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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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zurückgegangen,
als er schmächtig und spindeldürr in die Höhe geschossen war, ganz Beine und
spitze Ellenbogen und mit Zähnen, die für sein Gesicht zu groß waren.
    »Im
Theater. Mit Lord Gnass.«
    »Ah, ja, Lord Gnass«, sagte sie. »Er konnte sich meine Gesellschaft leisten und
zeigte es auch gern.«
    Er
konnte kaum glauben, wie sehr sie sich vor seinen Augen verwandelte.
    »Vermutlich«,
sagte er kurz angebunden, »ist Viola Thornhill ein angenommener Name. Kein
Wunder, dass Bamber niemals von Ihnen gehört hat. Vermutlich kennt auch niemand
auf Pinewood oder in der Nachbarschaft Ihre wahre Identität.«
    »Viola
Thornhill ist mein richtiger Name«, sagte sie. »Lilian Talbot starb vor zwei
Jahren eines natürlichen Todes. Sind Sie nun enttäuscht? Hatten Sie gehofft,
ihre Dienste ausprobieren zu können? Ich war stets zu kostspielig für Sie, Lord
Ferdinand. Ich bin es noch immer, gleichgültig wie vermögend Sie sind.«
    Sie
betrachtete ihn mit ihrem sinnlichen, spöttischen Halblächeln. Dieses Lächeln
sowie ihre Worte stießen ihn ab. Aber er spürte, wie seine Körpertemperatur
dennoch anstieg.
    »Ich
würde keinen Penny meines Vermögens dafür verschwenden, die Dienste einer Hure
zu erkaufen, Miss Talbot«, belehrte er sie. Er hätte sich seiner Worte
wahrscheinlich augenblicklich geschämt, wenn sie Anzeichen von Gekränktsein
oder sogar Verärgerung gezeigt hätte. Aber ihre Miene zeigte nur zunehmende
Belustigung.
    »Ich
käme nicht in Versuchung«, fügte er hinzu.
    Da trat
sie näher, blieb unmittelbar außerhalb seiner Reichweite stehen - nachdem
er unfreiwillig einen Schritt zurückgetan hatte, bis seine Fersen an die Wand
hinter ihm stießen. Ihre Lider hatten sich leicht gesenkt. Schlafzimmeraugen,
dachte er. Und ihre Stimme passte dazu, bemerkte er kurz darauf, als sie erneut
sprach.
    »Das
klingt sehr nach einer Herausforderung«, erklärte sie. »Ich bin äußerst
geschickt, Mylord. Und Sie sind äußerst männlich.«
    Sie
schien dem Raum irgendwie einen Großteil der Luft entzogen und äußerst wenig
übrig gelassen zu haben, um seine Lungen ausreichend zu versorgen.
    »Würden
Sie eine Wette wagen?«, fragte sie ihn.
    »Eine
Wette?« Er fühlte sich überaus unbehaglich, aber er würde keinen Schritt weiter
zurückweichen, selbst wenn er könnte. Er war am Fenster gefangen und wirkte wie
ein verdammter Dummkopf. Wie hatte er sich überhaupt in diese missliche Lage
gebracht? Er war derjenige, der sie herbeizitiert hatte. Er wollte ihr die
Meinung sagen, bevor er ihr befahl, noch vor Sonnenuntergang zu gehen.
    »Dass
ich Sie verführen kann«, sagte sie. »Oder auch nicht. Wie immer Sie es
formulieren wollen. Dass ich Sie ins Bett bekommen kann. Sie erfreuen. Alle
Ihre tiefsten und dunkelsten sexuellen Phantasien befriedigen.«
    Der Zorn
machte ihn sprachlos. Dies war die Frau, die er bemitleidet hatte? In die er
sogar halbwegs verliebt zu sein geglaubt hatte? Die er zu heiraten erwogen
hatte? War er tatsächlich so dumm? So leichtgläubig? So leicht zu manipulieren?
Denn er konnte jetzt deutlich erkennen, dass er vom ersten Augenblick an Wachs
in ihren Händen gewesen war. Sie hatte bald gemerkt, dass sie ihn nicht
vertreiben konnte, und so hatte sie auf eine andere Lösung ihrer Probleme
hingearbeitet. Sie hatte ihr Ziel beschämend leicht erreicht beschämend für
ihn. Wäre Tresham nicht zum richtigen Zeitpunkt eingetroffen und hätte sie
erkannt, konnte man nicht wissen, was der restliche Tag unter Umständen für sie
gebracht hätte. Er könnte jetzt bereits mit ihr verlobt sein. Er könnte in diesem
Moment im Pfarrhaus beantragen, am Sonntag das Aufgebot verlesen zu lassen.
    Nun
hatte sie ohne Zögern erneut die Taktik geändert, aber dieses Mal war sie im
Reich ihres Könnens heimisch. Sie hatte auf dem Rücken hübsches Geld verdient.
Bekannt für ihre Schönheit und ihren verführerischen Charme sowie ihre
Tüchtigkeit in der Kunst des Sex - und für die kluge Masche, ihre Dienste
jedem Kunden nur eine Nacht zu gewähren -, war sie gefragter gewesen als
jede andere Kurtisane, an die man sich erinnern konnte.
    Sie
lachte kehlig in sich hinein. »Ich kann Sie verführen, müssen Sie wissen.« Sie
trat noch einen Schritt näher, legte einen Zeigefinger leicht an seine Brust
und führte ihn kaum spürbar aufwärts über das Halstuch auf seine bloße Kehle
zu.
    Er
umfasste ihr Handgelenk und senkte ihren Arm. Zorn, Verlangen und Abscheu
kämpften in ihm. »Ich glaube nicht, Madam«,

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