Dir ergeben - Band 2 Roman
rumgetrieben«, sagt Susan, »auch wenn das keine richtige Ausbildung ist. Eher eine Art Praktikum.«
»Susan Morris?«, sage ich, und schließlich dämmert es mir. »Die Mutter von Alicia Morris?« Susan Morris war genauso ehrgeizig wie meine Mutter damals.
»Ich hatte gehofft, dass Sie sich noch an mich erinnern können«, sagt sie. »Ollie hat mir erzählt, dass Damien Stark mit seiner Freundin hier ist, und da musste ich Sie einfach begrüßen.«
»Das freut mich sehr«, sagt die offizielle Nikki. In Wahrheit habe ich keinerlei Interesse daran, an diesen Teil meiner Vergangenheit erinnert zu werden. Ich spüre, dass Damien weiß, was die echte Nikki denkt, denn er drückt tröstend meine Hand.
»Ihre Mutter und ich stehen uns immer noch sehr nahe. Seit ich nach Park Cities gezogen bin, gehen wir mindestens einmal die Woche gemeinsam Mittag essen«, fügt sie hinzu. Das ist das Nobelviertel von Dallas, in dem ich aufgewachsen bin. »Ich habe erst heute Morgen mit ihr gesprochen.« Ihre Stimme klingt seltsam gepresst, und ich kann es kaum erwarten, die Frau loszuwerden, die mich so an meine Mutter erinnert.
»Wie nett«, sage ich, setze mein schönstes Schönheitsköniginnen-Lächeln auf. »Aber ich sollte jetzt nach meiner Freundin Jamie sehen. Schön, mit Ihnen geplaudert zu haben.«
Sie verstellt mir den Weg. »Ihre Mutter schämt sich dermaßen, dass sie sich gar nicht mehr unter die Leute traut. Und Sie haben ihr in keinster Weise beigestanden. Sie haben weder auf ihre Anrufe noch auf ihre E-Mails reagiert. Das ist wirklich höchst undankbar, Nicole.«
Undankbar. Was soll der Scheiß?
Damien eilt mir zur Hilfe. »Ich glaube, Nikki hat bereits erwähnt, dass sie nach ihrer Freundin sehen will.«
Aber Susan Morris reagiert nicht auf seinen Wink mit dem Zaunpfahl. Sie zeigt mit dem Finger auf Damien. »Und Sie erst! Elizabeth hat mir erzählt, wie Sie sie nach Hause verfrachtet haben, als Nicole sie am dringendsten gebraucht hätte.«
Mir bleibt der Mund offen stehen. Gebraucht? Ich soll sie gebraucht haben? Alles, was ich gebraucht habe, war, dass sie verschwindet.
»Und jetzt haben Sie sie in dieses … dieses entwürdigende Leben hineingezogen!« Susan Morris rattert los wie ein Maschinengewehr und richtet ungefähr genauso viel Schaden an. »Als Aktmodell. Für erotische Kunst. Für Geld, wie eine ganz gewöhnliche Hure. Das ist ekelhaft.« Das letzte Wort spuckt sie förmlich aus, und ich sehe tatsächlich Speicheltröpfchen fliegen.
Ich kann sie nur mit offenem Mund anstarren, meine Fassade hat bei diesem unerwarteten Angriff schweren Schaden davongetragen. Damien ist nicht so gelähmt wie ich. Er macht einen Schritt nach vorn, und sein Gesichtsausdruck verheißt nichts Gutes. Fast fürchte ich, dass er ihr etwas antut, vermutlich sollte ich einschreiten. Aber ich kann nicht. Ich spüre nichts als Übelkeit und Eiseskälte.
»Sehen Sie zu, dass Sie von hier wegkommen!«, sagt Damien, die Hände fest an seinen Körper gepresst.
»Einen Teufel werd ich tun!«, erwidert sie. »Glauben Sie, Sie können alles kaufen? Sich ein Mädchen wie Nicole ins Bett bestellen? Ich weiß genau, was für ein Typ Sie sind, Damien Stark.«
»Ach ja?« Er macht noch einen Schritt auf sie zu, und sie ist so geistesgegenwärtig zurückzuweichen. »Dann müssten Sie eigentlich auf mich hören, wenn ich Ihnen sage, dass Sie verschwinden sollen. Und nur, damit Sie’s wissen: Nikki ist eine erwachsene Frau und kein Mädchen mehr. Sie trifft ihre eigenen Entscheidungen.«
Ihr bleibt der Mund offen stehen, aber sie sagt nichts darauf. Stattdessen wendet sie sich wieder an mich. »Ihre Mutter hat mehr von Ihnen erwartet.«
Ich kann einfach nur wie erstarrt dastehen, und ich friere bis ins Mark. Verdammt noch mal, ich zittere sogar. Ein Beben erfasst mich, das ich nicht kontrollieren kann und das Susan Morris auf keinen Fall mitbekommen darf.
Ollie ist die ganze Zeit über stocksteif stehen geblieben, während Courtney die Hand auf seinen Arm gelegt hat. Doch jetzt macht auch er einen Schritt nach vorn. »Tun Sie, was Mr. Stark sagt, und sehen Sie zu, dass Sie von hier wegkommen. Sonst werde ich Sie umgehend entfernen lassen.«
»Ich …« Sie schließt den Mund, wirft jedem von uns einen bösen Blick zu und geht.
Ich kann mich nicht daran erinnern, mich in Damiens Arme geworfen zu haben, aber dort bin ich jetzt und fühle mich sicher und geborgen. Mein Zittern verebbt. Ich will nicht, dass er mich loslässt,
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