Diplomatische Beziehungen (German Edition)
Soßenschälchen.
„Ooh, Knoblauchsoße!“, strahlte Lucas, doch die Begeisterung ließ schnell nach. „Okay, entweder müssen wir sie beide essen oder keiner von uns.“
Jack tauchte einen Finger hinein und leckte ihn ab. „Problem gelöst.“
In diesem Augenblick gingen zwei Männer, die ihre Arme umeinandergelegt hatten, an der Terrasse vorbei. Sobald sie sich außer Hörweite befanden, flüsterte Jack: „Das ist das erste Land, in dem mir so sehr auffällt, wie tolerant die Menschen sind.“
Lucas lachte. „Wir sind nur im richtigen Teil der richtigen Stadt. Daraus solltest du keine Schlüsse über den Rest des Landes ziehen. Außerdem glaube ich, dass es dir im Moment nur besonders auffällt.“ Er musterte Jack. „Du klingst wie Lucy. Sie sieht überall schwangere Frauen.“
Jack wartete, bis die Kellnerin ihre Speisen gebracht und sich entfernt hatte, bevor er antwortete: „Habt ihr zwei über Kinder geredet?“
Lucas schüttelte den Kopf. „Nicht ernsthaft. Ihr Vater würde ihr wahrscheinlich den Kopf abreißen, wenn sie schwanger werden würde, bevor wir verheiratet sind. Er redet ja jetzt schon kaum mit ihr, weil wir ‚in Sünde‘ leben.“
Jack lachte. „Maria und ich haben in Dänemark drei Jahre lang dasselbe gemacht. Ihr Vater war auch nicht gerade glücklich darüber.“
„Und warum habt ihr keine Kinder?“ Da Lucas wusste, wie persönlich seine Frage war, fügte er hinzu: „Du musst nicht antworten.“
Jack lächelte. „Maria hat mir schon vor unserer Hochzeit gesagt, dass es ihrer Meinung nach auf dieser Welt zu viele elternlose Kinder gibt. Also haben wir uns darauf geeinigt, dass wir, wenn man mich jemals in einem Dritte-Welt-Land stationieren sollte, dort ein Waisenkind adoptieren würden. Sie wollte eine wirklich ‚globale‘ Familie, ein Kind aus Guatemala, eins aus Äthiopien und eins aus Vietnam.“
„Und du?“, fragte Lucas. „Wolltest du kein eigenes Kind?“
„Ich hatte nie das Bedürfnis, meine Gene weiterzugeben.“ Jack wandte den Blick von Lucas ab und den vorbeigehenden Menschen zu. „Ich wünschte nur, wir hätten nicht so lange gewartet. Maria fand nie, dass es der richtige Zeitpunkt war und außerdem sind wir immer in Europa gelandet und nie in einem Dritte-Welt-Land. Manchmal glaube ich, ihr gefällt es wie es jetzt ist.“
Lucas legte seine Hand auf Jacks. „Ihr habt noch Zeit. Vielleicht solltest du mit ihr darüber reden?“
„Lass uns nicht von Maria reden, okay? Ich bin mit dir hier, nicht mit ihr.“
Sie aßen auf, bezahlten die Kellnerin und gaben ihr Trinkgeld und kehrten dann schweigend zum Hotel zurück.
J ACK betrat die Suite und ging direkt bis zur Terrasse durch. Plötzlich fühlte er sich schuldig. Schuldig wegen seiner Untreue, schuldig, weil er die Zeit mit Lucas genoss – und zwar so sehr, dass er darüber nachdachte, alles hinzuwerfen, um der Beziehung mit dem jungen Mann eine Chance zu geben. Könnte er Maria verlassen? Sie war eine großartige Frau, doch seine Gefühle für Lucas waren so viel stärker als alles, was er je für seine Frau empfunden hatte.
Er stand über die Brüstung gebeugt und schaute auf den Platz hinunter, als er Lucas‘ zaghafte Stimme hörte. „Jack? Alles in Ordnung? Es tut mir leid … Ich hätte das Thema nicht ansprechen sollen, ich … ich habe nicht nachgedacht. Könntest du bitte vom Geländer wegkommen?“
Jack machte einen Schritt zurück, aber drehte sich nicht um. Er hörte, wie Lucas näherkam und sich zu ihm stellte.
„Dachtest du, ich würde springen?“, fragte Jack, ohne ihn anzusehen.
„Ich weiß nicht. Nur … nach unserem Gespräch warst du so distanziert und …“
Jack konnte die unterdrückten Gefühle in Lucas‘ Stimme hören. „Was erwartest du von mir, Lucas?“
„Das ist eine sehr allgemeine Frage, Jack. Was ich von dir erwarte?“
Jack spürte den brennenden Blick dieser wunderschönen Augen und schaute zu Boden. „Warum sind wir hier? Ich meine, war unser Leben wirklich so furchtbar, dass wir für ein paar Nächte der Leidenschaft in einem schicken Hotel vor unseren Frauen in eine andere Stadt flüchten mussten? Ich mag mein Leben, Lucas. Ich mag meinen Beruf und bin immer noch der Meinung, dass er alle Opfer wert war.“
„War er es wert, eine Lüge zu leben?“, fragte Lucas mit aufrichtigem Interesse.
Jack dachte sorgfältig über seine Antwort nach. „Ich lebe keine Lüge.“
„Und was bin ich dann? Ein verdammtes Experiment?“
Jack konnte ihn
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