Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
Vom Netzwerk:
Familie. Das Baby hatte Koliken, erklärte er,
und Jane brauchte während der Nächte voller Störungen seine Unterstützung.
Ferdinand lauschte der Erklärung einigermaßen fasziniert, schwieg aber dazu.
War es nicht die Aufgabe einer Amme, sich um ein quengelndes Baby zu kümmern?
Ließ Tresham es wirklich zu, dass sein Schlaf durch ein Kind gestört wurde?
    War es
wirklich möglich, dass eine Ehe, die vor vier Jahren offensichtlich als
Liebesheirat begann, als solche fortgeführt wurde? Ausgerechnet bei Tresham?
Konnte er in seiner innigen Zuneigung möglicherweise standhaft und Jane treu
sein? Konnte sie ihm treu sein? Selbst jetzt, nachdem sie Tresham pflichtgetreu
zwei Söhne geboren hatte? Jane war eine wunderschöne und lebhafte Frau.
    Gab es
wirklich so etwas wie wahre, dauerhafte Liebe in der Ehe? Selbst innerhalb
seiner eigenen Familie?
    Aber es
war zu spät für ein ernsthaftes Interesse an der Antwort. Einen Tag zu spät.
Gestern war sie Viola Thornhill gewesen, natürlich, wunderschön, unschuldig.
Heute war sie Lilian Talbot, wunderschön, erfahren - und bis ins Innerste
ihres kalten Herzens falsch.
    Ach
wünschte, du hättest mich heute Morgen ein Wort mit ihr wechseln lassen,
Ferdinand«, sagte der Duke, als sie zusammen vor seiner Reisekutsche standen.
»Dir fehlt die notwendige Vernunft, um unerfreuliche Aufgaben auszuführen. Und
du bist gefühlsmäßig involviert. Ich hätte sie inzwischen schon an die Luft
gesetzt.«
    »Pinewood
gehört mir, Tresham«, sagte Ferdinand fest, »und damit alles, was Pinewood
betrifft - sogar seine Probleme.«
    »Nimm
meinen Rat an und gestatte ihr nicht, noch eine weitere Nacht hier zu
verbringen.« Sein Bruder lachte auf. »Aber wir Dudleys haben noch nie auf einen
Rat gehört, oder? Werden wir dich noch vor Saisonende in London sehen?«
    »Ich
weiß es nicht«, sagte Ferdinand. »Vielleicht j a. Vielleicht nein.«
    »Wirklich
eine schlüssige Antwort«, sagte Tresham trocken und nahm in der Kutsche Platz.
    Ferdinand
hob zum Abschied eine Hand und beobachtete, wie die Kutsche zwischen den Bäumen
verschwand. Dann wandte er sich um und ging festen Schrittes zum Haus zurück.
Es war an der Zeit, den Eindringling loszuwerden. Es war an der Zeit, sein Herz
zu verhärten und sich wie ein Mann zu verhalten. Wie ein Dudley.
    Der
Butler wartete in der Eingangshalle.
    »Jarvey«,
sagte Ferdinand grimmig, »bitten Sie Miss Thornhill innerhalb der nächsten zwei
Minuten in die Bibliothek.« Aber dann hielt er mit der Hand auf dem Türknauf
inne, als der Butler bereits auf der zweiten Treppe war. »Jarvey, fragen Sie
Miss Thornhill, ob sie in der Bibliothek auf mich warten will, wann immer es
ihr genehm ist.«
    »Ja,
Mylord.«
    Er
stellte sich ans Fenster der Bibliothek und schaute hinaus, bis er die Tür
hinter ihm sich öffnen und wieder schließen hörte. Er war sich nicht einmal
sicher gewesen, dass sie zu Hause war. Er wandte sich um und sah sie an. Sie
war mit einem hellen Musselintageskleid sehr einfach gekleidet. Ihr Haar war zu
dem üblichen ordentlichen Zopfkrönchen aufgesteckt. Er betrachtete sie von Kopf
bis Fuß. Vielleicht hatte sich Tresham nach allem doch geirrt und seine
Erinnerung hatte ihn getrogen.
    »Guten
Tag, Miss Talbot«, sagte er.
    Sie
antwortete nicht sofort. Aber seine törichte Hoffnung erstarb augenblicklich.
Ein schwaches Lächeln spielte um ihre Lippen. Es war genau der Ausdruck, den
sie im Theater gezeigt hatte - und gestern in der Eingangshalle, als er
sie Tresham vorgestellt hatte.
    »Sie
sprechen mich mit einem Namen an, der nicht mein Name ist«, sagte sie.
    »Sie
wussten sehr genau, wo ich Sie schon zuvor gesehen hatte«, sagte er und
betrachtete sie erneut, dieses Mal verärgert. Wie konnte sie es wagen, ihn
einfach so anzusehen! Er war freundlich zu ihr gewesen. Aber andererseits
verachtete sie Freundlichkeit bestimmt. Gütiger Himmel, dachte er, als erkenne
er es zum ersten Mal - er hatte sich ein Haus mit Lilian Talbot geteilt!
    »Im
Gegenteil.« Sie hob die Augenbrauen. »Wo haben Sie mich gesehen, Lord
Ferdinand? jedenfalls nicht in irgendeinem Bett, das Sie jemals besetzt haben.
Ich glaube, daran würde ich mich erinnern. Wahrscheinlich hätten Sie sich meine
Gesellschaft auch nicht leisten können, oder?«
    Ihr
Blick schweifte über ihn hinweg, während sie sprach, und vermittelte ihm den
eigentümlichen Eindruck, nackt ausgezogen und für mangelhaft befunden zu werden
- fast als wäre er ungefähr zehn Jahre bis zu der Zeit

Weitere Kostenlose Bücher