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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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mit Prägedruck versehene Papier, die vielen Nullen hinter den Zeichen für ein Pfund Sterling.
    Sie fühlte neuen Schwung. Dachte an ihre Kreditkartenschulden, die Hypothek und an verpasste Gelegenheiten, an ihren von Männern dominierten Arbeitsplatz und an ihr Scheißauto. Außerdem brauchte sie eine Wurzelbehandlung. Sie verstaute die Sporttasche unter dem Fahrersitz, starrte die Straße hinunter, doch nirgendwo ein Zeichen von dem anderen Motorrad, es kam nicht zurück, also wendete sie mit quietschenden Reifen und fuhr Richtung Innenstadt.

    30

    Als Khandi auf ihrer Ducati aus dem Park fegte, holte sie gegenüber Eddie einen beträchtlichen Vorsprung heraus, doch kaum war sie auf dem Highway, verlangsamte sie das Tempo, bis er in ihrem Rückspiegel auftauchte. Wie vereinbart, fuhren sie in einem Abstand von zweihundert Metern über die Whitehorse Richtung Osten.
    Aber Eddie war ein verdammter Angeber. Khandi sah, dass er jedes Mal voll aufdrehte, wenn er von einer Ampel losfuhr, jedes Mal einen Wheelie hinlegte, das Vorderrad wieder in Position brachte und losschoss. Allmählich nervte es sie gewaltig. Sie vermutete, dass er sich daran aufgeilte, die Papiere ergattert zu haben, dieses Arschloch, so machte er doch nur die Cops auf sich aufmerksam.
    Dann, in Lilydale, war plötzlich alles für ’n Arsch. Ihre Rückspiegel zeigten, wie Eddie seine kleine Show abzog, dann unerklärlicherweise langsamer wurde und Richtung Bordstein schwankte. Sie bremste, behielt ihn im Blick, verfolgte, wie er die Maschine aufbockte und anschließend zwischen all den Autos hindurch hinüber zu einem Schnellfress flitzte.
    Was für ein Idiot, dachte Khandi, riss die Ducati herum, wollte zurückfahren und blieb augenblicklich stehen. Wie aus dem Nichts war ein weißer Falcon aufgetaucht, eines dieser typischen Zivilfahrzeuge von den Bullen. Er raste über die Kreuzung, auf den Parkplatz, eine Frau sprang heraus, setzte Eddie hinterher und fuchtelte dabei mit einer Waffe.
    Die hatten uns die ganze Zeit auf dem Schirm, dachte Khandi. Sie sah sich um, ob Verstärkung anrückte. Die Furneaux’ hatten die Cops eingeweiht. Es brachte gar nichts, ihrem durchgeknallten Lover aus der Klemme helfen zu wollen, also drehte Khandi wieder um, fuhr weiter Richtung Osten — ihr Scheinwerfer wie eine Faust, die durch das Dunkel stieß, sie selbst ziemlich neben sich dank der Sorge und des schwindenden Adrenalins, dazu die ständigen Rückstöße, die von der unebenen Straße auf ihre Unterarme einwirkten. Wenigstens hatte sie das Geld.
    Als sie in der Hütte eintraf, zündete sie als Erstes ein paar Kerzen an, als Nächstes einen Joint und kippte dann einen Tequila, ging im Raum auf und ab, hielt nur inne, um das Geld zu zählen. Mehr Geld, als sie jemals besessen hatte. Aber Eddie war nicht da. Und das gewann allmählich an Bedeutung.
    Um neun Uhr klingelte ihr Mobiltelefon. Sie sah auf das Display: Ein Anruf aus dem Festnetz. Nur Eddie kannte ihre Nummer, und sofort vollführte ihr Herz einen Sprung. »Hallo?«
    Eine ihr unbekannte Stimme fragte: »Susan Roberts?«
    Das war ihr richtiger Name; aber wer außer Eddie und dem Finanzamt wusste das? »Ja.«
    »Die Anwältin?«
    Sie ging zum Fenster, sah hinaus in eine Dunkelheit, die nur von der Sichel des Mondes und einem vereinzelten Licht im Tal aufgerissen wurde. Khandi wusste nicht, wie viel Zeit ihr blieb. »Das ist richtig.«
    »Mein Name ist Whelan, ich bin Senior Sergeant der CIU beim Polizeirevier in Outer Eastern. Wir haben einen Ihrer Klienten hier, der nicht bereit ist, Fragen zu beantworten, bevor seine Anwältin hier ist.«
    Khandi hatte mehr Kontrolle über ihre Stimme, als sie dachte. »Sein Name?«
    »Wenn ich das wüsste. Wir überprüfen gerade seine Fingerabdrücke.«
    »Was wird ihm zur Last gelegt?«, fragte sie in der für Anwälte typisch knappen Form.
    »Bewaffneter Raubüberfall und zwei Morde. Er will mit Ihnen sprechen und das Recht dazu hat er.«
    »Ich werde vor zehn Uhr da sein«, sagte Khandi und beendete das Gespräch. Sie stellte das Telefon aus, nahm die SIM-Karte heraus und zerstörte sie.
    Sie war auf hundertachtzig — Mann, sie war echt auf hundertachtzig. Alles, was Eddie und sie gemacht, worüber sie gesprochen hatten, zeugte von einer Liebe, die sich in den Himmel brannte und in die Geschichtsbücher, und jetzt leistete er sich eine solche Schwachsinnsaktion. Er musste die Furneaux’ erschossen haben oder er war in eine Schießerei mit den Cops geraten.

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