Diplomatische Beziehungen (German Edition)
Unordnung.
„Ich war gerade dabei aufzuräumen. Drei Kinder im Haus machen einem das nicht gerade leicht.“
Marias Augen wurden groß und wie auf Kommando kam Ann Elise in die Küche geflitzt, rannte um den Tisch herum und bleib hinter Lucas‘ Beinen stehen. Dann zog sie an einem seiner Hosenbeine und flüsterte: „Wer ist das?“
Lucas lächelte und hob sie hoch. „Ann Elise, das ist Maria. Sie ist eine sehr gute Freundin von Jack.“
„Ist sie hier, weil sie mit Jack spielen will?“, fragte das kleine Mädchen ganz ernsthaft. Lucas und Maria fiel es schwer, nicht zu lachen. „Nein, sie geht nachher mit ihm essen, während ich hier bei dir und Emile und Charlie bleibe. Sei doch so nett und sag ihr Guten Tag.“
Ann Elise zappelte, bis Lucas sie wieder auf den Boden gestellt hatte, und ging dann mit ausgestreckter rechter Hand auf Maria zu. „Hallo, ich bin Ann Elise Carlton. Schön, dich kennenzulernen.“
Maria nahm die kleine Hand des Mädchens und schüttelte sie. „Hallo, Ann Elise Carlton. Ich bin Maria Donnelly.“
Das kleine Mädchen kicherte, zog seine Hand zurück und rannte aus der Küche.
Lucas machte ein zerknirschtes Gesicht. „Tja, sie ist erst vier. Bis jetzt konnten wir noch nicht verhindern, dass sie einfach kichernd wegrennt.“
„Sie ist wunderschön, Lucas. Wie geht es Lucy? Sie ist doch Lucys Tochter, oder?“
Marias Reaktion überraschte ihn ein wenig, doch der Vorwurf, mit dem er gerechnet hatte, war ausgeblieben. „Ja das ist sie. Lucy geht es gut. Sie ist mit irgend so einem Erben einer Supermarktkette verheiratet, der nichts von ihrer Tochter weiß. Lucy hat mir dieses wunderbare kleine Mädchen geschenkt und dafür werde ich ihr immer dankbar sein, aber sie will nichts mit Ann Elise zu tun haben, und so traurig das auch ist, halte ich es doch für das Beste.“ Er ging nicht näher darauf ein, dass Lucy seine Tochter zu Adoption hatte freigeben wollen.
„Tja, sie ist eindeutig deine Tochter. Sie benimmt sich sogar wie du. Wie sie sich gerade vorgestellt hat, war reizend.“
Lucas lächelte sanft. „Und sie liebt Jack über alles.“
„Ich habe schon immer gewusst, dass er einen großartigen Vater abgeben würde“, sagte sie begeistert und Lucas war überrascht. „Aber du hast was von drei Kindern gesagt. Habt ihr noch zwei adoptiert?“
„Nein, nein. Es sind die Söhne von Liz, einer Arbeitskollegin. Ann Elise liebt die beiden Jungs und Liz brauchte mal ein Wochenende ohne Kinder, also … na ja, sie hat mir viel geholfen, bevor … Jack zurückgekommen ist.“ Er wusste nicht, warum es ihm so schwer fiel, mit ihr über die Kinder zu reden. Hatte es vielleicht damit zu tun, dass es ihm vorkam, als hätte er Maria diese Rolle weggenommen? Damit, dass er vermutete, Jack und Maria hätten mittlerweile auch Kinder gehabt, wenn er nicht gewesen wäre?
Maria sah plötzlich zu ihm hoch. „Ich bin froh, dass du Jack die Gelegenheit gegeben hast, Vater zu sein. Ich hatte nie den Mut dazu.“
Lucas wandte kurz den Blick von ihr ab, um seine Gedanken zu ordnen. „Dann hast du kein Problem damit?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe lange gebraucht, um es richtig zu verstehen, Lucas.“ Sie seufzte. „Ich habe dich wirklich gehasst. Weil du mir Jack weggenommen hast. Weil du alles aus dem Gleichgewicht gebracht hast. Du hast mir auf einen Schlag meinen Ehemann, meine Karriere und das Leben, das ich mir zwanzig Jahre lang aufgebaut habe, genommen.“
Sie sah Lucas eindringlich an und er fühlte sich unwohl. „Es hat zwei Jahre unter Menschen gebraucht, die nicht wussten, woher sie ihre nächste Mahlzeit bekommen sollten, um mir zu zeigen, wie oberflächlich ich war und dass ich diesen Mann zwar geliebt habe, aber er mich eben nicht, zumindest nicht so wie dich!“
„Dich hat er auch geliebt, Maria. Er hat mir erzählt, wie schwer es ihm gefallen ist, es dir zu sagen. Er hat es immer wieder hinausgeschoben. Es tut mir leid.“
„Nein, tut es dir nicht“, widersprach sie trocken.
Lucas musste lachen. „Du klingst genau wie Jack. Aber … es tut mir leid. Nicht, dass ich Jack liebe – dafür werde ich mich nie wieder entschuldigen – sondern dass wir dir wehgetan haben.“
Maria lächelte sanft. „Das kann ich nicht abstreiten. Es ist schwer, dabei zuzusehen, wie sich der Mann, den man fast sein ganzes Leben lang geliebt hat, in jemand anderen verliebt. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass ich mein Leben führen konnte, ohne seine Frau zu
Weitere Kostenlose Bücher