es meinte. „Na gut, aber wir sollten es nicht zu spät werden lassen.“
Lucas lachte. „Oh, keine Sorge! Wenn ich den ganzen Tag die Finger von dir lassen muss, wird es ein sehr kurzes Essen!“
B EIDE verließen das Fünfsternehotel in Jeans und Hemd gekleidet und mit Baseballmütze und Sonnenbrille. Das Wetter war sonnig genug, dass man im Hemd vor die Tür gehen konnte.
Lucas versicherte Jack, dass alles, was man sich nur wünschen konnte, vom Hotel aus zu Fuß erreichbar war, und so überquerten sie den Platz und machten sich auf den Weg in das Modeviertel, was damit endete, dass sie in der Umkleidekabine von Dries Van Notens Boutique heimliche Küsse und Berührungen tauschten, während sie einander Designeranzüge aussuchten. Nachdem sie dafür gesorgt hatten, dass man ihnen die Anzüge nach Hause liefern würde, spazierten sie weiter, besuchten Buchläden mit gebrauchten Büchern und die verschiedensten Musikgeschäfte.
In einem der Buchläden diskutierten Jack und Lucas gerade darüber, ob sie ein altes Buch über die Geschichte Antwerpens kaufen sollten, als Jack hinter sich eine Stimme hörte, die ihm irgendwie bekannt vorkam. „George, ich habe dir doch gesagt, dass er es ist!“ Dann legte sich eine Hand auf seinen Arm. „Herr Botschafter, wie nett von Ihnen, unsere schöne Stadt zu besuchen. Sie hätten uns anrufen sollen, dann hätten wir Sie gebührend willkommen geheißen und zu uns nach Hause eingeladen!“
Jack drehte sich um und streckte mit schüchternem Lächeln die Hand aus. „Herr Pfarrer und Mrs. Wallace. Wie schön, Sie wiederzusehen!“ Mrs. Wallace musterte Lucas und erwartete ganz offensichtlich, ihm vorgestellt zu werden. Nach kaum merklichem Zögern fing sich Jack wieder. „Darf ich Ihnen Mr. Carlton vorstellen? Er ist Vertreter der britischen Botschaft.“
Mrs. Wallace schüttelte Lucas eifrig und mit weit aufgerissenen Augen die Hand. „Es freut mich, Sie kennenzulernen, Sir.“ Sie schüttelte immer noch seine Hand, während sie sich wieder an Jack wandte. „Sie verbrüdern sich also mit den Briten? Dann haben Sie sicher viele wichtige Dinge zu besprechen?“
Sie wollte ihm eindeutig Informationen entlocken. Lucas antwortete als Erster: „Ja, Ma’am, aber die sind bedauerlicherweise streng vertraulich.“
Zu ihrem Glück war Pfarrer Wallace weit weniger interessiert und drängte seine Frau
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