Dirty Talk
du?“
„Bei mir. Im Badezimmer. Er schläft.“
„Oh, das ist gut. Er könnte es sonst deprimierend finden, dass du mit einer Freundin am Telefon über seinen Schwanz lachst.“
„Vor ihm würde ich doch kein Wort darüber verlieren. Das wäre schlechtes Benehmen.“
„Das ist es auch, wenn du mich mitten in der Nacht weckst.“
„Tut mir leid. Ich musste einfach jemandem davon erzählen.“
Ich gähnte. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es aus diesem Grund die Anrufersendungen auf der Mittelwelle gibt. Bist du sicher, dass es dir gut geht? Oder bist du vom Vorhautsex mit deinem irischen Kobold völlig überwältigt?“
„Er ist süß. Nett und sexy. Wir hatten echt viel Spaß.“
„Toll. Warum gehst du jetzt nicht schlafen? Gute Nacht.“
„Bist du aus irgendeinem anderen Grund so grummelig, außer dass ich dich geweckt habe?“
„Nein, mir geht’s bestens. Tschüss.“ Ich legte auf und drehte mich auf die andere Seite. Damit verdrängte ich Brady, der auf seine doppelte Größe angewachsen war und sich beunruhigend warm anfühlte. Wie alle Katzen, wenn sie schliefen. Kurz erlaubte ich mir, mich in Selbstmitleid zu ergehen. Kimberly hatte einen Mann in ihrem Bett. Ich hatte nur ein überhitztes Fellknäuel und irgendwo auf dem Fußboden einen Vibrator. Ich kroch zur Bettkante und tastete eher halbherzig danach, denn jetzt fielen mir die Wollmäuse wieder ein, die sich bestimmt am Vibrator angesammelt hatten. Irgendwie schien es mir gesünder, einfach wieder einzuschlafen.
„Ich dachte, wir machen vielleicht ein Picknick.“ Willis grinste mich anerkennend an. Ich glaube zumindest, dass es anerkennend war. Könnte auch selbstzufrieden gewesen sein. Andererseits sah mein Outfit, das aus Cowboystiefeln und einem knielangen schwarzen Rock mit weißen Punkten bestand, wirklich gut aus. „Ist das in Ordnung?“
„Klingt super.“ Heute war einer der ungewöhnlich warmen Tage für diese Jahreszeit, an denen die halbe Stadt offensichtlich in kurzen Hosen herumlief, um ein letztes Mal ein paar Sonnenstrahlen zu erhaschen, ehe nach Sonnenuntergang die Temperatur empfindlich schnell fiel.
Er trug Jeans und eine abgewetzte Lederjacke. Jetzt sah er viel menschlicher aus als in seinen teuren Anzügen und Krawatten. Zumindest sah er jetzt aus wie ein Mann, mit dem ich ausgehen würde. Er führte mich nach draußen zu seinem Wagen. Ein jeepähnliches Gefährt, bei dem ich mir einen bissigen Kommentar über den Spritverbrauch verkneifen musste. Das war nicht die Art Auto, die für ihre gute Energiebilanz bekannt war.
„Gefällt er Ihnen?“, fragte er, weil er mein Interesse fehlinterpretierte.
„Tut mir leid, ich hab überhaupt keine Ahnung von Autos.“
Zu meiner Erleichterung begriff er dies nicht als Einladung, mich zu belehren, sondern öffnete nur die Wagentür. Sobald wir saßen, machte er ein ziemliches Gewese um die Auswahl der richtigen Musik, die Einstellung der Temperatur und so weiter. Dann erst fuhr er quer durch die Stadt Richtung Westen zu den Gebirgsausläufern.
Er redete unterwegs nicht viel. Ich fragte mich, ob er einfach nur schüchtern war oder ob er glaubte, einen Fehler gemacht zu haben.
„Treffen Sie sich sonst noch mit anderen Männern?“, fragte er schließlich.
„Nein. Und Sie? Gibt’s da andere Frauen?“
„Nein. Sie haben so merkwürdig reagiert, als ich fragte, ob Sie mit mir ausgehen. Darum habe ich gedacht …“
„Ich war ziemlich lange in einer ernsten Beziehung. Und ich bin nicht gerade die große Datingkönigin. Wie sieht’s bei Ihnen aus?“ Ich hatte es inzwischen aufgegeben, ihm zu erklären, dass er nicht mein Typ war. Er konnte oder wollte es einfach nicht glauben.
„Geschieden. Im Moment bin ich noch nicht bereit für eine neue Beziehung. Ich steh auf erotische, abenteuerlustige Frauen wie Sie.“
„Was meinen Sie denn mit abenteuerlustig? Ich bin mal mit einem fanatischen Gebirgskletterer ausgegangen. Ein paarmal habe ich ihn begleitet, aber ich habe mich zu Tode geängstigt.“
Er warf mir einen Blick zu. „Sie sehen sportlich aus. Und wirken sehr ausgeglichen.“
„Ich fahre viel Rad. Aber macht das nicht jeder?“ Ich schaute nach vorne auf die Straße, die sich durch Kiefernhaine nach oben wand. „Hier könnte man bestimmt gut Rad fahren. Mögen Sie Sport?“
Ich hatte ja danach fragen müssen … Was nun folgte, war ein ausführlicher Bericht über das lokale Footballteam. Schließlich verstummte er. „Ich nehme an, Sie stehen
Weitere Kostenlose Bücher