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Dirty Talk

Dirty Talk

Titel: Dirty Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mullany
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knallen, aber er hob eine Hand und fing den Sack mit einer präzisen, knappen Handbewegung auf. Er grinste und hob grüßend die andere Hand. Dann ließ er den Sack los, der sich sanft im Kreis drehte.
    Ich hörte das Lärmen von Kindern und entdeckte nun Liz, die mit einer anderen Frau und einem halben Dutzend schnatternder Kinder in das Gemeindezentrum kam. Liz hob grüßend eine Hand und zeigte Richtung Toiletten. Wie ich es mir gedacht hatte.
    Nach ein paar Minuten ging die Tür zur Turnhalle auf, und Patrick gesellte sich zu mir. Er hatte einen Rucksack in der Hand. „Liz hat mir erzählt, du wärst heute hier“, sagte er.
    „Ich wusste nicht, dass du boxt.“ Er roch nach männlichem Schweiß. Ich fand diesen Geruch beunruhigend anziehend.
    „Das mach ich eigentlich gar nicht. Es ist toll, so ein bisschen die Spannung abzubauen, indem ich auf ein regloses Objekt einschlage. Ich mach manchmal auch Gewichte.“
    Ich sah seine muskulösen Arme jetzt mit ganz anderen Augen. Er zog einen Kapuzenpulli aus seinem Rucksack und zog ihn über den Kopf. In diesem Moment strömten die Kinder aus der Toilette und liefen auf Patrick zu. Sie schlangen die Arme um seine Beine, zogen an seinem Pulli und redeten alle auf einmal auf ihn ein. Er hob ein kleines Mädchen hoch, das eine ganze Sammlung pink- und lilafarbener Spangen im Haar hatte. Umringt von den anderen Kindern ging er nach draußen.
    „Er ist so süß mit den Kindern“, sagte Liz. Wir folgten der Gruppe nach draußen. „Wirklich schade, dass ich zu alt für ihn bin.“ Rasch fügte sie hinzu: „Und verheiratet bin ich auch. Das darf ich nicht vergessen.“
    „Und er ist mein Mieter“, sagte ich halb im Scherz. „Er war eine Zeit lang mit meiner besten Freundin Kimberly zusammen.“
    „Das war Kimberly? Er ist wirklich sehr diskret“, sagte Liz. „Sie kann sich glücklich schätzen.“
    Sie stellte mich der anderen Frau vor. Sharon arbeitete auch im Frauenhaus. Patrick stellte seinen Rucksack auf einer Bank ab und ging mit den Kindern aufs Klettergerüst.
    Wir unterhielten uns derweil. Ich erzählte Liz, dass ich eine Zeit lang mit Willis ausgegangen sei, doch ich verschwieg ihr alle entsetzlichen Details. Sie lachte verlegen und verzog das Gesicht.
    „Er ist gar nicht so schlimm, wenn man ihn erst mal kennenlernt“, versicherte ich ihr. „Ein Großteil seiner Prahlerei ist schlicht und ergreifend Show.“
    „Hat Kimberly ihm inzwischen Geld abpressen können?“
    „Ich glaube nicht. Erwartest du noch jemanden?“ Mir entging nicht, wie ihre Augen herumhuschten.
    „Tut mir leid. Macht der Gewohnheit.“ Sie lachte. „Man gewöhnt sich so schnell daran, immer auf der Hut zu sein, damit nicht plötzlich ein Elternteil auftaucht, dem der Umgang mit den Kindern verboten ist. Manchmal erzählt eine der Frauen ihrem Mann sogar, wo das Frauenhaus ist. Und dann kommt es meistens zu Problemen. Für die Frauen ist es schwer, eine schreckliche Beziehung zu beenden und zugleich mit der Trauer und Wut ihrer Kinder umzugehen.“
    Patrick winkte mir vom Klettergerüst aus zu. Er hielt sich nur mit einer Hand fest, während die Kinder an seinen Beinen zogen.
    Ich lief zu ihnen hinüber, sprang ebenfalls auf das Gerüst und schwang meine Beine über eine Stange, um kopfüber zu hängen.
    „Das ist meine Freundin Jo“, sagte Patrick und ratterte die Namen der Kinder herunter, die mich anstarrten.
    „Die Lady ist ganz schön albern“, bemerkte das Mädchen mit den bunten Spangen im Haar nach kurzem Nachdenken.
    „Ich will das machen, was die Lady macht!“, quengelte ein kleiner Junge. Patrick rutschte gehorsam auf den Boden, um den Jungen hochzuheben.
    Ich schwang mich ebenfalls vom Gerüst, um die Kinder nach oben zu heben und sie festzuhalten, während sie herumschwangen. Schon bald drängten sie sich um mich und brachten mir überraschend große Zuneigung entgegen. Auch wenn diese Kinder unglaublich viel durchgemacht hatten, konnten sie Fremden doch immer noch mit Vertrauen und Zuneigung begegnen.
    Ich nahm ein paar Kinder mit zu den Schaukeln, wo Liz sich zu uns gesellte. Wir stießen ein paar fröhlich kreischende Kinder bis hoch in den Himmel.
    „Oh Scheiße“, sagte sie plötzlich leise.
    Ich folgte ihrem Blick. Ein Wagen hielt auf dem Parkplatz. Er stand schräg und der Motor lief noch. Zwei Typen stiegen aus, und kurz fürchtete ich, die beiden könnten bewaffnet sein.
    Aber das kleine Mädchen mit den Haarspangen rannte auf die Männer zu.

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