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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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türkische Witwen, Vertreter der Gothic-Szene, Geschäftsleute in Anzügen, Bauarbeiter, die von ihren Baustellen nach Hause kamen, vereinzelt ein paar Junkies. Das Spektrum der Häuser reichte von kleinen Fabrikgebäuden über Reihen verfallener Häuser aus der Zeit des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts bis zu aufwendig sanierten Bungalows aus den Zwanzigerjahren, Siebzigerjahre-Apartmentblocks aus braunen Ziegeln und einer Handvoll Ungetüme, erbaut von erfolgreichen Einwanderern und versehen mit sinnlos anmutenden Säulen, mit Swimmingpools und jeder Menge Schmiedeeisen als Umzäunung. Und so fiel das Motel nicht aus dem Rahmen. Genauso wenig fielen Wyatt, Eddie oder Lydia in dieser Umgebung aus dem Rahmen.
    Wyatt berichtete, was sich am Vormittag in der Gasse hinter dem Juweliergeschäft abgespielt hatte.
    Lydia stöhnte auf. »Joe hat Sie gesehen?«
    Sie lag bäuchlings auf dem Bett, das Kinn in die Hände gestützt. Über dem Bett hing ein gerahmtes Poster, die Ankündigung einer Matisse-Ausstellung. Es war eine gute Reproduktion, die dem schäbigen Zimmer etwas Farbe verlieh, aber Wyatt konnte nicht nachvollziehen, weshalb man eine Reproduktion kaufte, sie rahmte und aufhängte, ganz zu schweigen von einer Reproduktion mit Namen und Daten darauf. Mit dem für ihn typischen Zucken seiner Mundwinkel, lächelte er Lydia an.
    »Ich habe den Betrunkenen gemimt.«
    Als er die Gasse der Furneaux’ hinuntergeschlendert war, hatte Joseph Furneaux in dem kleinen Hof gerade den Audi gewachst, ein hässliches Gefährt, groß und klotzig, mit niedriger Fensterlinie und niedriger Heckklappe.
    »Das Tor stand offen«, fuhr Wyatt fort, »also bin ich hineingestolpert und habe nach einer Zigarette gefragt. Er hat gemeint, ich soll mich verpissen.«
    Lydia lachte. Es war ein offenes, spontanes Lachen, das Humor verriet. Doch die Zuversicht und Zufriedenheit, die sie ausstrahlte, beunruhigten Wyatt. Er nahm Eddie Oberin eine Weile ins Visier, konnte jedoch nichts Außergewöhnliches feststellen. Eddie war Eddie, und so saß er ungeduldig und nervös in seinem Sessel.
    Vielleicht war Lydia so zuversichtlich, weil der Job Gestalt annahm. Wyatt sah, wie ihr scharfer Verstand arbeitete. »In diesem Hinterhof fühlen sich die Furneaux’ am sichersten«, sagte sie. »Tatsache ist, dass man sie dort am besten angreifen kann.«
    Wyatt stimmte ihr zu. »Sie erwarten, auf offener Straße überfallen zu werden, nicht zu Hause.«
    »Haben Sie den Hof gut einsehen können?«
    »Das Tor sollte kein Problem darstellen. Die Rückseite des Ladens ist gut gesichert: Gitter vor den Fenstern, eine Kamera, eine Stahltür mit einem soliden Schloss.«
    »Also schnappen wir uns den Audi am Mittwochmorgen«, sagte Lydia. Sie sah hinüber zu Oberin. »Eddie?«
    Der hatte an einem kleinen, schwarzen, elektronischen Gerät herumgespielt. »Das wird Schlösser, Alarmanlagen und die Zündung austricksen.«
    Sie fuhren mit der Besprechung fort, ihre Stimmen untermalt vom Verkehrslärm und vom gleichmäßigen Takt eines defekten, unablässig tropfenden Wasserhahns im Badezimmer. Das hier war kein Ort, wo sich ein Management über die Höhe der Wasserrechnung Gedanken machte.
    Lydia rollte sich vom Bett und streifte eine der kugelsicheren Westen über. »Wollen wir hoffen, dass wir die nicht brauchen.«
    Wyatt nickte. Er gab Eddie die Pistole.
    Eddie zog eine Grimasse. »Früher habe ich nie eine Waffe benutzt.«
    Wyatt sparte sich die Antwort. Ein Job war ein Job und erforderte Handwerkszeug. Er verteilte die Mobiltelefone, die Latexhandschuhe und Sturmhauben.
    »Und ich bekomme keine Waffe?«, fragte Lydia.
    »Sie fahren.«
    Wyatt sah, wie sie die Weste ablegte, sich aufs Bett schwang und aufrecht hinsetzte. Er hatte eine Straßenkarte mitgebracht. Lydia breitete sie auf ihrem Schoß aus. »Und da soll ich hinfahren?«
    Wyatt stand neben dem Bett. Die Straße, die er ihr am Freitag gezeigt hatte, verlief um einen grünen Flecken, einen Park, etwa fünf Kilometer vom Geschäft der Furneaux’ entfernt, und Lydia deutete jetzt mit ihrem schlanken Zeigefinger auf eine Stelle, wo sich hinter einer Leitplanke ein Abhang befand, der direkt zu einer Lichtung führte, die von Bäumen verdeckt war.
    »Und Sie versenken hier den Audi und fackeln ihn ab.« Sie tippte auf die Lichtung.
    »Ja.«
    »Lass mal sehen«, sagte Eddie.
    Sie studierten die Karte, die beiden Männer und die Frau, wohl wissend, dass die Sache den Bereich müßiger Spekulation längst hinter

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