Dirty Talk
seiner baldigen Exfrau – genau genommen war es auch sein Haus – tot zusammenbrechen?
Verflucht, die Lebensversicherung lief noch auf ihren Namen. Dann wäre sie die glückliche Witwe.
„Ja, hm. Okay.“ Er nahm die Brille ab und kniff sich heftig in die Nasenwurzel, um die Tränen zurückzudrängen. „Ich konnte die Bohrmaschine nicht finden, sie muss noch irgendwo im Haus sein. Ist aber egal. Ich kauf mir ’ne neue. Du brauchst doch auch eine.“
„Tue ich das?“
In Elises Leben gab es immer einen Mann mit Bohrmaschine. Einen, der auf sie aufpasste, sie beschützte und für sie Sachen erledigte. Ihn, ihren Vater, ihre Brüder, sogar Patricks Freunde. Himmel, wenn er sich vorstellte, wie einer seiner Freunde sie vögelte oder sich nur wünschte, sie zu vögeln … Oder wie einer seiner Freunde mit seinem großen Bohrer um die Ecke kam, um ihr zu Diensten zu sein … Er würde jeden einzelnen umbringen. Aber die Jungs wären verrückt, wenn sie Elise nicht ficken wollten …
„Patrick. Geh jetzt, bitte.“ Sie wirkte wie eine Heimatlose. Ein zerbrechliches Wesen, wie sie da in der Haustür stand und sich an den Türrahmen klammerte. Sie war ungefähr so zäh wie alte Stiefel.
„Ich habe noch den Backofenfilter ausgewechselt. Das brauchst du nicht mehr zu machen.“
Er nickte ein letztes Mal und trottete zu dem Lastwagen, den er für den Umzug gemietet hatte. Er fuhr um die nächste Ecke, parkte dort und weinte für etwa zwei Minuten. Na ja, dachte er und putzte sich die Nase. Wenigstens hatte er nicht vor ihren Augen geheult.
Sie hatte auch nicht vor seinen Augen geheult. Scheiße, er hätte lieber das Haus auseinandernehmen sollen, um diese verfluchte Bohrmaschine zu finden. Paare, die sich nach der Trennung in tödliche, kostspielige Kämpfe um Haushaltsgegenstände wie Fernseher oder Lieblingsmöbel verstrickten, hatte er immer gehasst. Aber inzwischen verstand er dieses irrationale Verhalten. Er wollte nicht mal daran denken, wie es wohl wäre, wenn man sich um ein Haustier oder ein Kind stritt. Seine Ehe hatte nichts dergleichen mit sich gebracht; ein Gedanke, der ihn auch nicht sonderlich aufheiterte.
Er setzte die Brille wieder auf und schaltete in den Fahrmodus. Während der Fahrt stampfte er mit dem linken Fuß, wie jedes Mal, wenn er am Steuer eines Automatikwagens saß, und fuhr zu seiner neuen Wohnung.
Er musste mehrmals klingeln, ehe Jo schließlich die Tür öffnete. Sie trug einen Trainingsanzug und pinkfarbene Schlappen, und ihr Haar stand in alle Richtungen ab. Sie sah verschlafen, zerzaust und sehr sexy aus. Und er hatte noch vor zehn Minuten wegen einer anderen Frau geweint …
„Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe“, sagte er.
„Nein, ist schon in Ordnung. Komm rein.“
Er wollte nicht ins Haus kommen, aber er tat es trotzdem, weil er höflich sein wollte. Sie überreichte ihm einen Satz Schlüssel.
„Ich fahr eben den Pick-up aus dem Weg“, sagte sie.
Das war irgendwie lustig, er hätte nicht gedacht, dass sie eine Frau war, die gerne einen Pick-up fuhr. Und das war sie auch nicht. Ein Typ schlich sich an ihnen vorbei nach draußen. An seinem Gesicht konnte man dick und fett ein seliges „Zum Schuss gekommen“ ablesen. Himmel, war der jung! Er parkte den Pick-up um und stellte sich ihm anschließend als Jason vor. Er fragte, wie Patrick seinen Kaffee mochte, und verschwand wieder im Haus. Als Patrick den Laster rückwärts in die Einfahrt steuerte, kam er wieder heraus.
„Sie sagt, ich soll dir helfen.“
„Danke.“ Wie viele Liebhaber hatte Jo eigentlich?
Sie kam wieder nach draußen und brachte ihnen Kaffee. Patrick erhielt seinen Becher zusammen mit einem flüchtigen, zufriedenen Lächeln. Jetzt, da er genauer hinschaute, konnte er auch bei ihr dieses glückselige Strahlen sehen. Aber irgendwie fand er es durchaus liebenswert. Dann ging sie wieder ins Haus und überließ ihn und Jason der Arbeit.
„Wie cool, IKEA!“, rief Jason, als sie die flachen Kartons aus dem Lastwagen hoben. „Brauchst du Hilfe beim Zusammenbauen?“
„Und was ist dann passiert?“, fragte Mr D., als ich ihm bei der Arbeit die ganze Geschichte erzählte.
„Jetzt sag mir nicht, du denkst da an einen hübschen Dreier zwischen IKEA-Kartons.“
Er lachte. „Nein, eigentlich nicht. Aber wie bist du Jason losgeworden?“
„Er meinte, er müsse noch was arbeiten. Es war also leichter als gedacht.“
„Und glaubst du, du wirst es wieder tun?“
Ich klemmte das Telefon
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