Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
Hingucker als allenfalls Ozzy, der auf seine unverwechselbare Weise beinahe roboterhaft von einer Bühnenseite zur anderen stakste. Er war sicherlich keine Rampensau erster Güte, aber er war Ozzy, ein echtes Original und eine Legende des Rock.
Dem Sabbath-Bassisten Geezer Butler gingen wir wahrscheinlich ziemlich auf die Nüsse. Gelegentlich standen wir hinter der Bühne und johlten, wenn er zu seinem Bass-Solo ansetzte (ich konnte schon nicht begreifen, wofür man überhaupt so was wie ein Bass-Solo brauchte). Zuerst kam das noch ganz spaßig rüber, aber je weiter die Tour voranschritt und je öfter wir bei einem Schnitzer gejubelt und geklatscht hatten, desto grimmiger wurde Geezer deswegen. Zur Ehrenrettung der Jubelfront muss ich sagen, dass das Ganze nicht böse gemeint war, aber mal ganz ehrlich, wenn man sich vor ein paar tausend Leuten hinstellt und ein Bass-Solo spielt, dann sollte man es schon richtig hinbekommen. Aber trotzdem war unser Kumpel Geezer so ganz und gar nicht glücklich.
Wir fanden schnell in die übliche AC/DC-Tourneeroutine zurück – rechtzeitig für die Abfahrt des Busses runter in die Hotellobby, dann auf der Fahrt ein bisschen schlafen oder die Nase in ein Buch stecken (beziehungsweise in Bons Fall, in ein Comic-Heft). Die Band war in Höchstform, und wir kamen wirklich gut an. Nichts von dem, was wir von Black Sabbath sahen und hörten, konnte uns wirklich beeindrucken. Im Gegenteil – das, was sie auf der Bühne boten, steigerte unser Vertrauen in das eigene Potenzial und machte uns noch arroganter. Wir hatten nur ein Ziel: jeden Abend da rauszugehen und Sabbath von der Bühne zu fegen. Das mag egoistisch klingen, aber es ist nun einmal die Mission einer jeden Vorgruppe, jeden Abend ein Stück weiter zu kommen.
Allmählich sickerte es auch bis zu mir durch (obwohl ich gewissermaßen ganz hinten an der Tür stand und sie schon, ohne es zu wissen, für meinen Nachfolger aufhielt), dass die Abreise von Helsinki Richtung USA mit einem großen Fragezeichen versehen war. Wir fletschten die Zähne. Schließlich waren wir noch immer gebrannte Kinder, weil Dirty Deeds Done Dirt Cheap von ATCO in den USA abgelehnt worden war, und wir wollten es den Yankees unbedingt zeigen.
Auf der Tour gab es noch richtig Stress. In Kopenhagen waren wir abends noch ein wenig mit dem örtlichen Vertreter von Atlantic Records unterwegs; er war ein netter Kerl, aber irgendwie ein bisschen sehr zurückhaltend. Die ersten Drinks nahmen wir an der Hotelbar, und als wir uns auf den Weg zum Rotlichtbezirk machten, waren wir schon ordentlich vorgeglüht. Wir schäkerten ein bisschen mit den Ladys dort und gönnten uns dann in einer Bar die nächste Runde. Auf dem Weg nach draußen gerieten wir mit ein paar Deutschen aneinander, die ebenso besoffen waren wie wir, und was soll ich sagen, irgendwie gab ein Wort das andere. Einer der Deutschen hatte etwas gegen mich und wollte mir unbedingt eins auf die Glocke hauen. Ich hatte eigentlich gar keine Lust auf ein Gerangel, aber Phil kam voll in Fahrt.
„Hau ihm die Rübe weg, Herbie!“, brüllte er.
Der Deutsche ging schon in Kampfstellung, aber ich sagte ihm, er sollte nach Hause gehen und machte ein paar unterstützende Handbewegungen. Offenbar kam das bei ihm anders an. Da ich die Vorzeichen zu deuten weiß, sah ich gleich, dass er zum Schlag ausholen wollte und kam ihm mit einem starken linken Haken zuvor. Als er nach hinten taumelte, versetzte ich ihm noch einen kräftigen Tritt in die Eier, und dann war der Kerl erledigt; er lag auf dem Pflaster und kotzte. Michael Browning hatte einen seiner Kumpels auf die Bretter geschickt, sich allerdings dabei einen Finger gebrochen. Der Typ von unserer Plattenfirma dachte wahrscheinlich gerade darüber nach, frühzeitig in Rente zu gehen. Aber Phil war so richtig in Stimmung.
„Los, hauen wir die nächsten weg!“
Ach, Phil, weißte, ich habe gerade erst einen erledigt … mir reicht’s …
Es war dann eine andere Schlägerei, oder vielmehr, eine Beinahe-Schlägerei, die das Ende der Black-Sabbath-Tour für AC/DC besiegelte. Diese Geschichte kann ich leider nicht aus erster Hand berichten, weil ich nicht mit dabei war, aber das war vielleicht auch besser so. Wir waren in Brüssel (glaube ich jedenfalls, zu der Zeit kippte ich wieder ziemlich viel Scotch) und aufgrund irgendeiner seltsamen Wendung der Dinge war Mal im gleichen Hotel gelandet wie die Jungs von Sabbath. Das war absolut ungewöhnlich, und ich habe
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