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Dirty

Dirty

Titel: Dirty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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mit Zwiebeln und Paprika gekauft.
    „Meine Herre?“, rief ich, um die Stimmung etwas aufzuhellen. „Da wird aber nachher jemand einen großen Kaugummi brauchen.“
    Er sah mich ernst an. „Wieso? Hast du etwa vor, mich zu küssen?“
    Natürlich hätte ich damit rechnen müssen, dass er irgendwann die Nase voll haben würde von mir, doch jetzt hatte ich das Gefühl, als hätte mir jemand einen heftigen Schlag in den Magen versetzt. Schnell schaute ich hinunter auf mein Sandwich, warf das leere Senfpäckchen weg, legte das Papier zusammen – aber ich aß nicht.
    Dan blickte aufs Wasser. Auf der Market-Street-Brücke drängten sich die Autos, die Bäume auf City Island waren grün. An einem so schönen Sommertag wie heute waren das Karussell und die Kindereisenbahn bestimmt in vollem Gange. Vielleicht gab es heute Abend im Stadion ein Baseballspiel. Vielleicht sollte ich ihn fragen, ob er mit mir dorthin gehen wollte. Eis essen. Karussell fahren.
    Doch ich fragte ihn nicht. Ich hätte es tun können, hätte es sogar gern getan. Aber ich … fragte einfach nicht.
    Dan kaute. Trank. Schluckte. Wischte Mund und Hände an der Serviette ab. Er aß, ohne sich mit Soße oder Fett zu bekleckern, wofür ich ihn insgeheim bewunderte. Ich kämpfte schwer mit dem Senf und hatte bereits Eistee auf meine Bluse geschüttet.
    Wir hatten schon oft schweigend zusammen gesessen, aber das hatte sich besser angefühlt. Angenehm, wie ich mit wachsendem Missmut bemerkte. Jetzt waren wir schlimmer als Fremde. Wir waren wie zwei, die beinahe, aber nur beinahe hätten Freunde werden können.
    Ich trank den Tee, konnte das Sandwich aber nicht hinunterwürgen. „Ich habe es nicht so gemein?“, murmelte ich schließlich. „Das, was ich vorhin gesagt habe.“
    „Doch, du hast es so gemeint. Und außerde?“, er zuckte mit den Schultern, “ist es ja wahr, oder nicht?“
    „Es tut mir leid, Dan.“
    Er sah mich nicht an. Sein Blick wanderte über den Susquehanna River, dessen graugrüne Oberfläche vom Sommerwind gekräuselt war. Er packte die Reste seines Essens zusammen und warf sie in den Papierkorb neben der Bank.
    „Fertig?“
    Ich nickte.
    Dan schob die Hände in die Hosentaschen. Der Wind blies ihm das sandfarbene Haar aus der Stirn. Ich entdeckte kleine Falten in seinen Augenwinkeln, die ich bisher nicht bemerkt hatte. Ich kannte seinen Geburtstag nicht, wusste nicht, ob er Geschwister hatte oder wo er aufgewachsen war, welches seine Lieblingsfarbe war oder ob er Sport machte. Ich wusste, wie er schmeckte und roch, ich kannte die Länge und Dicke seines Penis, die Rundung seines Hinterns, die Sommersprossen auf seinen Schultern und das Haar auf seiner Brust. Ich wusste, dass er gerne lachte und freundlich oder fordernd sein konnte, oder freundlich fordernd oder fordernd freundlich.
    „Meine Lieblingseissorte ist Teaberry.“ Als ich es sagte, konnte ich den herrlichen Geschmack auf der Zunge spüren. „Man bekommt es nicht oft, aber drüben auf City Island gibt es einen Stand. Und Eiswaffeln.“
    Mit hochgezogener Augenbraue warf er mir einen Blick zu. „So?“
    „Ja.“
    Ich hatte es nicht verdient, dass er mir auch nur einen Millimeter entgegenkam, und er tat es nicht. Dafür respektierte ich ihn nur noch mehr. Er lief mir nicht hinterher wie ein kleines Hündchen. Der Wind zerrte an seiner Krawatte, auf der heute Sponge Bob zu sehen war.
    „Vielleicht könnten wir da mal irgendwann zusammen hi?“, schlug ich vor. „Zum Eisessen.“
    Er sah mich wieder an. „Vielleicht.“
    Ich schenkte ihm ein vorsichtiges Lächeln. Er konnte nicht wissen, wie viel Mut mich das kostete, aber andererseits … ich wollte auch gar nicht, dass er es wusste.
    Wir standen eine Weile unbewegt nebeneinander, bis er endlich die Hände aus der Tasche nahm. Das Lächeln, das er mir zuwarf, war nicht so strahlend wie sonst, aber immerhin. „Ich muss langsam zurück.“
    Ich nickte, enttäuscht und erleichtert zugleich, dass er nicht reden wollte. Ich brauchte Zeit, um über alles nachzudenken. Wohin das mit uns führte. Was ich gerne hätte oder nicht.
    „Soll ich dir ein Taxi rufen?“
    Wieder nickte ich. Mein Büro war zu Fuß nicht zu erreichen. „Danke für das Mittagesse?“, sagte ich, bevor ich einstieg. Er winkte, ein mittelgroßer Mann in einem teuren Geschäftsanzug und einer Krawatte, die im Wind tanzte. Ich winkte zurück.
    Mit den besten Vorsätzen stieg ich ins Auto. Mein Elternhaus war nicht weit entfernt, ungefähr vierzig

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