Dir darf ich nicht gehören
Plan ersonnen, um ihm das Leben auf Pinewood als
weitgehend unangenehm zu präsentieren. Sie beide könnten mir dabei vielleicht
helfen, wenn Sie wollen ...«
Kurz
darauf setzte sie ihre Besuchsrunde wie geplant fort. Glücklicherweise waren
alle zu Hause, was nach einem so geschäftigen Tag wie dem gestrigen auch
verständlich war.
Ihr
letzter Besuch galt dem Cottage der Misses Merrywether, die ihrer Geschichte
mit wachsendem Erstaunen und wachsender Empörung lauschten. Sie habe Lord
Ferdinand Dudley von dem Moment an nicht gemocht, als sie seiner ansichtig
wurde, erklärte Miss Faith Merrywether. Er hatte sich viel zu sorglos benommen.
Und ein wahrer Gentleman legte nicht in Anwesenheit von Damen seine Jacke ab,
selbst wenn er sich an einem heißen Tag gewissermaßen sportlich betätigte.
Er sah
außerordentlich gut aus, räumte Miss Prudence Merrywether errötend ein, und
natürlich hatte er dieses charmante Lächeln, aber man wusste schließlich aus
Erfahrung, dass gut aussehende, charmante Gentlemen niemals Gutes im Schilde
führten. Und Lord Ferdinand Dudley gewiss nicht, wenn er die Absicht hatte, die
liebe Miss Thornhill mittellos von Pinewood zu vertreiben.
»Oh, er
wird mich nicht vertreiben«, versicherte Viola beiden Ladys. »Das genaue
Gegenteil wird geschehen. Ich werde mich seiner entledigen.«
»Der
Pfarrer und Mr. Claypole werden sich etwas einfallen lassen, dessen bin ich
sicher«, sagte Miss Faith. »Inzwischen, Miss Thornhill, müssen Sie zu uns
ziehen. Sie werden uns überhaupt nicht stören.«
»Das
ist sehr freundlich von Ihnen, Madam, aber ich habe nicht die Absicht, Pinewood
zu verlassen«, erklärte Viola. »Tatsächlich plane ich ...«
Aber
die Erläuterung ihres Plans musste auf einen passenderen Zeitpunkt verschoben
werden. Miss Prudence war nämlich bei dem bloßen Gedanken daran, dass Viola zu
dem Haus zurückkehren wollte, in dem nun ein alleinstehender Gentleman
residierte, so schockiert, dass Miss Faith, selbst aus härterem Holz
geschnitzt, eilig nach ihrem Dienstmädchen schicken musste, um verbrannte Federn
und Hirschhorn zu holen, damit ihre Schwester nicht augenblicklich in Ohnmacht
fiel. Viola rieb derweil ihre Handgelenke.
»Man
kann nicht wissen, was ein solcher Wüstling unternimmt«, warnte Miss Faith,
nachdem die Krise der noch immer blassen Miss Prudence vorüber war und sie an
Kissen gelehnt schwachen, gesüßten Tee trank. »Wenn er Sie allein antrifft,
ohne dass Dienstboten anwesend sind. Er könnte vielleicht sogar versuchen, Sie
zu küssen. Nein, nein, Prudence, du brauchst nicht wieder zu schwächeln.
Miss Thornhill wird nicht nach Pinewood zurückkehren. Sie wird hier bleiben.
Wir werden nach ihren Sachen schicken lassen. Und wir werden von jetzt an alle
Türen zuschließen, selbst am Tage. Und sie zusätzlich verriegeln.«
»Ich
werde in Pinewood vollkommen sicher sein«, versicherte Viola den beiden
Schwestern. »Sie dürfen nicht vergessen, dass ich von meinen eigenen, treuen
Dienstboten umgeben bin. Und Hannah ist schon mein ganzes Leben lang bei mir.
Außerdem wird Lord Ferdinand bald abreisen. Er wird nämlich sehr bald
entdecken, dass das Landleben einfach nichts für ihn ist. Sie können mir aber
dennoch helfen, wenn Sie wollen ...«
Insgesamt,
dachte Viola auf dem Heimweg, war sie mit ihren Nachmittagsbesuchen zufrieden.
Zumindest die Dorfbewohner, mit denen sie enger bekannt war, hatten ihre
Version der Geschichte gehört, bevor er Gelegenheit hatte, die seine zu
erzählen. Und die, denen sie noch nichts erzählt hatte, würden es bald selbst
herausfinden. Neuigkeiten und Klatsch reisten auf dem Wind, hatte sie manchmal
den Eindruck.
Und was
die auf dem Lande lebenden Familien betraf - nun, sie könnte heute Abend
mit mehreren von ihnen reden, wenn sie mit den Claypoles in Crossings dinierte.
Lord
Ferdinand würde allein in Pinewood speisen. Viola lächelte voller Häme. Aber an
den Mann zu denken, erinnerte sie nur daran, dass sie sich ihrem Heim nicht
mehr mit der üblichen frohen, gehobenen Stimmung nähern konnte. Sie schaute die
Wiese hinauf zum Haus und fragte sich, ob er wohl an einem der Fenster stand
und sie beobachtete. Sie fragte sich, ob sie ihm begegnen würde, sobald sie das
Haus betrat in der Eingangshalle, auf der Treppe, auf dem oberen Gang.
Es war
unerträglich, dass ein Fremder in ihren höchst privaten Bereich eingedrungen
war. Aber sie konnte nichts dagegen tun, zumindest im Moment nicht. Und sie
durfte auch nicht
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