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Dir ergeben - Band 2 Roman

Dir ergeben - Band 2 Roman

Titel: Dir ergeben - Band 2 Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kenner
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lassen«, sage ich. »Und das war auch besser so: Schließlich wollten wir erreichen, dass der Kunde unser Produkt und unser Team nimmt. Was bedeuten würde, dass ich Tanner das nächste halbe Jahr los bin.«
    »Und dann?«
    »Nachdem er fertig war, habe ich ganz beiläufig festgestellt, dass Tanners Zusammenfassung zwar korrekt war, er aber wichtige Schlüsselinformationen vergessen hat. Die nächste Viertelstunde habe ich dann damit verbracht, sämtliche Vorteile des Algorithmus zu erläutern. Die Software ist im Prinzip zwar brillant, aber wenn es um die konkrete Anwendung geht …«
    »Okay, okay«, sagt Jamie und hebt die Hand. »Schon kapiert. Fachchinesisch. Du hast sie beeindruckt, und Tanner ist dagestanden wie ein Idiot.«
    »Du hast es erfasst!«, sage ich. »Aber das Gute ist, dass er nicht wirklich dastand wie ein Idiot. Er kennt sich aus, hat aber ein paar wichtige Details weggelassen.«
    »Prima, schließlich wollen die keinen Trottel bei sich im Büro haben«, sagt Jamie.
    »Ganz genau. Ich glaube, ich würde wieder kündigen, wenn ich Tür an Tür mit Tanner arbeiten müsste. Der Typ ist einfach unerträglich.«
    »Na, na, wir wollen doch nicht, dass du kündigst!«, sagt Jamie und verdreht die Augen. »Wovon solltest du dann bloß leben? Mit einer Million Dollar kommt man auch nicht mehr so weit wie früher.«
    Ich werfe meine Serviette nach ihr, strahle aber übers ganze Gesicht.
    Der Barmann kommt, und Jamie bestellt noch einen Martini. Ich entscheide mich für ein Mineralwasser.
    »Du gehst wirklich null Risiko ein«, sagt Jamie.
    Ich denke an die durchaus riskanten Dinge, die Damien und ich zusammen getan haben, und muss mir ein selbstzufriedenes Grinsen verkneifen.
    »Und wann bekommst du das Geld?«, fragt sie.
    »Es gehört mir bereits. Ich muss Damien nur noch sagen, wohin er es überweisen soll.«
    »Verstehe«, sagt Jamie.
    Ich zucke die Achseln. In Wahrheit bin ich seltsam unentschlossen, weiß nicht, wie ich es investieren soll. Nachdem ich gesehen habe, wie katastrophal die Geldanlagen meiner Mutter gescheitert sind, habe ich Angst davor, einen so hohen Betrag anzulegen. Natürlich ist Mutter auch deshalb pleitegegangen, weil sie keine Ahnung von Finanzen hatte und den Familienbetrieb in den Sand gesetzt hat. Hinzu kam ihre schreckliche Verschwendungssucht. Aber zu wissen, dass ich nicht so bin wie meine Mutter, ist eine Sache – es zu glauben, eine ganz andere.
    »Ich habe bereits mit mehreren Börsenmaklern gesprochen«, sage ich, und das ist nur halb gelogen. Ich habe mit den Sekretärinnen von zwei Börsenmaklern gesprochen, damit sie mir einen Termin machen. Aber Jamies Blicken entnehme ich, dass sie mich längst durchschaut hat. »Genug über Geld geredet!«, sage ich, als der Barmann mit unseren Getränken zurückkehrt.
    Ich proste ihr mit meinem Wasser zu. »Auf dich! Heute ein Werbespot, und morgen der Oscar!«
    »Darauf trinke ich gern.«
    »Du trinkst doch auf alles!«
    »Stimmt genau«, sagt sie und kippt den halben Martini auf einmal hinunter. »Hättest du so was jemals gedacht?«, fragt sie.
    Ich habe keine Ahnung, was genau sie meint. »Was gedacht?«
    »Na, damals, als wir noch auf der Highschool waren, du an diesen ganzen verdammten Wettbewerben zur Miss Tankstelle teilgenommen hast und ich für die Theatergruppe vorgesprochen habe. Hättest du dir damals jemals träumen lassen, dass wir eines Tages in Los Angeles leben, ich einen Werbespot drehen und du kurz davor stehen würdest, deine eigene Firma zu gründen? Ganz zu schweigen davon, dass du dir den begehrtesten Junggesellen der Stadt geangelt hast?«
    »Nein«, sage ich. »So etwas hätte ich mir niemals träumen lassen.«
    »Also dann, auf uns!«, sagt Jamie, und wir klatschen uns ab. »Ich finde, für zwei Mädels aus Texas, die auf eigene Faust nach L. A. gegangen sind, schlagen wir uns gar nicht mal so schlecht.«
    Da Jamie zu Fuß unterwegs ist, fahre ich sie zu unserem Apartment zurück. Das dauert länger als gedacht, da mein Honda an jeder Ampel absäuft.
    »Sieh der Wahrheit ins Gesicht: Dieses Auto ist nicht für L. A. geeignet, Nikki!«, sagt Jamie.
    Ich fürchte, sie hat recht, aber die Wahrheit tut weh. Denn dieses Auto ist das Erste, was ich mir von meinem selbst verdienten Geld geleistet habe. Ich bin sehr stolz auf das, wofür es steht, und finde es beunruhigend, dass es ausgerechnet jetzt schlappmacht, wo ich so richtig durchstarten will.
    »Ich bringe es demnächst zur Inspektion«, sage ich.

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