Diplomatische Beziehungen (German Edition)
Jack warf seinem jungen Geliebten einen neckenden Blick zu, doch dieser konnte Lucas‘ Sorgen nicht zerstreuen. Es war offensichtlich, dass etwas nicht stimmte und es war definitiv kein gutes Wochenende, um krank zu werden.
Nur wenige Minuten später steckten sie in ihren Anzügen und stiegen in ein vor der Tür wartendes Auto, das sie zur amerikanischen Botschaft brachte.
Wie von Jack vorausgesagt gestalteten sich die Gespräche als schwierig. Jeder der Botschafter hatte seine Gründe, um eine andere Vorgehensweise zu bevorzugen, wenn es darum ging, seine jeweilige Regierung davon zu überzeugen, ihre Meinung zu ändern. Irgendwann schlug Lucas vor, dass jeder von ihnen einzeln Gespräche mit seinem Gastgeberland führen könnte, doch dafür bedachten ihn vier der Anwesenden mit einem Blick, der deutlich sagte: „Du bist zu jung und unerfahren, um das zu verstehen.“
Als Lucas Hilfe suchend zu Jack schaute, sah er, dass es dem Amerikaner schlecht ging. Er schwitzte, war blass und hatte trübe, gerötete Augen.
Um ein Uhr nachts einigte man sich darauf, sich zurückzuziehen und die Gespräche um neun Uhr am nächsten Morgen wieder aufzunehmen. Als Jack sich von seinem Stuhl erhob, sah Lucas, dass er leicht schwankte und griff nach seinem Arm, um ihn zu stützen.
„Alles in Ordnung?“, flüsterte er mit besorgter Miene.
Jack fing sich schnell wieder und entzog Lucas seinen Arm, als er bemerkte, dass einige der anderen Botschafter sie ansahen. „Mir geht`s gut“, krächzte er mit leicht belegter und zittriger Stimme.
Lucas machte sich den ganzen Rückweg hindurch Sorgen und dann noch mehr, als er Jacks Zimmer betrat, aber der Amerikaner ihn nicht bleiben lassen wollte.
„Geh in dein eigenes Zimmer, Lucas. Die Nacht ist kurz und ich würde dich nur beim Schlafen stören.“
Lucas wusste nicht, wie er Jack umstimmen sollte. „Ich will mich um dich kümmern, Jack. Schick mich bitte nicht weg. Ich mache mir Sorgen, du bist unübersehbar krank.“
Jack begegnete Lucas‘ Bitte mit einem strengen Blick. „Lucas, mir geht es gut, aber ich brauche jetzt Schlaf, weil es sich im Moment so anfühlt, als wollte mein Gehirn meinen Kopf verlassen.“
Lucas seufzte und gab sich geschlagen, aber nur vorerst.
Er begab sich in sein eigenes Bett, wo er dann lag und den Geräuschen im Nebenzimmer lauschte.
Einige Zeit später rissen ihn ein dumpfer Knall und ein unterdrückter Fluch aus dem Schlaf. Eigentlich wollte er nicht gleich aufstehen, doch als er Jacks Husten und dann das Klirren zerbrechenden Glases hörte, beschloss er, lieber nachzusehen. Er hütete sich davor das Licht einzuschalten, da er Jacks Kopfschmerzen nicht noch verschlimmern wollte, doch er arbeitete sich bis zum Badezimmer vor, wo er gerade eben den Amerikaner ausmachen konnte, der am Türrahmen lehnte.
„Komm nicht näher. Alles ist voller Glas.“ Jacks Stimme war schwach und heiser.
Lucas blieb sofort stehen, denn er war barfuß. „Kann ich dann das Licht anmachen?“
Auch wenn er als Antwort nur ein Brummen bekam, ging er ein paar Schritte zurück, um das Licht in seinem eigenen Zimmer einzuschalten, damit er hoffentlich genug sehen konnte, ohne dabei Jacks Kopfschmerzen zu verschlimmern. Anschließend schlüpfte er in seine Schuhe, damit er sich nicht schnitt.
Als er aufschaute, sah er Jack immer noch am Türrahmen lehnen, doch seine Augen waren zusammengekniffen und er hatte den Kopf abgewandt. Er hörte das Glas unter seinen Füßen knirschen, als er drüberging.
„Bleib da, Jack, ich hol dir deine Schuhe.“
Der Amerikaner wollte das nicht zulassen. „Geh einfach, Lucas. Geh …“ Er gestikulierte abwehrend mit den Händen. „… Geh einfach weg.“
Lucas, der sich nicht so leicht abschrecken ließ, bemühte sich um einen ruhigen, besänftigenden Tonfall. „Lass mich nur dafür sorgen, dass du heil ins Bett kommst. Ich feg das Glas weg und dann lass ich dich schlafen. Was hast du überhaupt gemacht?“
Jack, dessen Augen immer noch geschlossen waren, seufzte genervt. „Mir ein verdammtes Glas Wasser geholt, was denn sonst?“ Das Echo seiner eigenen lauten Stimme in dem kleinen Badezimmer ließ ihn zusammenzucken.
„Na gut, dann hol ich dir ein Glas Wasser, aber lass mich dir erst …“
„Hau verdammt noch mal ab. Du bist nicht meine verdammte Frau und ich brauche keinen verdammten Babysitter!“
Lucas atmete tief durch und versuchte, seine eigenen Gefühle unter Kontrolle zu bringen, während er durch den schwach
Weitere Kostenlose Bücher