Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dirty Talk

Dirty Talk

Titel: Dirty Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mullany
Vom Netzwerk:
ihm weg. „Du Mistkerl!“, kreischte ich und griff nach dem nächstbesten Wurfgeschoss. Es war ausgerechnet der Samtbeutel mit den Spielsteinen.
    Er duckte sich, als ein Regen aus Buchstabenplättchen auf ihn niederging. Dann lachte er, und um uns brach Applaus aus. „Na, da hätte ich dich fast so weit gehabt, Jo.“
    Jennifer, Pete und Lindy hatten sich derweil aus ihren Verschlingungen gelöst. Sie waren alle knallrot im Gesicht und atemlos. Aber sie grinsten zufrieden.
    „Und dabei hätte ich gewonnen! Seht nur, was aus dem Spielbrett geworden ist!“, beklagte ich mich.
    „Sieh dir lieber an, was du mit den Buchstaben gemacht hast, Süße“, erwiderte Pete. „Wenn du auch nur einen verlierst, muss ich dir ordentlich den Hintern versohlen.“
    Auf allen vieren sammelte ich die Spielsteine auf und wackelte verführerisch mit dem Hintern. „Wie lange muss ich eigentlich die Neue spielen? Mich nervt es jetzt schon.“
    „Ach komm, sei nicht so“, sagte Jennifer. „Du …“
    Eine Glocke ertönte. Sofort war Pete auf den Füßen. „Los, Leute. Präsentiert euch.“
    Sofort suchte sich jeder eine möglichst erotische Position auf den umliegenden Sofas. Ich saß mit gekreuzten Beinen auf dem Fußboden. Um mich waren immer noch die Reste des Scrabblespiels verstreut, während ich meinen Wein austrank. Ich wusste, ich sah nicht besonders hübsch aus. Ich war mieser Laune und knallrot im Gesicht. Meine Haare standen vermutlich in alle Richtungen ab.
    Angela oder auch Fräulein Rottenmeier öffnete in ihrer schwarzen Lederkluft eine Tür, die ich bisher nicht bemerkt hatte. Sie lag meinem Sitzplatz ziemlich nah, und es handelte sich nicht um die Tür, durch die wir aus dem Umkleideraum in dieses Zimmer gelangten. Diese Tür verfügte über ein kleines Nummernfeld. Erst jetzt ging mir auf, dass sie wohl zum Rest des Hauses führte.
    Pete ging zu Angela und redete mit ihr. Dann winkte er Lindy, die sich geschmeidig erhob. Sie zog sich das Mieder über den Kopf. Sie war stolz und aufgeregt, und die Leute im Raum brachen in Applaus aus. Einige pfiffen sogar anerkennend.
    „Auf geht’s, Lindy!“, rief einer, während Ivan zum Klavier ging und begann, eine improvisierte Version von dem Stück von Elgar zu spielen, das bei jeder Collegeabschlusszeremonie ein fester Bestandteil war.
    Pete küsste Lindy auf die Wange und tätschelte ihr liebevoll den Hintern. Angela fuhr Lindys durchs Haar und richtete ihr mit gerunzelter Stirn das Mieder. „So wird’s gehen. Jetzt komm, Süße.“
    Ich beobachtete Angela, als sie eine Nummernkombination in das Tastenfeld eingab. Irgendwie fand ich es lustig, weil es dieselbe Nummernfolge war, die wir auch als Code für die sendereigene Bibliothek benutzten, seit es einige Zwischenfälle gegeben hatte, weil Leute in der Bibliothek eingesperrt wurden, wichtige persönliche Gegenstände dort vergaßen oder – noch schlimmer – einfach ein Stück Karton zwischen Tür und Rahmen klemmten. Diese Nummernfolge beruhte nicht auf den einzelnen Ziffern, sondern auf einem Muster. Von oben rechts nach unten links und dann die beiden anderen Zahlen zur Seite. Dieses Wissen könnte sich später als hilfreich erweisen.
    Lindy winkte uns zum Abschied und streckte Pete die Zunge raus. Dann verschwand sie mit Angela.
    Ivan stand von der Klavierbank auf und holte aus dem Fach unter dem Hocker ein Notenheft. Als er sich wieder setzte, spielte er eine Nocturne von Chopin. Es war eine beruhigende Begleitmusik, während ich weiter die Scrabblesteine suchte, sortierte und zählte. Kein einziger fehlte. Vorsichtig ließ ich sie zurück in den Beutel gleiten. Die anderen hatten wieder ihre Tätigkeiten aufgenommen. Ich ging zum Klavier und beobachtete Ivans Hände, die über die Tasten tanzten. Obwohl ich keine Musikerin war, wusste ich doch genug, um den Noten zu folgen, die er spielte.
    Ich griff über seine Schulter und blätterte für ihn um.
    Er blickte auf und schenkte mir ein überraschtes, flüchtiges Lächeln.
    Irgendwas war an Ivan, das mir gefiel, obwohl er vorhin versucht hatte, mich aufs Kreuz zu legen. Vielleicht lag es daran, dass er der Einzige war, dem ich außerhalb dieses Raums im echten Leben schon mal über den Weg gelaufen war. Und ich mochte sein Lächeln (und seine Berührungen auch). Bevor das alles seinen Lauf genommen hatte, also meine Aufnahme in die Gesellschaft und die Sache mit Mr D., wäre Ivan ein Typ Mann gewesen, mit dem ich vielleicht ausgegangen wäre. Außerdem

Weitere Kostenlose Bücher