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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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dann ließ sie ihren Blick über Tinas Brüste und Schoß wandern. »Bist du oft hier?«
    Tina erwiderte ihren Blick. »Nicht oft genug.«
    Khandi nickte ihr zu, lächelte, schlenderte zurück zu ihrem Tisch und setzte sich auf einen Stuhl, der ihr den kompletten Überblick über den Laden gestattete. Tina bewegte sich wie eine Frau, die wusste, dass sie beobachtet wurde. Sie nahm noch eine allerletzte Bestellung auf, räumte Tische ab, stapelte Tabletts. Schließlich servierte sie Khandi das Essen und schnurrte: »Lass es dir schmecken.«
    »Das hab ich vor«, erwiderte Khandi, ebenfalls mit einem Schnurren. Jetzt, da sie in Sicherheit war, spürte sie die Erschöpfung.
    Nach einer Weile, als die Kalorien reinknallten, löste das kalte, prickelnde Bier ihre Starre. Sie putzte das Essen nur so weg, streckte ihre in Leder gehüllten Beine aus und stocherte gedankenverloren mit einem abgebrochenem Streichholz zwischen ihren Zähnen herum. Schließlich zauberte sie sich ein Schimmern in die Augen und ging lässig hinüber zum Tresen. »So, Tina.« Pause.
    »Wann hast du Schluss?«
    Tina schluckte und ihr Körper wurde von einem Surren erfasst. »Demnächst.« Sie blickte sich schnell um. »Ich hab ein kleines Apartment gleich hinterm Pub«, flüsterte sie und schob einen Schlüssel über den Tresen.

31

    »Man muss schon sagen, sie hat reichlich Glück gehabt«, sagte Lowe und blickte milde auf seine schlafende Patientin.
    Damit brachte er gleichzeitig seine Bewunderung für die eigene Arbeit zum Ausdruck. Wyatt schwieg. Für ihn war das Leben keine Frage von Glück oder Unglück. Es gab Tatsachen, mehr nicht. Wenn man gut war in dem, was man tat, hatte man es nicht nötig, auf die Qualität seiner Arbeit aufmerksam zu machen.
    »Sie wird sich einem kleinen kosmetischen Eingriff unterziehen müssen«, fuhr Lowe fort, »aber es ist keine Infektion aufgetreten. Vor allem aber war sie kräftig und gesund.«
    Wyatt ließ den Mann reden. Er wusste, Reden gab den Menschen Geborgenheit. Es füllte die Stille in ihrem Leben aus, half ihnen, die Welt zu verstehen, und bewies ihnen, dass sie lebendig waren.
    Es war spät am Abend und der Arzt anscheinend auf dem Weg nach Hause. Er hatte den ganzen Tag im OP zugebracht, anschließend noch Visite, sah aber immer noch frisch und adrett aus. Er schien geneigt, länger zu bleiben. Wyatt wusste nicht, warum.
    Er machte Anstalten, aus dem Schlafzimmer zu gehen. Der Arzt folgte ihm kurzerhand. Irgendwie zog es sie beide zur Fensterfront. Sie standen davor und sahen hinaus auf die Stadt. Das Glas verfremdete alles. Die Farben schwammen durch die Dunkelheit. »Haben Sie etwas mit diesen toten Juwelieren zu tun?«, fragte Lowe.
    Wyatt verzog keine Miene. »Welche toten Juweliere?«
    »Ich habe es gerade in den Nachrichten gehört. Zwei Brüder. Gestern hat man sie beraubt und heute erschossen.«
    Wyatt ließ diese Neuigkeit sacken, konnte sich aber keinen Reim darauf machen.
    »Ich habe drüber nachgedacht, ob Sie das waren.«
    »Denken Sie nicht drüber nach«, erwiderte Wyatt.
    Der Arzt schluckte. »Na gut.«
    Nachdem er gegangen war, verfolgte Wyatt die Nachrichten im Radio und im Fernsehen, hörte den Polizeifunk ab und führte einige kurze Telefonate von einem seiner Mobiltelefone, die noch nicht zum Einsatz gekommen waren.
    Dann streckte er den Kopf durch den Spalt der Schlafzimmertür. »Khandi Cane. Sagt Ihnen das was?«
    Lydia zwinkerte ihm zu. »Ich bevorzuge das Verhalten des anderen Mannes am Krankenbett.«
    Für dergleichen fehlte Wyatt die Zeit. »Kennen Sie den Namen?«
    Lydia zog an ihrer Decke und stopfte sich ein Kissen zwischen Rücken und Wand. »Nie gehört.«
    »Eddies Freundin. Eine Stripperin.«
    »Verstehe.«
    Wyatt trat näher, setzte sich auf die Bettkante und berichtete Lydia von den Schüssen im Jacaranda Park.
    Sie reagierte bestürzt. »Was bedeutet das?«
    »Keine Ahnung.«
    »Eddie und seine Freundin?«
    »Möglich.«
    »Aber warum?«
    »Ich habe vor, das herauszufinden.«
    Sie sah ihn an. »Trauen Sie mir noch immer nicht?«
    »Nicht wirklich.«
    Sie berührte ihren Kopf, als wollte sie einer Schmerz-attacke begegnen. »Das war deutlich. Und wenn wir beide die Nächsten auf Eddies Liste sind?«
    »Lowe und ich haben die Absicht, Sie demnächst woandershin zu bringen. Bis dahin gehen Sie nicht ans Telefon und öffnen auch nicht die Tür.«
    »Sie machen mir Angst.«
    Wyatt hatte keine Zeit für Erklärungen oder Beschwichtigungen. Er gab ihr ein neues

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