Dir darf ich nicht gehören
Rest seines
Lebens bitter bereuen würde.
»Wir
werden den Earl of Bamber aufsuchen«, sagte sie nun als Antwort auf Hannahs
Frage.
Der
Nachmittag war bereits zur Hälfte verstrichen, als sie dort ankamen. Es war
sehr wahrscheinlich, dass er nicht zu Hause wäre. Und es war noch
wahrscheinlicher, dass ihr der Einlass verweigert würde, selbst wenn er da
wäre. Es war schockierend, wenn eine Lady einen alleinstehenden Gentleman
besuchte, selbst wenn sie von ihrem Dienstmädchen begleitet wurde. Der Blick,
mit dem der Butler des Earls sie betrachtete, als er auf ihr Klopfen hin die
Tür öffnete, bestätigte ihre Befürchtungen. Sie hätte wahrscheinlich nicht
einmal einen Fuß über die Türschwelle setzen können, hätte nicht der Zufall den
Earl gerade in diesem Moment nach Hause geführt, als sie dort stand und
argumentierte.
»Wen
haben wir denn hier?«, fragte er, während er die Treppe hinter ihr heraufkam
und sie betrachtete.
Er war
klein, wohlbeleibt, hellhaarig und hatte ein gerötetes Gesicht. Er hatte
keinerlei erkennbare Ähnlichkeit mit seinem Vater.
»Ich
bin Viola Thornhill«, sagte sie und wandte sich zu ihm um.
»Nun,
verdammich!« Er zog die Brauen ruckartig zusammen. »Die Frau höchstpersönlich,
auf meiner Türschwelle! Ich bin es mordsmäßig leid, Ihren Namen zu hören. Ich
will nicht von Ihnen belästigt werden. Gehen Sie. Fort!«
»Meine
Mutter war einst Ihre Gouvernante«, sagte sie.
Sie
glaubte einen Moment, er würde sie erneut vertreiben wollen, aber dann nahm
sein Gesicht einen milderen Ausdruck an.
»Hillie?
Ich hatte nur eine Gouvernante - bevor ich zur Schule ging. Das war
Hillie.«
»Rosamond
Thornhill«, bestätigte Viola. »Meine Mutter.«
Ein
Anflug von Verständnis trat in seine etwas blutunterlaufenen Augen.
»Sie
sollten besser mit hineinkommen«, sagte er ungnädig, ging ihr voran ins Haus
und durch die Eingangshalle in einen kleinen Salon. Hannah folgte ihnen und
blieb still nahe bei der Tür stehen, nachdem der Earl diese geschlossen hatte.
»Wer,
zum Teufel, sind Sie?«
»Meine
Mutter war zehn Jahre lang die Geliebte Ihres Vaters«, sagte sie. »Er war auch
mein Vater.«
Er
starrte sie mit grimmiger Miene an.
»Was
wollen Sie von mir?«, fragte er. »Wenn Sie hierher gekommen sind, um Geld zu
erbetteln ...«
»Ich
bin ihm begegnet, kurz bevor er starb«, sagte sie. »Er war entschlossen, für
mich zu sorgen. Er schickte mich nach Pinewood Manor. Er sagte, es wäre eines
seiner kleineren Besitztümer, das nicht zum Familienerbe gehörte. Er sei selbst
niemals dort gewesen. Aber er glaubte, es befände sich in einem ziemlich
abgeschiedenen Winkel und könne mir ein annehmbares Leben bieten, wenn es gut
geführt würde. Er würde sein Testament ändern, damit es für immer mir gehörte.«
»Nun,
das hat er nicht getan«, sagte er. »Allein der Gedanke ...«
»Er hat
mich geliebt«, sagte sie. »Er hat mich immer geliebt. Ich habe in meiner
Kindheit, bevor meine Mutter heiratete, niemals an seiner Zuneigung gezweifelt.
Ich habe erst später daran gezweifelt, weil er plötzlich nicht mehr kam und
nicht einmal mehr schrieb. Aber das war der Fehler meiner Mutter, wie ich
später erfuhr. Sie hatte die Beziehung zu ihm abgebrochen und ihm sogar
verweigert, mich zu sehen. Sie hatte sämtliche Briefe und Geschenke, die er mir
geschickt hatte, vernichtet. Es war reiner Zufall, dass ich ihm im Park
begegnet bin ... Aber das ist unwichtig. Die Einzelheiten interessieren Sie
ohnehin nicht. Haben Sie Mr. Westinghouse beschworen, die neue Klausel aus
seinem Testament zu streichen?«
Ein
aufbrausendes Fluchen war seine erste Reaktion, und es überzeugte sie davon,
dass er nicht der Schurke in diesem Stück war. »Verlassen Sie mein Haus«,
befahl er ihr, »bevor ich Sie hinauswerfe!«
Sie
ignorierte seinen Zorn. »Könnte er bei jemand anderem ein neues Testament
aufgesetzt haben? Sehen Sie, es steht nicht nur Pinewood auf dem Spiel. Es gab
noch ein Dokument, das er offiziell bei seinem Anwalt einreichen wollte, damit
die Angelegenheit niemals angezweifelt würde. Er hat einige Schulden bezahlt,
um mich von einer Verbindlichkeit zu befreien und meine Mutter vor dem
Schuldenturm zu bewahren. Er ließ den Mann, der die Schulden einforderte, ein
Schriftstück des Inhalts unterzeichnen, dass alle Rechnungen vollständig
beglichen waren, dass es keine weiteren gab und er das Recht verwirkt hatte,
weiterhin unbezahlte Rechnungen zu präsentieren, die vor dem Tag der
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