Dirty Talk
„Daddy!“
Sharon lief zu dem Klettergerüst und trieb die Kinder zusammen, während Liz und ich die Schaukeln ausbremsten.
„Ruf 911 an“, sagte sie an mich gewandt. „Er verstößt gerade gegen seine einstweilige Verfügung. Kinder! Kommt, wir gehen jetzt ins Gemeindehaus. Yolanda! Sag Hallo zu deinem Daddy, und komm dann bitte auch her.“
Während ich wählte, beugte sich einer der Männer in den Wagen und holte ein riesiges Stofftier heraus, das so groß war wie seine Tochter. „Baby“, lockte er. „Schau mal, was dein Daddy für sein kleines Mädchen mitgebracht hat.“
Yolanda blieb stehen. Ich glaube, die Größe und die riesigen Knopfaugen des Kuscheltiers erschreckten sie.
Der Fahrdienstleiter in der Notrufzentrale bat mich, zu warten, und während ich redete, ging ich langsam Richtung Parkplatz. Liz rannte vor mir her, aber es war Patrick, der zuerst dort ankam. Er legte eine Hand auf Yolandas Schulter. „Sag Hallo, und komm dann mit. Die anderen sind auch schon drinnen.“
„Mein Daddy.“ Yolanda steckte den Daumen in den Mund. Aber jetzt war ich nahe genug herangekommen, um zu sehen, dass sie verängstigt wirkte.
„Mr Harris, Sie verstoßen gerade gegen die gegen Sie erlassene einstweilige Verfügung. Wir haben die Polizei gerufen“, erklärte Liz. „Wenn Sie jetzt verschwinden, bekommen Sie keine Schwierigkeiten.“
„Halt die Klappe, du dreckige Schlampe. Das ist mein kleines Mädchen.“ Harris taumelte auf das Mädchen zu. Das monströse Stofftier hielt er in einer Hand von sich gestreckt. Ich fragte mich, ob er high oder doch eher betrunken war. „Daddy hat ein Geschenk für dich, kleines Mädchen. Du kannst mit Daddy ein kleines bisschen im Auto rumfahren.“
„Halten Sie sich von ihr fern!“ Patricks Stimme war scharf und hatte einen Befehlston angenommen, der mich überraschte. Er schob sich vor Yolanda und nahm seine Brille ab. Er steckte sie in die Hosentasche.
„Wer zum Teufel bist du denn, Alter?“ Harris schien ihn erst jetzt zu bemerken.
„Daddy!“ Yolanda heulte, als Liz sie hochhob. Verzweifelt wand sie sich in Liz’ Armen.
„Gib sie wieder her, Schlampe!“
„Lass sie in Ruhe!“, befahl Patrick. Harris wollte sich auf Liz und Yolanda stürzen.
Ich hörte die Sirenen in der Ferne und beschwor die Polizei in Gedanken, sich zu beeilen. Liz drehte sich mit der heulenden Yolanda in den Armen um und rannte auf das Gebäude zu. Das Mädchen versuchte, sich ihrem Griff zu entwinden.
Harris’ Kopf drehte sich zur Seite. Jetzt hörte er die Sirenen auch.
„Fick dich!“, brüllte er und holte mit einem muskulösen Arm aus. Patrick fiel auf den asphaltierten Parkplatzboden und lag reglos da. Harris und sein Begleiter sprangen wieder in den Wagen und fuhren mit quietschenden Reifen davon.
„Er hat jemanden niedergeschlagen! Sie fahren jetzt weg!“ Ich klappte mein Telefon zu und rannte zu Patrick, der sich aufzusetzen versuchte. Sein Gesicht war blutüberströmt.
„Verdammt“, sagte er und wischte durch das Blut.
„Geht es dir gut?“, fragte ich. Das war vermutlich eine der dümmsten Fragen, die ich in meinem Leben bisher gestellt hatte.
Die Sirenen wurden lauter. Ein Polizeiwagen und ein Rettungswagen fuhren vor. Ein anderes Polizeiauto schoss mit kreischenden Sirenen am Park vorbei. Vermutlich machten sie sich an die Verfolgung von Harris. Rettungshelfer schoben mich beiseite und begannen, Patrick mit Fragen zu bombardieren. Er stand auf und weigerte sich, von ihnen auf die Trage verfrachtet zu werden, die sie rasch ausluden.
Liz tauchte wieder aus dem Gebäude auf. „Ich muss die Kinder zurück ins Frauenhaus bringen“, sagte sie. „Geht’s Patrick gut?“
Ich schaute ihn an. Er saß auf der Trittstufe des Rettungswagens und drückte ein Kühlpack gegen sein Gesicht, während die Rettungshelfer um ihn herumstanden. „Er ist gerade noch gelaufen. Also vermute ich, er ist okay.“
„Das tut mir so leid, Jo. Wir holen das Essen ein andermal nach, einverstanden?“
Ich umarmte sie und versicherte ihr, dass es keinen Grund gab, sich für irgendwas zu entschuldigen. Yolanda stand neben Liz. Sie klammerte sich an sie und hatte den Daumen wieder im Mund.
Liz redete kurz mit dem Polizisten und gab ihm ihre Karte. Dann gingen Sharon und sie mit den Kindern zum Minivan, mit dem sie gekommen waren. Einige Kinder weinten.
Jemand zupfte an meinem Arm. Ich versuchte, mich an den Namen des Jungen zu erinnern. Maurice, genau. Maurice hatte als
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