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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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immer in der Akte.«
    Jetzt versuchte sie es auf die Tour. Der Inspector seufzte. »Ja, in Ordnung, Lyn, wir versehen es mit dem Vermerk ›Geklärt, keine weiteren Maßnahmen‹, okay?«

40

    Samstagmorgen. Als Wyatt aufwachte, lag Lydia neben ihm und schlief. Auf dem Kissen befand sich etwas getrocknetes Blut, aber ihr Teint hatte eine gesunde Farbe. Er betrachtete sie, dann berührte er ihren Oberarm. Er konnte nicht fassen, dass er nicht hochgeschreckt war, als sie sich zu ihm ins Bett gelegt hatte. Wie lange lag sie schon da?
    Warum war sie hier? Verlangen? Angst? Vielleicht war es nur das einfache Bedürfnis nach Nähe, eines der Gefühle, das er gern ausgelebt hätte, aber selten auslebte, weil er nicht verstand, was es bedeutete. Das ging an die Nerven. Er ertappte sich dabei, wie er sich über sie beugte. Ihr Atem ging gleichmäßig und alle Anspannung war aus ihrem Gesicht gewichen. Er strich eine Haarsträhne zurück, die sich in ihrem Mund verfangen hatte, sah jetzt die Wölbung ihrer Wange, die Form der Lippen, die Mundwinkel wie zu einem Lächeln hochgezogen. Der winzige braune Fleck neben ihrem Ohrläppchen erschien ihm wie ein Makel, der sie vollkommen machte, und Wyatt berührte ihn mit seinen Lippen, um danach ziemlich durcheinander zu sein.
    Verwirrt glitt er vorsichtig aus dem Bett und verließ das Zimmer. Er benutzte das Telefon in der Küche. »Doc, sie muss noch heute hier weggebracht werden.«
    »Die Privatklinik, über die wir gesprochen haben?«
    »Und ihr Verband muss gewechselt werden«, sagte Wyatt.
    »Ich werde gegen Mittag vorbeikommen.«
    »Sie kennen die Spielregeln.«
    »Ich kenne die Spielregeln«, erwiderte der Arzt unwirsch. »Wenn die Luft rein ist, ruf ich sie auf dem Mobiltelefon an, wenn nicht, dann übers Festnetz.« Er machte eine Pause. »Sie schulden mir jetzt was, Wyatt.«
    Wyatt hängte auf, bevor Lowe ihn auffordern konnte, den John Brack zu stehlen, der im Schlafzimmer seiner Frau hing.
    Lydia betrat die Küche mit einem sanften, verschlafenen Ausdruck im Gesicht, der auf Verlegenheit hindeutete. Sie berührte Wyatts Handgelenk, als sie an ihm vorbei zur Spüle ging, wo sie ein Glas mit Wasser füllte. »Gut geschlafen? Ich hab geschlafen wie ein Stein und das ganz ohne Schmerzmittel.«
    Wyatt nickte, doch seine Gedanken überschlugen sich. Es gab gewisse Regeln, die er nicht verstand, die man ihm nie beigebracht hatte, aber sein Taktgefühl meldete sich. Es schien unangebracht, jetzt zu schweigen, davon abgesehen, gefiel ihm ihre Nähe. Er sollte sich ein Herz fassen ...
    »Tut mir leid, dass ich nicht wach geworden bin, nachdem Sie hereinkamen. Unter anderen Umständen ... «
    Sie wurde rot. »Kein Problem.«
    Wyatt trat von einem Fuß auf den anderen. »Der Arzt kommt am Vormittag vorbei. Er bringt Sie in eine Privatklinik.«
    »Und wohin gehen Sie?«
    Für einen Augenblick heftete sich sein Blick auf sie.
    »Zu dieser Polizistin.«
    »Nehmen Sie mich mit.«
    »Nein.«
    Eine Pause entstand. Lydia starrte Wyatt an, als dämmere ihr, dass er keine befriedigende Lösung anzubieten hatte. »Ich möchte ... wenn ich wieder fit bin, könnten wir uns irgendwie zusammentun.«
    Wyatt wusste, dass sie die Fähigkeiten des jeweils anderen erkannt hatten. Einander ergänzende Fähigkeiten, vor allem für Raubüberfälle, die das Fingerspitzengefühl und die Erscheinung einer Frau erforderlich machten. Aber sie war angeschlagen. Und er war gezwungen, sich ein neues Basislager zu suchen, außerdem war der aktuelle Job noch nicht abgeschlossen.
    Nur wenige Sekunden verstrichen, aber es waren Sekunden zu viel. Lydias Blick wanderte zum Fenster, verharrte auf der schimmernden City hinter dem kühlen Glas. Ein Blick in die Zukunft, wie Wyatt vermutete, und auch zurück zu alldem, was verloren gegangen war. Das half ihr, sich zu lösen. Er fragte sich, wie er reagieren solle. Er sah die unabänderliche Wahrheit in dem alten Sprichwort, das besagte, man sei auf ewig an die gebunden, die man rette. Lydia kam näher, reckte sich nach oben und küsste ihn kurzerhand, weiche Lippen auf seinem Mund. Dann ging sie in ihr Zimmer und schloss die Tür mit einem Klicken, so leise und endgültig, als hätte sie sie zugeschlagen.
    Wyatt schluckte. Er trug alles zusammen, die .32er, sein letztes Bargeld, die falschen Pässe und die Unterlagen für die Apartments. Pistole und Bargeld steckte er ein, die Pässe schickte er an sich selbst, postlagernd, Hauptpostamt Sydney, und er verfasste zwei kurze

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