Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher

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haben, uns zu töten.«
    Wyatt schüttelte den Kopf. »Nichts hat sich geändert.«
    Er wollte es gerade begründen, als er ihr Stirnrunzeln sah, die Bestürzung, die ihr ins Gesicht geschrieben stand. »Man muss immer von Verrat ausgehen«, sagte Lydia schließlich. »Sie rechnen damit, nicht wahr? Und wenn’s passiert, handeln Sie.«
    »Ja.«
    Sie schlang die Arme um ihren Körper und starrte auf den Boden. »Armer Eddie.«
    Es war keine Trauer, so viel war klar. Sie ließ Oberin gehen, akzeptierte, dass ein Teil von ihr jetzt begraben war. In diesem Spiel konnte man sich nicht wegducken und flüchten. Als sie den Kopf hob, war ihr Blick klar. Sie verstand Wyatts Handlungsweise und wusste, wie er tickte, denn der Grund, auf dem sie sich bewegte, überlappte sich mit seinem.
    »Haben Sie Hunger?«, fragte sie. »Wir könnten ausgehen. Ich binde mir ein Tuch um den Kopf und setze mich in die Ecke. Sie wissen doch, wie man das anstellt, das mit dem Ausgehen, nicht wahr?«
    »Wir haben Rühreier oder Rühreier«, sagte Wyatt und nahm Eier und Milch aus dem Kühlschrank.
    Lydia lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, als wäre alle Anspannung von ihr abgefallen, und verfolgte, wie Wyatt etwas Butter in der Bratpfanne zerließ. »Aber was Cholesterin ist, wissen Sie schon, oder?«
    Wyatt zuckte mit den Achseln. Kaum zu fassen, in welche Bereiche die Vorstellungen und der Glaube von Leuten so vorstieß. »Ich weiß nur«, sagte er, »dass es nie Juwelen gab, dass uns Leute auf den Fersen sind und wir morgen von hier verschwinden.«
    Lydia starrte ihn gefrustet an. »Das ist morgen. Jetzt schalten Sie doch mal ab. Erzählen Sie was von sich. Kommen Sie zur Ruhe.«
    »In meinem Leben hat es mehr Unruhe als Ruhe gegeben«, murmelte Wyatt. Er hasste es, wenn man ihm auf den Zahn fühlen wollte. Das war überflüssig. Er beschritt nie den Weg der Innenschau und es gab nichts, was er anderen mitteilen wollte.
    »Also gut«, sagte Lydia, berührte ihr Gesicht mit der Hand und kniff vor Schmerzen die Augen zusammen.
    »Und? Was haben Henri und Joe nun transportiert?«
    Wyatt berichtete ihr, was er im Gerichtsgebäude mitbekommen hatte.
    »Wertpapiere? Das ist nicht Eddies Stil.«
    »Der seiner Freundin vielleicht?«
    Lydia schien nicht überzeugt. »Kann sein.« Pause. Dann: »Glauben Sie, Eddie hat Blödsinn erzählt, von wegen die Polizistin hätte ihn beklaut?«
    »Er hörte sich überzeugend an.«
    »Wie immer.«
    Sie zerbrachen sich den Kopf. »Fakt ist, Eddie und seine Stripperin haben sich danach noch in der Nähe rumgetrieben. Warum machen die das? Warum sind die nicht abgehauen? Da läuft noch was anderes.«
    Wyatt beobachtete, wie es in ihr arbeitete.
    Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen und sie sah Wyatt mit einem schiefen Lächeln an. »Sie haben Juwelen erwartet, genau wie wir, stattdessen aber Papiere bekommen. Weil sie keine Ahnung hatten, was sie damit anfangen sollen, haben sie beschlossen, Henri Furneaux das Zeug gegen Bares zurückzugeben.«
    Wyatt nickte. »Irgendwas lief schief und Eddie ist der Polizei ins Netz gegangen.«
    Lydia starrte vor sich hin. »Glauben Sie, dass er geredet hat?«
    »Er wusste, wo ich wohne«, sagte Wyatt. »Die Polizei wäre längst hier aufgetaucht.«
    Die Butter spritzte in der Pfanne. Wyatt schlug die Eier hinein und verrührte sie. »Aber wir müssen unbedingt hier weg.«
    »Weiß die Polizei was von Le Page?«
    »Mist«, murmelte Wyatt. Er hatte nicht an alles gedacht. Er hob den Hörer des Wandtelefons ab und wählte die Nummer des Sofitel.
    »Tut mir leid, Sir«, sagte der Angestellte, »wir haben hier keinen Gast mit diesem Namen.«
    Ein falscher Name, dachte Wyatt, oder Le Page ist bereits über alle Berge.

    39

    Am anderen Ende der Stadt, in einem der Befragungsräume des Reviers, sah sich Lyn Rigby zwei Anzügen von der Internen Ermittlung gegenüber. Am Abend zuvor hatten alle noch gesagt: »Gut gemacht, Lyn«, aber jetzt wurde überall getuschelt.
    »Der Täter wurde als großer, dünner Mann mit gebräunter oder olivfarbener Haut beschrieben. Klingelt’s da bei Ihnen, Sergeant?«
    »Wieso sollte es?« Sie war müde, die Luft stand im Raum und es war stickig. »Ich war nicht vor Ort. Es ist ein Fall der Kollegen von Outer Eastern.«
    Früher Freitagabend und Rigby wollte endlich nach Hause. Sie sann über ihren Job nach, über ihre Hypothek und über die Männer, die ihr Leben bestimmten. Wenn man zufällig auf einen Schatz stößt, der Millionen wert ist,