Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dirk und ich

Dirk und ich

Titel: Dirk und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
Vom Netzwerk:
hätte.
    Richard und seine Eltern, die wohnten auf der anderen Seite der Stadt. Das Zimmer von Richard war unter dem Dach und es hatte ein riesiges Fenster, wo sein Bett drunter stand. Wenn man da drinlag, konnte man den Sternenhimmel beobachten und manchmal, wenn ich bei Richard schlafen durfte, stellten wir uns vor, wie UFOs aus dem Weltall kamen und mit uns zur Wega flogen oder zum Orion. Richard kannte sich nämlich total gut aus mit Sternen und Sternbildern, wie sie heißen und warum sie rumscheinen und so.
    Es ist ein bisschen kompliziert, weil nämlich, meistens gehören mehrere Sterne zusammen, und wenn mal jemand gedacht hat, na so was, wenn man den und den Stern verbindet mit noch einem von weiter hinten, sieht es aus wie ein Löwe, dann war es das Sternbild des Löwen. Und wenn später einer gedacht hat, na ja, eigentlich sieht es mehr so aus wie ein Elefant oder einStaubsauger, dann war nix mehr zu machen, Löwe bleibt Löwe.
    Richard hatte mal erzählt, die Sterne wären so weit weg, dass ihr Licht manchmal über hundert Jahre durch den Weltraum flitzt, bevor es auf der Erde ankommt. Also kann womöglich ein Stern schon längst zerplatzt sein, aber wir wissen es nicht, weil noch jahrelang sein Licht durch die Gegend fliegt – bis plötzlich irgendjemand merkt, dass der Löwe keinen Schwanz mehr hat, und was dann passiert, das wusste Richard auch nicht.
    Jedenfalls, an dem Tag, als alles anfing, war Susanne bei mir zum Hausaufgabenmachen.
    Wir saßen in der Küche am Tisch und versuchten rauszukriegen, wie viele Beine über einen Bauernhof rennen, wenn da siebzehn Schweine, vierzehn Hühner und neun Kühe wohnen, plus der Bauer und seine Frau.
    Dirk guckte uns zu und er nervte uns, weil er wissen wollte, warum Schweine keine Eier legen und Kühe nur einen Busen haben, aber dafür vier Nippel dran. Mami stand an der Spüle und machte den Abwasch, als es auf einmal Sturm klingelte und jemand an der Haustür rumdonnerte.
    Meine Güte, sagte Mami, wer ist das denn und dass Björn noch aufwachen würde aus seinem Mittagsschlaf von dem Krach. Sie ging raus an die Haustür und machte auf und Richard kam in die Küche geschossen, mit knallrotem Kopf, außer Puste und total aufgeregt.
    Er sagte, er müsste uns was erzählen, aber es wäre geheim, und dabei schielte er zu Mami rüber, die wieder an der Spüle stand.
    Mami sagte, das Geheimnis muss warten, bis ihr das mit den Beinen auf dem Bauernhof rausgekriegt habt.
    Richard sagte, hundertsechsunddreißig, und ob wir jetzt gehen könnten. Der war schlau, der Richard.
    Wir gingen alle ins Kinderzimmer und setzten uns auf mein Bett, und Susanne, Dirk und ich, wir mussten schwören, dass wir niemandem was verraten würden. Sonst, sagte Richard, würden wir nämlich alle Windpocken, Masern und Mumps auf einmal kriegen und außerdem noch Durchfall dabei und dann würden wir langsam sterben.  
    Susanne sagte, sie hätte schon Windpocken gehabt, und Richard meinte, okay, dann bekäme sie eben Beulenpest.
    Susanne wollte aber lieber russische Grippe, da hatte sie was von in der Zeitung gelesen, und Dirk fragte, ob er dann die Beulenpest kriegen könnte statt Durchfall, und Richard schnauzte ihn an, wenn wir uns nicht bald einigen könnten, dann würden wir sowieso sterben, und zwar an Altersschwäche.
    Und dann erzählte er endlich seine Geschichte:
    Am Abend vorher hatte er mal wieder durch sein Fernrohr geguckt, und zwar rüber zu Bergers, die im letzten Haus auf der anderen Straßenseite wohnten. Um Bergers Grundstück rum war eine riesige Hecke; aber weil Richard unter dem Dach wohnt, konnte er von oben aus seinem Fenster bequem alles beobachten, was bei Bergers passierte, vor allem mit dem Fernrohr, obwohl seine Eltern ihm das schon oft verboten hatten.
    Und Richard hatte gesehen, wie im Wohnzimmer von Bergers, wo das Licht an war, Herr und Frau Berger sich stritten, und Herr Berger hatte seiner Frau eine gescheuert. Frau Berger war rausgerannt aus dem Wohnzimmer, ihr Mann hatte sie verfolgt und dann war das Licht ausgegangen.
    Susanne sagte, wer Frauen verkloppt, der ist ein Schwein und ein Matscho.
    Dirk fragte, was das ist, ein Matscho, und Susanne überlegte und sagte, also, es müsste so was Ähnliches sein wie russische Grippe, jedenfalls hätte es in derselben Zeitung gestanden.
    Ich fragte Richard, was denn jetzt das große

Weitere Kostenlose Bücher