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Dirty

Dirty

Titel: Dirty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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Marcy schloss mich in die Arme. Ich tätschelte ein wenig unbeholfen ihren Rücken. Als sie mich auf die Wange küsste, machte ich mich lachend los.
    „Danke, dass ich bleiben durfte.“
    „Wayne kann dich nach Hause bringen.“
    Wayne blickte aus seinem Sessel hoch. „Klar, Elle.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Danke, aber ich nehme mir ein Taxi. Macht euch keine Sorgen.“
    Ich war vielleicht betrunken, aber nicht so betrunken, dass ich mit Wayne, der den ganzen Abend ohne Pause getrunken hatte, in ein Auto gestiegen wäre. Er winkte mir matt zu und richtete dann seine Aufmerksamkeit wieder auf den Fernseher. Marcy brachte mich zur Tür. „Schön, dass du hier warst. Geht es dir gut?“
    Ich nickte. „Ich dachte einfach, ich komme mal vorbei. Ich wollte dir deine Party nicht vermiesen.“
    „Hast du nicht.“ Marcy schaute schnell über die Schulter. „Hattest du Spaß?“
    „Allerdings.“ Ich musste mich nicht zwingen, zu lächeln. „Ich habe schon ewig keine Spiele mehr gespielt.“
    „Dann solltest du das nächste Mal wiederkommen.“ Pause. „Und bring Dan mit.“
    Bevor ich es verhindern konnte, verzog ich das Gesicht. „Klar, okay.“
    „Nicht? Seid ihr nicht mehr zusammen?“ Sie lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen, und erst jetzt bemerkte ich, dass Marcy so gut wie nichts getrunken hatte. Es war nicht leicht, Fragen von jemandem zu beantworten, der deutlich nüchterner war als man selbst.
    „Doch. Wir sehen uns noch.“
    „Gut.“ Marcy grinste und nahm mich noch einmal in den Arm. Diesmal drückte ich sie auch, vielleicht nur, damit sie mich schneller losließ.
    „Elle? Bist du wirklich in Ordnung?“
    Ich war schon fast am Fahrstuhl und drehte mich um. „Klar.“
    „Wirklich? Du wirkst ein wenig deprimiert.“
    Da hätte ich ihr beinahe von meinem Vater erzählt, aber schließlich handelte es sich dabei nicht um ein Thema, das man mal eben um ein Uhr morgens in einem Hausflur diskutiert. Und schon gar nicht mit so viel Alkohol im Blut. Also tat ich, was ich am besten konnte. Lügen.
    „Nein, ich bin nur ein bisschen müde.“ Lächelnd winkte ich ihr zu, und die Fahrstuhltür versperrte mir den Anblick ihres besorgten Gesichts.
    Und wieder hatte ich die besten Absichten. Genügend Taxis standen vor den Bars und Klubs, in denen noch der Teufel los war. Diese Gegend in der Second Street wurde auch Anmach-Meile genannt wegen der vielen Singles, die durch die Nachtklubs zogen. Ich lief Richtung Bushaltestelle, kam aber nicht dort an.
    Vor drei Jahren war ich regelmäßiger Gast auf der Anmach-Meile. Ich hatte kein Problem, mich von Jungs zu einem Getränk einladen zu lassen und im Gegenzug mit ihnen zu tanzen und ein wenig zu fummeln. Manchmal, oder eher öfter, machte ich es ihnen mit der Hand oder ließ mich vögeln. Weil ich mich weder wie eine Schlampe kleidete noch auf der Theke tanzte, waren das für mich weniger Eroberungen als vielmehr Geheimnisse. Meine kleinen Geheimnisse.
    Zum Ausgehen war ich eigentlich gar nicht angezogen, aber ich ging trotzdem in eine Bar. Der Türsteher warf einen Blick auf meinen Führerschein und knöpfte mir dann zehn Dollar ab, ohne sich zu einem Lächeln herabzulassen. Um diese Uhrzeit lag so etwas wie Verzweiflung in der Luft. In etwa einer Stunde würde der Klub schließen, die Zeit wurde knapp. Als ich mich durch die Menschenmenge an der Tür presste, drehten sich viele Köpfe um. Frischfleisch war im Anmarsch.
    Mädchen beäugten mich von Kopf bis Fuß, prüften meine Klamotten und flüsterten sich gegenseitig ins Ohr. Jungs starrten mit Bierflaschen in den Händen. Und ich? Ich schlüpfte ganz leicht in meine alte Rolle wie in bequeme Jeans.
    Zwar überlegte ich, was ich da eigentlich tat. Warum ich in einen Klub ging, um einen Fremden kennenzulernen, obwohl ich doch Dan hatte. Ich drängte mich durch die Menge, ohne mit jemandem Blickkontakt aufzunehmen. An der Theke bestellte ich mir etwas zu trinken, drehte mich dann um und musterte die Leute. Gestreifte Hemden schienen gerade in zu sein, mindestens zwei Drittel der Männer trugen sie. Die anderen hatten sich für T-Shirts mit so klugen Sprüchen wie „Küss mich, ich bin ein Pirat“ entschieden. Ich war nicht auf der Suche nach einem Piraten.
    Ein paar Mädchen hatten sich um drei junge Männer versammelt, die sich ganz offensichtlich in der Aufmerksamkeit, die ihnen entgegengebracht wurde, sonnten. Sie alle lachten laut und wirkten ziemlich betrunken. Der Mann neben mir,

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