Dirty Talk
es?“
„Was soll ich vermissen?“ Sie sammelte seinen Teebecher auf und blickte dabei prüfend in seine Augen. Er hoffte, es ging ihr nicht nur um die Größe seiner Pupillen. „Das Ballett? Es war der größte Verlust meines bisherigen Lebens. Ich habe danach monatelang geheult. Und weißt du, was das Schlimmste war? Ich habe die fünf Pfund in der Zeit sogar verloren. Aber wie du schon sagtest, irgendwann kommt man darüber hinweg und macht einfach weiter.“
Kurz darauf kamen Liz und Fred. Sie waren ehrlich besorgt um ihn, und kurz fühlte er sich daran erinnert, wie es gewesen war, wenn er mit seinen Schwestern und deren Familien zusammen war. Ein richtiger Mädchenabend stand ihm bevor, und dazu gehörte auch ein Stolz und Vorurteil -Marathon. Aber es machte ihm nichts aus.
„Nein, du sollst deine Pläne für heute Abend nicht ändern!“, rief Liz. „Wenn du ein Date hast, geh gefälligst hin. Wir bleiben so lange bei Patrick.“
„Also, ihr müsst wirklich nicht …“ Er war verlegen. Aber dann erinnerte er sich an das Einzige, was er aus seiner einzigen, schrecklichen Sitzung bei der Selbsthilfegruppe mitgenommen hatte: dass er keine Angst davor haben sollte, um Hilfe zu bitten. Das bedeutete wahrscheinlich auch, dass er keine Hilfe ausschlagen sollte, wenn sie ihm schon mal angeboten wurde.
Jo pickte etwas von ihrem Stück Pizza und ertappte ihn dabei, dass er sie beobachtete. „Ich will nicht nach Knoblauch riechen“, sagte sie entschuldigend, als bereute sie es schon, ihm von ihrem Flirt mit der Bulimie erzählt zu haben.
„Und wer ist der Glückliche, Jo? Du hast mir nicht erzählt, dass du dich im Moment mit jemandem triffst“, sagte Liz.
Sie zuckte die Schultern. „Nur ein paar Freunde. Nichts Besonderes.“
Kurz darauf verließ sie das Wohnzimmer. Er hörte das Wasser in den Leitungen rauschen und versuchte, sich nicht vorzustellen, wie sie nackt unter der Dusche stand. Er gähnte und war plötzlich ziemlich müde. Er vermutete, das waren die Nachwehen vom Schock, nachdem bisher so viel Adrenalin durch seine Adern gerauscht war.
„Geht’s dir gut, Patrick?“, fragte Liz und tätschelte seine Hand.
„Mir geht’s gut. Ich fall schon nicht ins Koma oder so. Habe mich nur gerade gefragt, ob ich gegen Yolandas Vater Anzeige erstatten soll. Die Cops wollten mich dazu überreden.“
„Ja, das solltest du wirklich tun.“
„Das arme Schwein steckt schon in genug Schwierigkeiten, ohne dass ich noch mehr Probleme mache. Wenn Yolanda mein Kind wäre, würde ich vermutlich auch ausrasten.“
„Dann wärst du aber wahrscheinlich weder high noch gewalttätig.“ Liz richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Fernseher. „Ach, ich liebe einfach diese Szene, wenn Mr Collins in die Kutsche steigt.“
Jo kam wieder nach unten. Sie trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt und dazu glitzernde Ohrringe, die vermutlich keine Diamanten waren. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund fühlte er sich an Aschenputtel erinnert. An die ältere Version, bei der Aschenputtel von der guten Fee die beiden Armreifen geschenkt bekommt. Die Ohrringe schienen nicht zu dem restlichen Outfit zu passen. Aber was wusste er schon, er war schließlich nur ein Mann.
Ihr Handy klingelte. Der Klingelton war eine klassische Melodie, die ihm bekannt vorkam. Sie winkte zum Abschied und war aus der Tür.
„Na, wollen wir mal gucken.“ Fred spähte durch die Lamellen des Rollos vom Fenster neben der Tür. „Aha. Eine Stretchlimousine.“
„Cinderella geht zum Ball“, sagte Liz. „Sie sah aber nicht so aus, als ginge sie zu einer Veranstaltung, bei der man mit der Stretchlimousine vorfährt.“
„Sie kann schon auf sich aufpassen.“ Patrick wusste, dass Liz an Drogen und das Rotlichtmilieu dachte. Also an die Art Probleme, mit der die Frauen in ihrer Unterkunft zu kämpfen hatten. Die meisten von ihnen endeten schließlich auf dem Strich. Und er wusste, wie wenig die Herkunft aus einer Mittelschichtfamilie und eine Bildung halfen. Selbst gute Freunde, die einen unterstützten, konnten kaum helfen, wenn eine Frau sich auf die falsche Sorte Mann einließ.
Ihm missfiel der Gedanke, dass Jo in Schwierigkeiten stecken könnte. Und auch wenn es ihn vielleicht nichts anging, konnte er den Wunsch nicht ganz unterdrücken, ihr als Ritter auf dem weißen Pferd zu Hilfe zu eilen. Aber so was würde er nicht mehr tun. Er drängte den weißen Hengst zurück in den Stall, schloss die Tür und wandte sich wieder den vornehmen
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