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Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Evans
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Gesicht verfügen, wie kommt es dann, dass sie nicht in ihre Kristallkugel gucken und daraus die Lottozahlen für die nächste Woche lesen? Die eigentliche Frage ist ja ohnehin eine ganz andere: Wieso sollte man überhaupt wissen wollen, was in der Zukunft geschieht? Das ist doch was für Leute, die bei einem Buch als erstes die letzte Seite lesen, und denen würde ich sowieso empfehlen, sich professionelle Hilfe zu suchen. So viel dazu. Aber die Geschehnisse an diesem Abend brachten diese Überzeugung doch ins Wanken. Zumindest würde ich heute die Möglichkeit nicht mehr ausschließen, dass es da draußen Dinge gibt, die wir mit bloßer Vernunft nicht erklären können.
    Ich sprach den alten Mann in meinem Zimmer ein paar Mal an, weiß aber nicht, was ich getan hätte, wenn er wirklich darauf reagiert hätte. Der alte Knabe konnte mich ohnehin nicht hören. Seine Aufmerksamkeit war auf die Wand gerichtet, vor der er stand, als ob er ein Bild oder vielleicht auch mehrere betrachtete. Eine ganze Weile blieb er auf einer Stelle stehen, dann machte er ein paar schlurfende Schritte nach rechts und sah wieder hoch. Dabei verlagerte er das Gewicht von einem Fuß auf den anderen, knüllte die Mütze, die er in der rechten Hand hielt, ein wenig zusammen, dann rieb er sie gedankenverloren seitlich an sein Bein. Man könnte es vielleicht am ehesten so beschreiben, dass er wirkte, als sei er in Schwarzweiß. Soweit ich das sagen konnte, trug er einen alten Mantel, und seine Kleidung wirkte abgetragen. Es war nicht leicht festzustellen, was er eigentlich anhatte, aber auf alle Fälle passten ihm die Sachen nicht richtig, und seine ganze Erscheinung war ein wenig abgerissen.
    Ich saß wohl fünf Minuten lang wie angenagelt auf dem Bett; wie lange es tatsächlich war, weiß ich nicht. Es war jedenfalls genug Zeit, damit der Alte immer wieder ein Stückchen weiter nach rechts ging und dabei auf etwas starrte, was sich offenbar für ihn sichtbar an der Wand befand. Sein Gesicht bekam ich nicht zu sehen, ich sah ihn immer nur von hinten und manchmal ein klein wenig von der Seite. Schließlich stand ich auf, und auf dem Weg zur Tür sprach ich ihn noch einmal an, ohne dass er reagierte. Hastig rannte ich über den Flur zum Zimmer der beiden Youngs, und Angus öffnete. Er sah mir wohl an, dass ich durcheinander war, und fragte, was denn los sei.
    „In meinem Zimmer ist so ein alter Kerl“, sagte ich. „Nein, eigentlich ist es kein Kerl, sondern ein Geist.“
    „Ach du Scheiße!“, rief Angus, verschwand sofort wieder in seinem Zimmer und schlug mir die Tür vor der Nase zu. Als ich wieder klopfte, ließ er mich zögernd hinein, und ich berichtete ihm und Mal von meiner Begegnung. Zunächst nahmen sie die Geschichte mit ziemlich viel Skepsis auf, obwohl es ihnen wohl zu denken gab, dass ihr sonst so bodenständiger Bassist offenbar kurz davor stand, sich in die Hosen zu machen. Es dauerte, bis ich den Mut aufbrachte, wieder in mein Zimmer zu gehen, aber als ich dort die Tür öffnete, war der ungebetene Gast verschwunden.
    Am nächsten Morgen sprach ich eine Hotelmitarbeiterin an der Rezeption darauf an.
    „Gibt es da oben so einen alten Kerl?“, fragte ich.
    Ohne mit der Wimper zu zucken erwiderte sie: „Das war sicher Jimmy. Keine Sorge, er tut Ihnen nichts, er wirft höchstens ein paar Mal im Jahr die Möbel um.“
    Wie sie dann erklärte, handelte es sich bei unserem Zimmer um den ehemaligen Lesesaal des Hauses, in dem früher die Nachrichtenblätter, Vorläufer der späteren Zeitungen, ausgehängt wurden. Jimmy versuchte offenbar, sich das Lesen beizubringen, und betrachtete nicht etwa Bilder, wie ich zuerst gedacht hatte. Er arbeitete nicht im Hotel, aber er hatte sein Quartier in der Kirche gegenüber. Wie die Rezeptionistin erfahren hatte, war er offenbar Totengräber gewesen und hatte in der Gemeinde ansonsten generell ausgeholfen.
    Für jemanden wie mich, der sich gewöhnlich über alles Paranormale lustig gemacht hatte, war es nicht ganz so einfach, mit diesem Vorfall zurecht zu kommen. Ich habe bis heute keine Erklärung dafür und kann mir lediglich vorstellen, dass sich vielleicht ein Augenblick noch einmal abspielte, der eigentlich vor mehr als hundert Jahren geschehen war. Es war übrigens das erste und einzige Mal, dass AC/DC im Wickets Hotel abstiegen.
    Anschließend führte uns die Tournee weiter nach Süden in die größeren Ballungszentren wie Sheffield, Bradford und Liverpool, aber auch auf die Isle Of

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