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Dirty Talk

Dirty Talk

Titel: Dirty Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mullany
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ihn nach dem Verzehr wieder hochzuwürgen), war Kuchen ein Vergnügen. Ein reines, unkompliziertes Vergnügen.
    Die Musik verstummte, und ich ging auf Sendung. Zunächst machte ich nur eine kurze Anmoderation. Meine Philosophie war es, die Moderatoren nicht als Persönlichkeit in den Vordergrund treten zu lassen; wichtig war nur ein geschmeidiger Übergang von Musik und Moderation. Und wenn die Zuhörer merkten, dass sie eine andere Stimme hörten, war das in Ordnung. Es war aber vor allem die Musik, die sie das Radio einschalten ließ.
    Als ich das Mikro ausschaltete, klopfte jemand an die Tür, und ich stand auf, um zu öffnen. Zu meiner Überraschung war es Patrick mit einem Kuchenteller.
    „Kimberly meinte, ich sollte dir den hier bringen.“
    „Wunderbar. Möchtest du reinkommen?“
    „Klar.“ Er trat ein und schaute sich um. „Wie funktioniert das alles?“
    Ich erklärte es ihm auf meine routinierte, halbwissende Art und bot ihm einen Platz an. „Wenn du magst, kannst du bleiben, während ich moderiere. Aber versuch, nicht zu niesen.“
    „Das werde ich nicht.“
    „Du wärst überrascht, wie viele meiner Besucher plötzlich einen Hustenreiz verspüren.“ Ich nahm einen Happen Kuchen und setzte die Kopfhörer wieder auf.
    Dieses Mal redete ich etwas länger. Ich gab einen Ausblick aufs Wetter und kündigte die Stücke an, die ich später noch spielen würde. Ich wusste, damit sprach ich indirekt auch eine Einladung an Mr D. aus. Dann können wir reden.
    Dann drückte ich den Knopf für die nächste CD, schaltete das Mikro aus und nahm die Kopfhörer ab.
    „Bist du nervös, ehe du auf Sendung gehst?“, fragte Patrick.
    „Nein. Manche Moderatoren stellen sich vor, sie reden mit einer bestimmten Person oder mit ihrem Haustier. Ich mache so was nicht. Wenn man erst daran denkt, wie viele Leute da draußen zuhören, wird es unwirklich und schüchtert mich ein. Darum rede ich einfach nur.“
    „Und du magst es, noch spät in der Nacht hier zu sein?“
    Oh ja. „Ich bin nicht immer so lange hier. Ich kann auch eine Sendung vorbereiten, indem ich die Musik und meine Moderationen zusammenschneide. Das mache ich immer, wenn ich abends früher heim will. Dann kommt ein Praktikant vorbei und schaut nach, ob alles funktioniert. Und ich kann vom anderen Studio aus senden, falls was schiefläuft. Aber meistens arbeite ich live.“ Ich schaufelte mehr Kuchen in den Mund. „Danke für den Kuchen, den hatte ich echt nötig.“
    „Gern geschehen.“ Er räusperte sich. So wie Männer sich räuspern, ehe sie etwas sehr Persönliches ansprechen. „Kimberly scheint nett zu sein.“
    „Das ist sie.“
    „Sie sagt, ihr seid schon lange befreundet.“
    Mit anderen Worten: Er wollte von mir ein Leumundszeugnis. Ich fand, ich könnte ihn ein bisschen anstacheln. „Sie würde sich bestimmt freuen, wenn ihr jemand anbietet, sie nach Hause zu bringen, falls du mit dem Auto da bist.“
    „Gut zu wissen.“ Er nickte. „Dann lasse ich dich mal wieder in Ruhe. Es sei denn, du möchtest noch mehr Kuchen?“
    Ich versicherte ihm, dass es mir gut ginge, und er ließ mich mit der Stille des Studios allein. Hin und wieder kamen Partygäste in kleinen Grüppchen vorbei, und ich setzte mein Kopfhörer auf und tat so, als säße ich sehr konzentriert und beschäftigt am Mischpult, obwohl ich das gar nicht war.
    Ich behielt die Uhr im Auge. Ich wartete auf den Zeitpunkt, wenn alle gegangen waren und meine Zeit mit Mr D. begann.
    „Ich fürchte, ich verwandele mich gerade in so ein Fickhäschenmonster“, erklärte ich Mr D., bevor er überhaupt die Chance hatte, Hallo zu sagen. „Es ist, als würde ich jeden Typen, den ich sehe, dahingehend abchecken, ob er als potenzieller Sexpartner taugt.“
    „Jeden Einzelnen?“ Er schien ehrlich bemüht, nicht zu lachen.
    „Na ja, nicht jeden. Gerard Morgan zum Beispiel nicht. Er ist einer unserer größten Spender, und ich glaube, er muss so um die achtzig sein. Ich bekäme vermutlich seine Frau Marilyn noch gratis obendrauf, denn sie hält ihn an der kurzen Leine. Obwohl … Sie ist eine attraktive Frau Mitte siebzig. Wenn ich es mir recht überlege, sind die beiden schon ziemlich rege. Siehst du, was du mit mir anrichtest?“
    „Ich bin nicht sicher, ob die Leute das nicht ständig machen. Einander als potenzielle Sexpartner abchecken, meine ich. Vielleicht bist du einfach nur ehrlicher als die meisten von uns.“
    „Ich habe heute einem Date mit einem Mann zugestimmt, den ich

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