Dir darf ich nicht gehören
sagte
Angeline mit beiden Händen auf dem Herzen. »Wie unwiderstehlich und
faszinierend. Du kannst sicher sein, dass sie dich ebenso verzweifelt liebt wie
du sie, Ferdie. Warum hätte sie sonst zwei Mal vor dir davonlaufen sollen?«
Frauen!,
dachte er, während Heyward zu einem langen, trockenen Monolog über eine Rede
ansetzte, die er an diesem Tag im Oberhaus gehalten hatte. je älter er wurde,
desto weniger verstand er die Frauen. Angie und Jane hätten doch schockiert
sein sollen.
Ein
Gastwirt. Er wagte nicht einmal zu schätzen, wie viele Gasthäuser es in London
geben könnte. Ihr Onkel - mütterlicher- oder väterlicherseits? Wie
groß war die Chance, dass er denselben Nachnamen trug wie sie? Er war
vor sechs oder sieben Jahren Gastwirt gewesen. War er es noch immer?
Sie
wollte nicht gefunden werden - vermutlich bis sie wieder als Lilian
Talbot auftauchte. Und er wollte sie nicht finden. Sie hatte ihn einmal zu viel
enttäuscht und zurückgewiesen.
Wie
viele Gasthäuser gab es in London?
Doch er
würde seine Zeit nicht mit der Suche nach ihr verschwenden.
Ich
frage mich, was sie in ihren alten Lebensstil zurücktreibt.
Janes
Worte klangen ihm noch in den Ohren.
Eine Kutsche
verließ das White Horse Inn mit viel Getöse und Getue. Viola und Hannah traten
beiseite, damit sie auf die Straße einbiegen konnte, bevor sie den
gepflasterten Hof betraten. Der Gastwirt stand vor der Tür und rief einem
Stallknecht barsch etwas zu. Aber dann wandte er sich um und sah die beiden
Frauen und sein Stirnrunzeln wurde von einem breiten Lächeln vertrieben.
»Viola!«,
rief er und breitete die Arme aus.
»Onkel
Wesley!«
Bald
umfingen sie seine starken Arme und drückten sie an seine breite Brust.
»Also
bist du tatsächlich gekommen«, sagte er und hielt sie auf Armeslänge von sich.
»Aber warum hast du es uns nicht wissen lassen? Dann hätte dich jemand
abgeholt. - Hallo, Hannah. - Rosamond und die Mädchen werden sich
freuen.« Er rief durch die geöffnete Tür des Gasthauses: »Claire! Komm und
sieh, was wir hier haben!«
Violas
Schwester stürzte kurz darauf durch die Tür. Sie sah bemerkenswert hübsch aus,
bemerkte Viola sofort. Sie war zu einer schlanken, wohlgeformten Schönheit mit
glänzenden, blonden Locken erblüht. Dann lagen sie einander lachend in den
Armen.
»Ich
wusste, dass du kommen würdest!«, rief ihre Schwester aus. »Und Hannah ist bei
dir. Los, kommt hinauf! Mama wird begeistert sein. Und Maria.« Sie nahm Viola
bei der Hand und wandte sich dem Gasthaus zu. Aber dann hielt sie inne und
schaute beunruhigt zu ihrem Onkel. »Darf ich mit ihr hinaufgehen, Onkel Wesley?
jetzt, wo die Kutsche abgefahren ist, ist doch alles ruhig.«
»Hinauf
mit euch beiden«, sagte er jovial. »Fort mit euch.«
Viola
wurde in die Privatwohnung im oberen Stockwerk und dort ins Wohnzimmer ihrer
Mutter geführt. Ihre Mutter saß nähend am Fenster, und Maria saß am Tisch, vor
sich ein Buch. Aber kurz darauf war alles Bewegung und Schreien und Lachen und
Umarmungen und Küsse.
»Wir
wussten, dass du kommen würdest!«, rief Maria, als wieder einigermaßen Vernunft
eingekehrt war. »Oh, ich hoffe, du wirst jetzt hier leben.«
Maria
war von einem Kind zu einem jungen Mädchen herangewachsen. Sie versprach eine
Schönheit zu werden.
»Du
bist bestimmt müde«, sagte ihre Mutter, hängte sich bei Viola ein und führte
sie zu ihrem Lieblingsplatz, wo sie sich nebeneinander hinsetzten. »Kommst du
gerade von Somersetshire? Ich wünschte, wir hätten gewusst, dass wir dich heute
erwarten dürfen. Wir hätten dich abgeholt. Maria, Liebes, lauf hinunter und
bring ein Teetablett und ein paar Kekse herauf, sei so nett.«
Maria
ging gehorsam hinunter, auch wenn sie offensichtlich keinen Augenblick der
Heimkehr ihrer ältesten Schwester verpassen wollte.
»Es ist
so wunderschön, wieder hier zu sein und euch alle zu sehen«, sagte Viola. Für
den Moment ließ sie sich von ihrem Zuhause und der Familie wie in einen Kokon
einspinnen, in dem sie vor allen Bedrohungen der Außenwelt sicher sein konnte.
Und vor allen Erinnerungen. Ob Ferdinand schon zum Haus zurückgekehrt war und
entdeckt hatte, dass sie fort war?
»Alles
wird gut.« Ihre Mutter nahm ihre Hand und tätschelte sie.
»Aber
es scheint, als hättet ihr mich erwartet«, sagte Viola verwirrt.
Ihre
Mutter drückte ihr die Hand. »Wir haben davon gehört, dass sich herausgestellt
hat, Pinewood gehöre dir doch nicht. Es tut mir so Leid, Viola. Du weißt,
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