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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Schnellrestaurant an der Swanston Street im Herzen der City. Lydia und Wyatt nippten an ihrem Kaffee, während Eddies schmales Gesicht über einen Hamburger gebeugt war, der mit viel Bedacht verzehrt wurde, als könne Eddie so den Genuss in die Länge ziehen. Eine Angewohnheit aus dem Knast, Wyatt wusste das. Eddie sah zwar aus wie Mr. Suave, hatte aber die alten Gewohnheiten nicht abgelegt. Wyatt hatte zuvor ein Müsli gegessen, dazu Bananen für die Energievorräte und würde bis zum späten Nachmittag nichts mehr zu sich nehmen. Er wusste, was ihn von Oberin unterschied, aber vielleicht gäbe wenigstens die Frau eine passable Diebin ab.
    Sie saßen an einem Platz, der Wyatt einen guten Blick auf die Straße gewährte. Zwar musste er in Kauf nehmen, nicht mitzubekommen, was hinter ihm vor sich ging, aber sollte jemand den Laden betreten, dann nur durch die Tür. Er hatte eher beiläufig die Kasse beobachtet. Die meisten Leute zahlten mit Karte. Auf welche Weise sollte sich jemand wie Wyatt heutzutage Bargeld beschaffen? Der Geldfluss war ein elektronischer. War Bargeld erforderlich, unterlagen seine Lagerung und sein Schutz hohen technischen Sicherheitsvorkehrungen, die zu knacken oder zu umgehen für Wyatt nicht einmal im Bereich der Hoffnung lag, zumindest nicht ohne Unterstützung von Spezialisten und einer teuren Ausrüstung. Also blieben nur Gemälde und Juwelen, ebenfalls top gesichert und nur von einem Hehler zu verschieben, der einen mit ein paar Dollar abspeiste und über den Tisch zog. Aber sollten Eddie und Lydia richtigliegen und die Furneaux’ in Europa gestohlene Wertgegenstände hin und her bewegen, bedeutete das einige Risiken weniger.
    Er stellte all seine Sinne auf Empfang. Um ihn herum regierte die Kakophonie, die so typisch war für jedes Billigrestaurant auf diesem Planeten: Teller klapperten, Bestellungen wurden lautstark aufgegeben, übergewichtige Eltern schlugen ihren übergewichtigen Nachwuchs, der daraufhin zu plärren begann und sich noch eine einfing, weil er plärrte. Es war ein praktischer Schutzschild für die Unterredung, die er mit Eddie und Lydia zu führen hatte. Er schränkte nun die Bereitschaft seiner Sinne ein und zog sich an den ruhigen Ort zurück, wo sein Verstand am effizientesten arbeitete.
    »Also, was zuerst?«, fragte Lydia.
    »Wo starten sie ihre Liefertour?«
    »Von ihrem Geschäft in Armadale.«
    »Waren Sie jemals dort?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die würden mich erkennen.«
    »Treiben sich beide Brüder dort rum?«
    Sie nickte. »Zusammen mit Le Page, wenn er in der Stadt ist.«
    »Haben sie noch andere Läden?«
    »Lygon Street und Chadstone«, sagte Eddie und aß die letzten Reste seines Hamburgers.
    Wyatt dachte nach. »Wir brauchen ein wenig Bewegungsfreiheit«, sagte er mit einem Lächeln, das wie eine Schnittwunde in seinem Gesicht saß.

    ***

    Um sechs Uhr am Montagabend inszenierten sie eine Autoentführung. Die Geschäftsführerin von Henri Furneaux’ Laden in der Lygon Street hatte die Hintertür abgeschlossen und war auf dem Weg zu ihrem niedlichen kleinen Alfa, als zwei große Männer sie wortlos von hinten angriffen, wobei der eine ihr mit seinem Arm die Kehle abklemmte und der andere ihr die Schlüssel entriss. Hochgeschlagene Jackenkragen, tief ins Gesicht gezogene Kappen, Sonnenbrillen und Bärte, mehr konnte sie den Cops nicht beschreiben. Einer der beiden sagte: »Wir wollen nur den Wagen.« Wenn das so ist, dann lasst mich doch gehen, dachte sie, sprach es aber nicht aus. Vielleicht war sie die Lebensversicherung dieser Typen. Danach äußerte keiner der beiden auch nur ein Wort. Sie schienen zu allem entschlossen, standen möglicherweise unter Drogen, denn der hinter dem Lenkrad fuhr wie ein Wahnsinniger. Zu schnell, zu unberechenbar. Sie saß mit dem zweiten Mann auf der Rückbank und schrie den Fahrer an, er solle vom Gas gehen. Daraufhin rammte ihr der andere den Ellbogen in den Leib und schrie dann ebenfalls auf den Fahrer ein. Schließlich fuhren sie ihren Wagen zu Schrott, flüchteten und ließen sie völlig aufgelöst zurück.
    Nachdem sie einen Abschleppdienst organisiert hatte, zur Untersuchung ins Krankenhaus gegangen war und zur Polizei, um ihre Aussage zu machen, war sie fix und alle. »Ich kann morgen nicht zur Arbeit kommen«, eröffnete sie ihrem Chef unter Tränen. »Mir tut alles weh und ich bin mit den Nerven am Ende.«
    »Nehmen Sie sich ein paar Tage frei«, sagte Henri Furneaux. »Joe und ich kümmern uns um den

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