Dir ergeben - Band 2 Roman
weil ich es noch nicht mit der Welt aufnehmen kann. Ich will nur noch mit ihm nach Hause. Zurück ins Penthouse, dorthin, wo niemand aus meiner Vergangenheit auftaucht. Wo mich niemand beschuldigt, eine Hure zu sein. Und wo mein Privatleben nicht Gesprächsstoff von Leuten ist, die mich nicht kennen – und die Gründe für meine Entscheidungen erst recht nicht.
»Alles in Ordnung?«, fragt Courtney.
»Nein«, sage ich. »Im Gegenteil.«
Ich sehe, wie Ollie Damien einen grimmigen Blick zuwirft. Er mag zwar für mich und gegen Susan Morris Partei ergriffen haben, aber bestimmt nicht für Damien.
»Ich bring dich nach Hause«, sagt Damien.
Ich nicke, zögere dann und schüttle den Kopf. »Nein, ich möchte bleiben.«
»Bist du dir sicher?«
Ich zögere erneut und nicke. »Ich muss nur mal kurz auf die Toilette. Anschließend will ich nach Jamie Ausschau halten. Wir haben noch gar nicht alle Stände besichtigt.« Ich bin stolz auf mich. Ich klinge unglaublich souverän, auch wenn ich es kein bisschen bin.
Damiens Handy klingelt, und er wirft einen Blick auf das Display und tippt eine kurze Antwort ein, bevor er es wieder in seiner Tasche verschwinden lässt.
»Ist es nicht wichtig?«
»Charles«, sagt er. »Er steht an einer der Bars und will mit mir reden. Ich habe ihm mitgeteilt, dass ich mit dir hier bin. Das Geschäftliche muss bis morgen warten.«
»Ja, geht das denn?«
Er sieht mir in die Augen. »Im Moment zählst nur du.« Er nimmt meinen Arm. »Ich glaube, die Damentoilette ist dort drüben.«
Während Damien wartet, gehe ich hinein – und umklammere sofort den Waschtisch. Ich habe mich so bemüht, mir vor Damien nichts anmerken zu lassen. Susan Morris. Meine Mutter. Die Gerüchte über käuflichen Sex, die Gerüchte, dass ich eine Hure wäre. All das erfüllt meinen Kopf wie eine schreckliche Kakofonie, und ich muss unbedingt wieder einen klaren Gedanken fassen können.
Ich will Damien – aber ich weiß auch, dass er sich Vorwürfe macht. Wenn ich mich wieder ein bisschen besser unter Kontrolle hätte, wenn ich mich nur ein kleines bisschen ritzen könnte …
Ich sehe mich nach einem scharfen Gegenstand um, aber da ist nichts. Nur der Waschtisch aus Granit, der Spiegel und ein Seifenspender aus Keramik.
Ich muss wieder an das Apartment denken, an die Glasvase, die Damien zertrümmert hat. Ich schließe die Augen, spüre die imaginäre Scherbe in meiner Hand. Glas ist auf allen Seiten scharf. Glas ist perfekt, ein kleines Wunder, das sich tief in die Handfläche gräbt.
Ich reiße die Augen auf und sehe mich nach etwas um, mit dem ich den Spiegel zertrümmern kann. Ich greife nach dem Seifenspender und trete einen Schritt zurück, will weit ausholen.
In diesem Moment sehe ich mich im Spiegel. O Gott, was mache ich denn da?
Meine Finger erschlaffen, und der Seifenspender zerschellt auf dem Boden. Vage höre ich aus einer der Toiletten jemanden wimmern.
Ich zucke zusammen – mir war gar nicht bewusst, dass ich nicht allein bin. Doch als mir klar wird, dass es Jamie ist, entspanne ich mich sofort. Ihr Gesicht ist verweint und ihr Make-up verschmiert, aber ich muss noch schlimmer aussehen, denn sie wirft nur einen kurzen Blick auf mich und die Scherben am Boden und sagt: »Ich hole Damien.«
»Jamie!«, rufe ich und versuche sie davon abzuhalten, aber es ist bereits zu spät. Sie ist schon aus der Tür, und kurz darauf steht Damien in der Damentoilette.
»Ich habe nichts getan«, sage ich sofort. »Mir ist bloß der Seifenspender aus der Hand gerutscht, mehr nicht. Jamie hat überreagiert.«
Er mustert mich dermaßen eindringlich, als könnte er auf den Grund meiner Seele schauen. »Verstehe«, sagt er langsam. »Und jetzt erzähl mir bitte alles von Anfang an.«
Seufzend schaue ich zu Boden, zähle bis fünf und sehe dann wieder gefasst zu ihm auf. »Ich wollte es tun«, sage ich. »Aber ich konnte mich gerade noch rechtzeitig bremsen. Und dann ist mir wirklich der Seifenspender aus der Hand gerutscht. Er ist sehr glatt.«
»Du hast dich noch gebremst.« Das ist eine Feststellung, keine Frage.
»Ich habe mich im Spiegel gesehen. Ich wollte ihn hiermit zertrümmern.« Ich zeige auf die Bescherung am Boden.
»Du hast es vorgezogen, in einem öffentlichen Lokal den Spiegel zu zertrümmern, statt mit mir zu reden?«
Ich beiße mir auf die Unterlippe und schweige.
»Verstehe.«
»Ich wollte es dir nicht noch schwerer machen. Aber das ist mir anscheinend trotzdem gelungen.«
»Aber
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