Dirty Talk
Erster kopfüber vom Klettergerüst hängen wollen. „Der böse Mann hat Patrick Aua gemacht.“
„Ja. Aber es geht ihm wieder gut.“
„Wird sich seine Momma um ihn kümmern?“
„Ich glaube, seine Momma wohnt sehr weit weg. Aber ich bin seine Freundin. Ich werde mich um ihn kümmern.“
Maurice schien beruhigt und rannte zu den anderen.
Ich holte Patricks Rucksack von der Bank und ging zu ihm. Er diskutierte immer noch mit den Rettungshelfern.
„Scheiße, nein! Meine Nase ist nicht gebrochen, und ich war auch nicht bewusstlos. Es geht mir gut, und ich werde auf keinen Fall ins Krankenhaus gehen. Danach würde mein Kassenbeitrag nur in die Höhe schießen.“
„Sie könnten eine Gehirnerschütterung haben, Sir. Sie haben da eine ziemlich üble Beule am Hinterkopf, und Sie dürfen auf keinen Fall selber nach Hause fahren.“
Ich legte die Hand auf seinen Arm. „Ich bringe dich nach Hause, Patrick. Aber ich finde auch, dass du ins Krankenhaus mitfahren solltest.“
„Auf keinen Fall.“
Ich überließ ihn dem Streit mit den Sanitätern und ging wieder ins Gemeindehaus. Dort machte ich meine Aussage und ärgerte mich über meine Dummheit. Warum war ich eigentlich nicht auf die Idee gekommen, mir das Nummernschild zu merken?
„Wir haben sie sechs Blocks die Straße runter erwischt, Ma’am“, berichtete der Polizist mir. „Wir kennen Harris. Wir können ihn ein paar Tage wegsperren, weil er gegen die Auflagen der einstweiligen Verfügung verstoßen hat. Aber dann ist er sofort wieder draußen und macht in Kürze wieder Probleme. Viel mehr können wir leider nicht tun.“
Ich dankte ihm trotzdem und ging wieder nach draußen. Patrick drückte jetzt ein Kühlpack gegen den Hinterkopf und unterschrieb mit der anderen Hand ein Formular. Er sah mich an. „Ich übernehme grad die volle Verantwortung, wenn ich nicht ins Krankenhaus gehe“, sagte er. „Wenn ich tot umfalle, kann keiner es ihnen zum Vorwurf machen.“
„Großartig, dann kann ich deine Kaution behalten. Können wir los? Deinen Rucksack habe ich schon geholt.“
Er nickte und stand auf. Ich umfasste seinen Ellbogen. Die Sanitäter gaben mir noch seine Durchschrift vom Formular mit, auf dem eine beängstigende Liste der Symptome stand, die eine Gehirnerschütterung mit sich bringen konnte. „Passen Sie die nächsten vierundzwanzig Stunden bitte gut auf Ihren Freund auf. Es wird ihm vermutlich gut gehen, aber wir sind lieber vorsichtig, wenn sich jemand eine Kopfverletzung zuzieht.“
„Ja, natürlich. Danke.“ An Patrick gewandt sagte ich: „Warte hier. Ich hole den Wagen.“
Er sah mich perplex an und blinzelte. „Machst du Witze? Das sind doch nur zehn Meter. Ich kann die auch laufen.“
Er schüttelte meine Hand ab und zog die Brille aus der Hosentasche.
Jetzt wurde mir auch klar, warum er die Brille vorhin abgenommen hatte. Ich schloss die Beifahrertür auf. „Du hast gewusst, dass er dich schlagen würde.“
„Ich dachte, es sei durchaus wahrscheinlich. Eine Brille kostet viel Geld.“ Er sank in den Sitz. „Deine Windschutzscheibe ist dreckig.“
„Ja, ich weiß.“ Ich hob die Hand. „Wie viele Finger sind das?“
„Sieben. Himmel, Weib! Nun fahr schon.“
Ich kicherte, weil er mit breitem, irischem Akzent sprach. „Ich glaube, ich habe noch ein paar Tiefkühlerbsen zu Hause.“
Er blinzelte mich verwirrt an. „Warum erzählst du mir das?“
„Damit du weiter kühlen kannst.“
„Ach so, okay. Danke.“
Wir fuhren schweigend, bis ich ein paar Minuten später zu Hause in der Einfahrt hielt. „Ich kann das Feuer im Kamin anmachen. Möchtest du dich aufs Sofa legen? Ich habe eine ziemlich große DVD-Sammlung und …“
„Willst du für mich etwa jetzt die Florence Nightingale geben?“
„Ich kann mich nicht erinnern, ihnen erzählt zu haben, dass du mein Freund bist. Freund im Sinne von Partner, meine ich. Aber jemand anderes hat das getan.“
„Stimmt.“ Er berührte seinen Hinterkopf und verzog schmerzlich das Gesicht. „Na ja, also es war so, sie haben so sehr darauf beharrt, mich mitzunehmen, weil sie dachten, ich lebe allein. Darum habe ich ihnen ein bisschen was vorgeflunkert.“
„Ein bisschen was vorgeflunkert.“ Ich stieß die Fahrertür auf. „Warum hast du mich nicht einfach gefragt, ob ich für dich da bin?“
Er stieg aus und reckte sich, als seien seine Muskeln in den wenigen Minuten im Wagen steif geworden. „Es war eine spontane Eingebung. Tut mir leid. Mir fiel auf die
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