Dirnenmord am Montmartre ROTE LATERNE ROMAN Band 8 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
Kommissar«, flüsterte Lilly in der Nische. »Ich muss Ihnen etwas sehr Wichtiges sagen.«
»Dann reden Sie, Lilly!«
»Ich habe heute Abend wieder diesen Mann gesehen. Sie wissen schon, den gleichen, der nachts vor Nummer elf in der Rue de Piedre stand, den, den wir auf dem Place de Fleur gesehen haben. Und den gleichen, der mich ansprach. Ja, ich denke, es muss der gleiche Mann gewesen sein.«
»Wo haben Sie ihn gesehen, Lilly?«
»Hier«, sagte Lilly im Flüsterton. Mit einem Kopfruck wies sie in eine mittlerweile leere Nische. »Er saß dort drüben zusammen mit - Jeanette Doubier.«
»Tatsächlich?«
»Wenn ich es Ihnen sage, Herr Kommissar. Yvette wird es bestätigen. Ich glaube, dass Yvette diesen Mann gekannt hat. Jedenfalls hat sie mit ihm eine ganze Weile freundschaftlich geplaudert, bevor der Unbekannte zusammen mit Jeanette das Lokal verließ. Das war so gegen halb zwölf, wenn ich mich recht erinnere.«
»Eine Stunde später war Jeanette tot«, sagte Palon. »Wenn sie nicht nach diesem Mann noch mit einem weiteren zusammen war, so ist dieser Unbekannte mit größter Wahrscheinlichkeit der Mörder von Jeanette. Dieser dringende Tatverdacht würde mir nun genügen, ihn vorläufig festnehmen zu lassen.«
»Wen wollen Sie festnehmen lassen?«, erklang plötzlich Yvettes dunkle Stimme. Sie knetete ihre beringten Finger und blickte Palon dabei merkwürdig an.
»So, Yvette«, sagte Palon, »nun möchte ich mit dir reden.«
»Mit mir? Aber ich weiß doch überhaupt nichts. Ich habe von nichts eine Ahnung.«
»Aber, Yvette!«, rief Lilly verständnislos aus. »Du hast doch mit diesem Monsieur gesprochen.«
»Mit welchem Monsieur? Ich habe überhaupt keine Ahnung, welchen Unsinn du daherredest, Lilly. Ich spreche mit vielen Männern im Laufe eines Abends. Es sind für mich durchlaufende Gesichter, und es kann keiner von mir erwarten, dass ich mich an jedes einzelne erinnere.«
»Lilly meint den Mann, der zusammen mit Jeanette Doubier dein Lokal verlassen hat!«
»Daran kann ich mich nicht erinnern«, sagte Yvette. »Ich weiß nicht, mit welchem Kerl Jeanette weggegangen ist. Ich hätte viel zu tun, mir alle Männer zu betrachten, die mit den Mädchen Geschäfte machen.«
»Aber, Yvette! Du hast doch noch mit ihm an der Bar getrunken.«
»Ich trinke mit vielen Männern«, polterte Yvette. »Und jetzt halt endlich deinen Mund, Lilly. Du bringst mich hier in eine schlimme Situation. Ist dir das nicht klar?«
Lilly senkte den Kopf. Sie war vollkommen davon überzeugt, dass Yvette log. Noch nie vorher hatte Lilly die Barbesitzerin so nervös und aufgebracht erlebt.
»Es tut mir leid, Monsieur Kommissar«, begann Yvette nun von Neuem. »Aber ich fürchte, dass ich Ihnen hier überhaupt nicht weiterhelfen kann.
Sie müssen das auch verstehen. Was glauben Sie, wie viele Gäste jeden Abend dieses Lokal durchlaufen? Manche kennen mich beim Namen, und ich kenne auch einige von ihnen mit dem Namen. Aber gerade heute Abend kann ich mich nicht daran erinnern, dass einer von den mir bekannten Männern in meinem Lokal gewesen ist.«
»Also, Yvette, ich halte das schlicht und ergreifend für eine Lüge.«
»So, tun Sie das?« Sie zog die grell geschminkten Brauen hoch. »Dann tun Sie es eben. Etwas anzunehmen, das ist wohl Ihre Sache, nicht wahr? Wenn ich Ihnen sage, dass ich mich an den Mann, der mit Jeanette wegging, nicht erinnern kann, dann müssen Sie mir das glauben.«
»So mag es sein, Yvette« Es klang scharf »Aber ich kenne dich. Ich weiß genau, wann du lügst. Und diesmal lügst du, Yvette. Du deckst diesen Mann. Jenen Mann, der möglicherweise bisher vier Mädchen auf dem Gewissen hat.«
»Ich bin nicht bei der Pariser Kriminalpolizei angestellt«, sagte Yvette. »Ich möchte meine Ruhe haben und meine Geschäfte führen, so wie es mir passt.«
»Ob es uns passt, Yvette, wird sich noch herausstellen. Ich denke, dass es wieder einmal an der Zeit ist, deine Geschäftspraktiken etwas genauer durchleuchten zu lassen. Du hängst doch sehr am Geld, nicht wahr? Eine Strafe würde wieder einmal ein schönes Loch in dein Portemonnaie reißen, nicht wahr?«
Mit einem gequälten Lächeln sah sie Palon an.
»Ganz genau weiß ich es nicht mehr«, meinte sie schließlich. »Aber ich entsinne mich dunkel daran, dass es sich um einen mittelgroßen, etwas beleibten Mann gehandelt hat ...«
»Aber, Yvette, das stimmt überhaupt nicht! Er war groß und schlank.« Lilly war empört.
»Ich habe ihn aber, wenn
Weitere Kostenlose Bücher