Dirnenmord am Montmartre ROTE LATERNE ROMAN Band 8 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
überhaupt, so in Erinnerung«, beharrte Yvette. »Mehr kann ich dazu beim besten Willen nicht sagen. Mögen Sie noch einen Drink, Monsieur Kommissar?«
»Nein, danke«, knurrte Palon.
Am darauffolgenden Tag traf Lilly den Maler Marcel in der Nähe von Sacre-Coeur. Hier baut Marcel des öfteren seine Staffelei auf. Er tat dies nicht ohne die Hoffnung, an die vorüberziehenden und staunenden Touristen eines seiner Bilder zu verkaufen.
»Hallo, Marcel!« Lilly klang kleinlaut.
Marcel knurrte nur or sich hin, ohne den Blick von dem halbfertigen Gemälde zu wenden.
»Hast du es schon gehört, Marcel?
»Was soll ich gehört haben?«, fragte Marcel verstimmt. Die Tatsache, dass Lilly ins 'La voile rouge' gezogen war, hatte ihn doch recht verärgert.
»Wieder ein Mord«, sagte Lilly flüsternd.
»Was?« Dem jungen Maler fiel beinahe der Pinsel aus der Hand. »Nein, ich habe noch nichts davon gehört. Am ehesten erfährt man so etwas auf dem Place de Fleur. Aber ich bin heute noch nicht dort gewesen. Wer ist es?«
»Jeanette Doubier! Ein Mädchen aus dem 'La voile rouge'.«
»Bei euch?«, stieß Marcel hervor. »Der Mord ist in eurem Haus geschehen?«
Lilly schüttelte den Kopf.
»Nein, nicht bei uns. In der Pension von Madame Blanchard in der Rue Neuville, wenn du weißt, wo das ist.«
Marcel nickte.
»Und was hast du jetzt vor?
»Ich weiß es nicht.« Sie zögerte. »Ich habe den Eindruck, dass Yvette in die ganze Geschichte verwickelt ist.«
»Aber doch nicht Yvette. Sie hat ein Herz aus Gold.«
»Das glaubst vielleicht du, weil sie dir ab und zu mit ein paar Franc unter die Arme gegriffen hat. Nein, nein, Marcel, ich bin davon überzeugt, dass sie etwas weiß und es verschweigt.«
In diesem Augenblick kam der junge Mann im Trenchcoat, der Lilly gestern als Assistent Kommissar Palons vorgestellt worden war, über die Treppen einer schmalen Seitengasse herab. Als er Marcel Lelouche erblickte, blieb er zunächst stehen.
»Marcel!« rief er plötzlich. »Ja, Marcel, ist denn das die Möglichkeit!«
»Alexandre! Ist ja wohl eine Ewigkeit her, dass wir uns gesehen haben, oder nicht?«
»Ich glaube, es war bei der Abschlussfeier des Abiturs, nicht wahr?« Dann glitt sein Blick zu Lilly hinüber. »Oh, Mademoiselle«, sagte er verwundert. »Ist hier nicht - Sperrbezirk?«
Lilly grinste.
»Darf sich eine Dirne nicht privat auf dem Montmartre bewegen?« erkundigte sie sich. »Ich habe Marcel besucht.«
»Marcel?« Ungläubig riß der junge Kriminalbeamte die Augen auf.
»Tröste dich«, sagte Marcel, »sie ist weder meine Geliebte, noch steige ich für Geld mit ihr ins Bett. Wir kennen uns eben.«
»Ach, so ist das«, sagte Alexandre. »Dann bitte ich selbstverständlich vielmals um Entschuldigung, Mademoiselle.« Er deutete eine Verbeugung an.
»Aber bitte«, sagte Lilly großzügig. »Ist gewährt, Monsieur Kommissar.«
»Vorläufig bin ich noch Assistent«, sagte er lächelnd. »Am besten, Sie sagen Alexandre zu mir.«
»Bon«, sagte sie ein wenig frech und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich bin Lilly Laforet. Wissen Sie, Alexandre, Marcel ist mein bester Freund. Mein einziger sozusagen, den ich ...«
»Hör auf zu lügen, Lilly«, unterbrach Marcel. Dann wandte er sich an Alexandre. »Weißt du«, versuchte er zu erklären, »ihr wird wieder einmal der Boden zu heiß. Sie hat mir eben erzählt, dass in der vergangenen Nacht ein Mädchen umgebracht wurde, das im gleichen Haus wie sie lebt. Sie hat ja unbedingt dorthin gewollt, obwohl ich ihr meine Wohnung zur Verfügung stellte.«
»Ach, Sie sind noch nicht lange im 'La voile rouge', Lilly?« erkundigte sich Alexandre Picard.
»Nein«, gab Lilly zu, »erst ein paar Tage. Ich war kurze Zeit bei Marcel, nachdem ich in der Rue de Piedre ausgezogen bin, weil ...«
»Ich weiß«, sagte Alexandre. »Ich bin damals noch nicht mit den Ermittlungen betraut gewesen. Aber nunmehr ist es so, dass die ganze Sache für den guten Palon doch ein wenig zu komplex geworden ist. Ich will nicht sagen, dass Palon keine Erfahrung hätte. Aber diese Geschichte erfordert rasches Handeln.«
»Dann handeln Sie mal«, sagte Lilly, »sonst können Sie am Ende für die Pariser Dirnen einen eigenen Friedhof anlegen. Verzeihen Sie diesen Sarkasmus. Aber könnte es nicht so kommen? «
Alexandre zuckte die Schultern. »Ich weiß leider überhaupt nicht, was ich von der Sache zu halten habe. Es muss sich um einen Irren handeln. Aber habt ihr nicht Lust auf
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