Dir darf ich nicht gehören
sagte er. »Ich ziehe es vor, meine
Bettgefährtinnen frei zu erwählen.«
»Ah,
aber Sie wetten gern«, sagte sie. »Besonders wenn es um hohe Einsätze geht.«
»Wenn
Sie vorschlagen wollen, dass ich Pinewood einsetzen soll, verschwenden Sie
Ihren Atem. Sie würden verlieren.«
»Aber
Ihrer Meinung nach habe ich bereits verloren«, sagte sie, wandte sich ab,
durchquerte den Raum und fuhr mit den Fingern über die leere
Schreibtischplatte. »Sie scheinen wirklich gewonnen zu haben, nicht wahr?«
»Das
habe ich mit großer Sicherheit«, sagte er und sah sie finster an. »Und Sie
haben mich von meinem eigentlichen Grund abgelenkt, Sie hierher zu beordern.«
»Ah!«
Sie wandte den Kopf und lächelte ihn an. »Aber Sie haben Ihren Befehl doch in
eine Bitte umgewandelt, Lord Ferdinand. Mr. Jarvey hat es mir erzählt. Sie
betrachten sich gern als Gentleman, nicht wahr? Und Sie glauben, schwächer zu
sein als Ihr Bruder, den es nicht kümmert, was andere über ihn denken.«
Sie war
unheimlich scharfsichtig. Andererseits musste Verständnis für Männer bei ihrer
Karriere unerlässlich gewesen sein.
»Ich
möchte, dass Sie das Haus noch vor Einbruch der Nacht verlassen. Es kümmert
mich nicht, ob Ihnen das genügend Zeit lässt, Ihre Habe zu packen, oder nicht.
Sie werden gehen. Noch heute.«
Sie sah
ihn noch immer über die Schulter hinweg an. »Was, Lord Ferdinand?«, sagte sie
belustigt, nachdem er sich gegen Tränen oder Zorn gewappnet hatte. »Sie haben
Angst, eine Wette anzunehmen? Angst, dass Sie verlieren werden? Wie sehr würden
Sie in den Clubs der Gentlemen verhöhnt, wenn bekannt würde, dass Sie Angst
hatten, von einer Frau übervorteilt zu werden. Von einer Hure!«
»Nennen
Sie sich nicht so«, sagte er, bevor er es verhindern konnte.
Ihr
Lächeln wurde breiter. Sie wandte sich um und sah ihn direkt an, wobei sie mit
den Fingerspitzen noch immer leicht über die Schreibtischplatte strich.
»Geben
Sie mir eine Woche. Wenn ich Sie bis dahin nicht verführen kann, werde ich die
Echtheit dieses Testaments nie wieder anzweifeln. Ich werde gehen und weder Sie
noch Ihr Gewissen jemals wieder beunruhigen - ich beunruhige Ihr Gewissen
nämlich tatsächlich, nicht wahr? Wenn Sie allerdings verlieren« sie erwischte
ihn vollkommen unvorbereitet, als sie ihn strahlend anlächelte -, »werden
Sie gehen. Und Sie werden Ihren Anspruch auf Pinewood zu meinen Gunsten
abtreten - und zwar schriftlich. Unter Zeugen.«
»Unsinn!«,
wehrte er ab. Aber im gleichen Moment kam ihm plötzlich der Gedanke, dass die
Wette nur allzu leicht zu gewinnen war und dass er - und sein Gewissen -
sie in einer Woche für immer los wäre.
»Aber
bevor Sie gingen, Lord Ferdinand«, sagte sie sanft und mit erotischer Stimme,
»würden Sie eine Nacht ein so großes Vergnügen genießen, dass Sie für den Rest
Ihres Lebens davon abhängig wären.«
Er fand
ihre Prahlerei abstoßend, aber er verspürte unfreiwillig auch eine Woge reiner
Lust. Wäre sie wie eine Hure gekleidet - wie damals im Theater -, hätte
er ihr leichter widerstehen können. Von einer kostspieligen Hure erwartete man
diese Ausdrucksweise. Aber sie war in jungfräuliches Weiß gekleidet. Ihr Haar
war mit Eleganz und Sachlichkeit gestaltet. Aber sie war Viola Thornhill, um
Gottes willen! Die darüber sprach, mit ihm ins Bett zu gehen.
»Ich
enttäusche nie.« Sie nahm die Hand vom Schreibtisch, benetzte ihren Zeigefinger
langsam mit der Zunge und strich dann damit über ihre Unterlippe. Weitere Luft
schien aus dem Raum zu weichen. Ferdinand rang nach Atem und kämpfte dagegen
an, dass diese Tatsache sichtbar wurde.
»Bei
Gott!«, platzte er heraus, als er die Geduld verlor. »Ich will, dass Sie hier
verschwinden! Jetzt! Sofort!«
»Wäre
es nicht besser, mich nach einer Woche ruhig gehen zu lassen als heute unter
Geschrei, Bissen, Fußtritten und Tränen? Und im Dorf Halt zu machen, um noch
ein wenig mehr zu wehklagen?«
»Weiß
man es dort?« Er sah
sie stirnrunzelnd an und trat zum ersten Mal einige Schritte weiter in den
Raum. »Wissen diese Leute, wer Sie sind?«
»Wer
ich bin? ja, natürlich. Ich bin Viola Thornhill von Pinewood Manor. Sie wissen,
dass ich eine Verwandte des Earl of Bamber bin.«
»Dann
glauben sie eine Lüge«, sagte er entrüstet. »Sie wissen nicht, dass Sie eine
Hure sind.«
»Die
Gegenwartsform?« Sie lachte leise. »Aber nein, sie wissen es nicht. Und auch
nicht, welche Waffe ich Ihnen gerade in die Hände gespielt habe. Sie
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