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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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da war dieser Typ ... «
    Mindi beschrieb einen dünnen, ruhigen Kerl. Knallhart, meinte sie, aber sonst nichts Besonderes. Khandi kochte innerlich. Das hörte sich nach Wyatt an, dem Kerl, auf den sie im Park geschossen hatte. Der hatte eine kugelsichere Weste getragen! Und wie, bitte schön, hätte sie das ahnen sollen? Eddies Fehler, sie nicht zu warnen, dieser Verräter, dieses Arschgesicht von einem Idioten. Es war, als bekäme ihr Selbstbewusstsein einen Knacks. Sie hatte es nicht gebracht, hatte Wyatt nicht umgelegt, und jetzt war er hinter ihr her.
    Vielleicht. Andererseits ... Eddie hatte ihr erzählt, wo der Kerl wohnte. Aber gab es einen Grund, sich Sorgen zu machen? Sie dachte darüber nach, während sie sich anzog. Warum nicht Gas geben und ab nach Sydney, wo niemand sie kannte? Sich ein paar Ecken suchen, wo sie sich richtig austoben konnte. Tina kam herein, rosig, weich und selbstbewusst kreuzte sie Khandis Blickfeld und schaltete den Fernseher ein. »Fünfuhrnachrichten«, sagte sie. »Das Neuste zum Frieden auf Erden.«
    Sie meinte es ironisch, doch Khandi hätte ihr am liebsten eine gescheuert. Aber sie beherrschte sich und sah auf den Bildschirm. Die erste Meldung war eine Lokalnachricht, ein Häftling, der heute Morgen im Gericht von Outer Eastern erschossen worden war. Man zeigte sein Gesicht, ein altes Polizeifoto.
    Khandi hatte augenblicklich einen Kloß im Hals. Was da an Kummer und Trauer über sie hereinbrach, war unbeschreiblich. Ihr toller, lieber Mann, niedergeschossen, in Handschellen, unfähig, sich zu verteidigen. Sie hatte nur einen Einzigen geliebt — und den hatte man ihr jetzt genommen. Sie weinte, schluckte und fühlte sich mutterseelenallein.
    »Schatz?«
    Tina trocknete sich das Haar mit einem Handtuch. Unter anderen Umständen hätte das verlockend gewirkt, wenn nicht sogar erregend. »Nichts«, erwiderte Khandi. Tina folgte Khandis Blick, verrenkte sich fast den Hals, um auf den Bildschirm zu sehen. »Wieder mal ’ne Schießerei unter Gangstern.«
    »Sieht so aus ... « Khandi flüsterte, denn sie wusste, dass die Stimme ihr nicht mehr gehorchte.
    Es folgte Bildmaterial, das zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der vergangenen Nacht und am Morgen entstanden war. Zuerst die Überführung im Park, angestrahlt vom Scheinwerfer eines Helikopters, Streifenwagen, rotierende Lichter in Rot und Blau, schemenhafte Gestalten und eine Leiche auf der Überführung. Absperrband um Henri Furneaux' Mercedes. Dann das Gerichtsgebäude am Morgen, noch mehr Absperrband, das im Wind flatterte, umherschwirrende Einsatzkräfte der Polizei mit Helmen und in Splitterschutzwesten, der Nachrichtensprecher brachte Eddie in Verbindung mit den tödlichen Schüssen auf zwei Männer im Jacaranda Park am Abend zuvor. »Die Polizei führte in der gesamten Umgebung eine Razzia durch«, berichtete der Reporter vor Ort, und auf dem Bildschirm sah man Mannschaftswagen, die vor dem Polizeirevier neben dem Gerichtsgebäude anhielten und dem ein Querschnitt aus der Bevölkerung entstieg. Überwiegend Männer, überwiegend jung, überwiegend schwarz, asiatisch oder eben ausländisch.
    Khandi sah Tina mit breitem Grinsen an. »Finde den Australier.«
    Tina erstarrte und ihr entglitten die Gesichtszüge. »Ich fick nicht mit Rassisten.«
    Khandi sprang vom Bett auf und schlug so hart zu, dass Tinas Zähne klapperten. »Und ich fick keine Lesben.«
    Ohne auch nur einen weiteren Gedanken an Tina zu verschwenden, verließ Khandi deren winziges Zimmer, schwang sich auf ihre Maschine, ließ sie an und brauste davon, gab mächtig Gas, bis der Motor heißlief und die Vögel Reißaus nahmen, schoss die Straße entlang und durch das Tal. Sie war voller Gefühle, einige waren fremd, aber alle waren heftig. Eddie war tot — Friede seinem Knackarsch — und Wyatt dafür verantwortlich.
    Jetzt ist er hinter mir her, dachte sie. Mach ich mir in die Hosen? Tu ich das, ach, Scheiße ...
    Wyatt rechnete nicht damit, dass sie in die Offensive ging.
    Sie hielt kurz an der Hütte, sah im schwindenden Licht des späten Nachmittags nach dem Rechten. Beruhigt, dass die Cops von der Hütte nichts wussten — ansonsten hätten sie das Ding längst durchsucht —, versteckte sie das Geld in dem Holzstapel und fuhr über den Highway zurück, auf der Suche nach dem Mann, der sie umbringen wollte.
    Aber eins nach dem anderen. Sie machte einen Abstecher in das Einkaufszentrum von Chadstone, wo zu dieser Zeit am Freitagabend die Hölle los war,

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