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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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eines Säufers. Beim Anblick dieser Verschwendung reagierten die beiden anderen sauer, vielleicht auch, weil sie erwartet hatten, dass er bereit sei, mit ihnen zu teilen.
    »Mistkerl«, sagte der Mann.
    Die Frau langte nach der Flasche, wollte sie Wyatt entreißen, dem das kleine Handgemenge willkommen war, denn er hörte, dass sich von hinten Schritte näherten.
    »Scheißbullen«, sagte der Mann plötzlich.
    Die Frau ließ von Wyatt ab. Der rieb sich die Augen, damit sie gerötet erschienen, kratzte sich mit seinen schmutzigen Nägeln am Kopf, und als die beiden anderen sich grummelnd auf den Boden setzten, setzte er sich dazu.
    »Verpiss dich«, zischte die Frau ihm zu. »Das ist unser Platz.«
    Wyatt setzte noch einmal die Flasche an.
    Die Polizisten waren junge Constables. »Hat einer von euch einen Typen im Anzug vorbeirennen sehen?«
    Wyatt tat so, als habe er Probleme, sie in den Fokus zu bekommen. »Was?«
    »Verdammte Penner«, murmelte einer der Polizisten. »Komm, Marty, wir verschwenden unsere Zeit.«
    Er drehte sich um, aber sein Partner blieb stehen. Genau das wollte Wyatt nicht. Er rülpste, gähnte und rülpste dabei noch einmal, kratzte sich den Knöchel und hoffte, dass die Botschaft bei Marty ankomme. Die beiden Säufer starrten empört auf die leere Flasche.
    »Komm schon, Marty«, drängelte der zweite Cop.
    Marty ignorierte ihn. Er baute sich vor dem Trio auf und verkündete: »Ihr könnt hier nicht bleiben. Neue Verordnung.«
    Wyatt interessierten weder die Belange der Stadt noch die des Landes. Er hatte noch nie gewählt, sein Name tauchte in keinem Wählerverzeichnis auf. Aber er war stets auf dem Laufenden. Die Pläne einiger seiner lukrativsten Beutezüge fußten auf dem genauen Studium der Tagespresse. Letzten Monat, als der Premier, Mitglied von Labor, enthusiastisch ein weiteres sportliches Großereignis für Melbourne angekündigt hatte, hatte Wyatts erster Gedanke dem Geld gegolten, das dadurch in die Stadt gespült würde. Jetzt erinnerte er sich an noch etwas: Der Premier hatte angeordnet, dass im Vorfeld zu diesem Ereignis alle Straßen sukzessive von Obdachlosen gesäubert würden. So viel zum Eintreten für die Geknechteten, dachte er, jetzt, da er sich an der wunderbaren Vision eines einzigen Mannes scheitern sah.
    »Also los, bewegt euch«, sagte Marty, der Cop, mitten in dieser stinkenden Gasse im Zentrum eines Vorortes der Wohlhabenden.
    »Mensch, Marty, vergiss es«, sagte sein Partner.
    »Verordnung ist Verordnung.«
    »Dienstanweisung. Es war nie beabsichtigt, sie zu ... «
    »Ich will, dass die hier verschwinden«, sagte Marty.
    »Fick dich«, keifte die Frau, noch immer stocksauer auf Wyatt. Die Flasche war leer, aber sie erinnerte sich nicht, sie ausgetrunken zu haben, und jetzt hatte Wyatt sie in der Hand. Das machte sie fast wahnsinnig.
    »Wie beliebt?«
    »Lasst uns in Frieden, verdammt noch mal!«
    Bitte nicht, bat Wyatt innerlich und schloss die Augen.
    »Vielleicht wird ein Tag in der Zelle dir ein paar Manieren beibringen«, sagte Marty zu der Frau.
    »Um Gottes willen, Marty. Wir haben anderes zu tun.«
    Derweil war der Frau aufgefallen, dass sie zehn Dollar in der Hand hielt, die sie gern ausgegeben hätte, und sie erinnerte sich vage daran, in einer ähnlichen Situation von einem Bullen um fünf Dollar erleichtert worden zu sein. »Ja, Marty«, höhnte sie, »geh und mach deinen Job.«
    Marty erstarrte. Wyatt erstarrte. Das hier entwickelte sich schlecht für ihn. »Is okay«, lallte er und sah hoch zu Marty. »Ich entschuldige mich für meine Freunde. Wir verziehen uns.«
    »Einen Scheiß werden wir«, sagte die Frau.
    »Ja, — verdammte Bullen —, ständig diese Schikanen«, pflichtete der Mann ihr bei.
    Aus irgendeinem Grund fanden sie das mächtig witzig, stießen einander an und feixten über die Cops.
    »Ich ruf Verstärkung«, sagte Marty.
    Nur wenige Minuten später fuhr eine Wanne vor. Wyatt und die beiden Säufer wurden festgenommen, in einen engen Bereich aus verstärktem Stahlgeflecht geschubst und ins Gefängnis gebracht.

    35

    Wyatt landete in einer Zelle, zusammen mit dem Typ aus der Gasse und vier weiteren Betrunkenen. Drei von ihnen waren lebende Wracks. Der vierte saß mit dem Rücken an die Wand gelehnt und schlief. Er war in etwa so alt wie Wyatt, also Anfang vierzig, hatte seine Größe und Statur. Groß und schlank, dazu das gleiche dunkle Haar, nur trug er eine Brille und ein Tweedjackett, und seine Hände waren zart. Auch sein

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